Ratingen Schwanentanz beim Museumsbesuch

Ratingen · Zwei Aufführungen stehen für die Ballettklassen aus Carmen Webers Schule an. Ihr Thema: "Im Museum".

 Als "Arbeit im Prozess" hat Carmen Weber die Choreographie entwickelt, Grundlage waren Bildbetrachtungen.

Als "Arbeit im Prozess" hat Carmen Weber die Choreographie entwickelt, Grundlage waren Bildbetrachtungen.

Foto: D. Janicki

Libellen schwirren umher, Tänzbärchen trollen sich grazil und Räuber stellen auf ihren Beutezügen allerlei Blödsinn an. Zusammen tanzen und springen diese Figuren nicht durchs Märchenbuch. Sie sind Teil der großen Ballettinszenierung mit dem fürs Genre ungewöhnlichen Titel "Im Museum".

Im Turnus von etwa anderthalb Jahren entwickelt Ballettschulleiterin Carmen Weber zusammen mit ihrem Team eine Choreographie, die allen Schülern die Chance zum Auftritt gibt. Sie richtet sich nach "Alter und technischem Können der Einzelnen", erklärt die studierte Sportwissenschaftlerin, die in ihrer ersten Karriere als rhythmische Sportgymnastin für Furore sorgte. Ob vier oder 40 Jahre, in ihrem Institut wird klassisches Ballett unterrichtet, "es ist erstaunlich, wie sich neben den technischen Fähigkeiten auch die Konzentration entwickelt".

Allerdings sollen all die Übungsstunden nicht dazu führen, die nächste Primaballerina zu küren. "Vor allem bei den Aufführungen geht es darum, Spaß zu haben." Denn es wird "vor Publikum, nicht vor Kampfrichtern getanzt". Und im Publikum sitzen oft wohlwollende Menschen, nämlich stolze Eltern und Geschwister, die den Bühnenstars zujubeln möchten. "Und wenn mal ein Tanzschritt misslingt, ist das nie schlimm. Denn die Zuschauer wissen ja gar nicht, was an dieser Stelle wirklich geplant war."

Vorangegangene Veranstaltungen führten durch den "Wandel der Jahreszeiten", in den "Zauberwald", die "Welt der Ozeane" oder ins glitzernde Reich der "Schneeflocken": "Es ist gar nicht leicht, immer wieder passende Themen zu finden." Diesmal also steht der getanzte Museumsbesuch auf dem Programm. Als "Arbeit im Prozess" wurde die Choreographie entwickelt. Grundlage waren Bildbetrachtungen und als Inspirationsquellen entpuppten sich französische Impressionisten wie Edgar Degas ("der hat ja immer wieder wie auf dem Werk "Die Tanzklasse" Tänzerinnen in den Fokus gerückt"), russische Maler sowie berühmter Werke. Zu Vincent van Goghs "Sonnenblumen" oder "Sternenhimmel" werden nun Pliés, Relevés und einige Tour en l'airs - das sind diese federleicht ausschauenden Luftsprünge - präsentiert.

Als "spannende Aneinanderreihung und kreatives Erlebnis" beschreibt Carmen Weber den getanzten, etwa zwei Stunden währenden Museumsbesuch. Dafür war sie zusammen mit den andern Dozenten nicht nur inszenatorisch aktiv, sondern kreierte nach Feierabend die Kostüme. "Kinder lieben es, sich zu verkleiden." Die schwarzen Schwäne zum Beispiel sind Hingucker, für die Libellen wurden Flügelchen gearbeitet, Blütenblätter schmücken die Szene "Blumenwiese" und die Bärchen bekommen Kappen.

"Es sind 180 Kinder, jedes trägt mindestens ein Kostüm", beantwortet Carmen Weber die Frage, wie viele Garderobenteile maßgeschneidert wurden. "Ich habe extra eine neue Nähmaschine gekauft." Das Bühnenbild dagegen fällt spartanisch aus.

"Im Vordergrund steht die Bewegung", außerdem würden aufwändige Kulissen auch den finanziellen Rahmen sprengen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort