Ratingen/Heiligenhaus Schulleiter erzählen von ihren schlechtesten Zeugnisnoten

Ratingen/Heiligenhaus · Erinnern mit Augenzwinkern: Eine RP-Umfrage unter Pädagogen, die Zeugnisse nur noch unterschreiben müssen.

 Dorothea Wessel.

Dorothea Wessel.

Foto: Blazy

Am Zeugnistag ist die Tinte auf den Dokumenten getrocknet. Die Schulleiter haben die Papiere stapelweise unterschrieben. Um eigene Noten geht es natürlich nicht mehr - was Erinnerungen an mehr oder minder qualvolle oder auch erfreuliche Zeugnistage nicht ausschließt. Mehrere Schulleiter erinnern sich augenzwinkernd. Die RP präsentiert eine Auswahl.

 Béatrice Delassalle-Wischert.

Béatrice Delassalle-Wischert.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Sonia Cohen leitet die Realschule Heiligenhaus. Die Rektorin kann sich noch gut an ihr erstes Zeugnis erinnern. "Mitunter störte sie durch Geschwätzigkeit", wurde ihr bescheinigt. Ansonsten war sie eine strebsame Schülerin, hatte aber einen Dickkopf, der ihr im Halbjahreszeugnis der Oberstufe nur zwei Punkte im Fach Politik einbrachte. Schlechte Noten, brauchte sie ihren Eltern aber nicht zu verheimlichen, es gab nie Ärger.

Dorothea Wessel, neue Chefin am Carl Friedrich von Weizsäcker-Gymnasium Ratingen, vergibt erstmal eine gute Note für die "lustige" Frage. Die Schulleiterin kann sich dann aber an kein wirklich schlechtes Zeugnis erinnern, sie war eigentlich immer eine gute Schülerin. Ihr einziges "Sorgenfach" war Sport. "Ich war in der Oberstufe froh, mit meinen Biologieleistungen einen guten Ausgleich gefunden zu haben", sagte sie. Ihren Eltern konnte sie alle Noten zeigen, auch wenn es schon ein klein wenig Druck gab. Denn bei einer "Drei" waren sie nicht ganz so zufrieden.

 Klaus Fischbach.

Klaus Fischbach.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Beatrice Delassalle-Wischert ist bei der Volkshochschule Heiligenhaus für den Fachbereich Sprachen zuständig. Ihre Zeugnistag-Memoiren: "Meine Güte: schlechtestes Zeugnis. Das liegt eine Weile zurück! Bei mir war es in der 6. Klasse - eine Fünf in Englisch! Unsere Lehrerin (eine Endfünfzigerin der alten Schule) las die Noten beim Zurückgeben der Klassenarbeiten nie laut vor, aber sie überreichte jedem Schüler sein Heft persönlich. Sie hatte dabei ein ihr eigenes System entwickelt: Die Hefte wurden in einem hohen Stapel präsentiert und von oben nach unten verteilt, wobei oben die Eins++ lagen, gefolgt von den Einsen, dann nach unten gehend immer schlechter werdend. Mein Heft war von knapp dreißig Schülern fast das allerletzte, das ausgegeben wurde, was mir signalisierte, dass die Arbeit ganz schön verhauen sein musste. Die Fünf in roter Schrift - ein Albtraum wahr geworden, grauenvoll! Ich war ja sehr strebsam." Die Folge. Regelmäßiges Üben zu Hause. Das Ergebnis: Nach einem halben Jahr bereits stand ich auf einer sehr guten Zwei, hatte richtig Spaß im Englischunterricht."

Britta Berschick, Leiterin des Heiligenhauser Kant-Gymnasiums: "Ich denke, es war das 7. Schuljahr, in dem ich ein nicht so gutes Zeugnis hatte. Irgendwie war ich in der zweiten Fremdsprache, die damals noch im 7. Schuljahr begann, nicht so erfolgreich. Bedrückt ging ich am Zeugnistag nach Hause, und als ich in unsere Straße einbog, stand ein Krankenwagen vor der Haustür. Mein jüngerer Bruder war beim Klettern aus dem Baum gefallen, er hatte sich das Ellenbogengelenk gebrochen. Im Hausflur standen schon die gepackten Koffer, eigentlich wollten wir an die Nordsee fahren. Einziger Kommentar meiner Mutter: ,Ein Unglück kommt selten allein!' Über mein Zeugnis ist nie wieder gesprochen worden."

Klaus Fischbach, Leiter der Käthe-Kollwitz-Realschule in Ratingen West: "Einser" gab es bei den Zeugnissen des Rektors nicht. "Es gab schon hier und da mal eine "Vier", vor allem in der gymnasialen Oberstufe in Latein, aber ansonsten war ich eher ein Zweier-/Dreierkandidat", sagt er. Eltern akzeptierten die Beurteilungen der damaligen Lehrer, baten ihren Filius lediglich um Besserung, wenn es mal nicht ganz so gut lief.

(RP)
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