Ratingen Schüler bearbeiten Steine für ihren Hof

Ratingen · Berthold Welter baut mit Regenbogenschülern Bänke aus Stein und Holz - eine von vielen Aufgaben der Projektwoche.

 Kraft und Geschick sind gefragt: Bildhauer Berthold Welter bearbeitet mit Schülern an der ehemaligen Grundschule Moselstraße Steine.

Kraft und Geschick sind gefragt: Bildhauer Berthold Welter bearbeitet mit Schülern an der ehemaligen Grundschule Moselstraße Steine.

Foto: dietrich janicki

Keine Frage: Auf diesem Schulhof sind ungewöhnliche Arbeiten im Gang. Schon auf einige Entfernung erkennt der Besucher an der Moselstraße das rotweiße Flatterband, typisch für Absperrungen sicherer Baustellen. Bloß: Der Großteil der Bauarbeiter - das sind Schüler der Regenbogenschule, die hier seit Januar ihr neues Domizil hat. Zurzeit läuft ihre erste Projektwoche - und alles dreht sich um den Schulhof der wiederbelebten Grundschule, die zuvor über Jahre leergestanden hatte.

Mittendrin im stetig anwachsenden Trubel steht Berthold Welter. Auf die Frage, womit die Projektwoche in der Unterilp für ihn denn anfange, hat der Bildhauer und Pädagoge eine entwaffnende Antwort parat: "Ich falte gerade eine Decke zusammen." Weil das dem Fragenden auch nicht entgangen ist, kommt direkt ein Augenzwinkern hinterher. Und Erklärungen dazu, was er mit den Schülern in dieser Woche alles auf die Beine stellen will. Dazu braucht er, außer der Decke, einen Pickup-Transporter, eine Sackkarre - und Steinbrocken mit einem Gewicht zwischen 100 und 200 Kilo pro stück. "Die habe ich aus der Eifel mitgebracht", erklärt er. Schnell lernen die Schüler, wie ein Experte mit solch schwerer Last auf Rollen auch Unterilper Treppenstufen überwindet. Dann sind die Steine an Ort und Stelle. Welters Erklärung lässt alle staunen: "Die sind 450.000 Jahre alt und kommen aus einem Vulkan. Der hat sie einfach ausgehustet."

Dahinter, an einer Wand, hängt zu Beginn der Woche auch schon die Konstruktionsskizze. Aus der Grundschülergruppe, fürs erste inter dem Flatterband aufgestellt, kommen eigene Ansichten dazu, was mit den Steinen zu tun ist. "Die muss man hacken", heißt es. "Und dabei darf man nicht reden, sonst fliegen einem Krümel in den Mund", soviel weiß der sechsjährige Elyesa schon.

Denn es geht um das, was der Bildhauer "die schöne Arbeit des Meißelns", nennt. Oder es so umschreibt: "Wir werden die Steine ganz dünn schälen, immer ganz dünne Schichten mit Meißel und Holzhammer abtragen." Am Ende sollen je zwei Steinblocks die Basis für eine Schulhofbank bilden. Zwischen ihnen dann: eine Planke aus Holz. So steht es in den Skizzen auf Pappe. Aber Welter weiß auch: "Erwachsene haben immer feste Pläne - aber Kinder sind gerade hier nicht Gehilfen, sondern selber Künstler." Davon macht sich auch Lehrerin und Initiatorin Ute Küppersbusch ein Bild. Während Bildhauer Welter zeigt, wie man eine Schutzbrille richtig auf- und den Meißel ansetzt, hat sie sich in anderen Projektgruppen umgeschaut. "Hinter dem Gebäude sollen weiden gepflanzt werden. Aber erst wollten alle Regenwürmer retten", kommentiert sie schmunzelnd.

Vor und hinter dem rotweißen Flatterband ist die Woche über Wechsel angesagt - alle sollen mal mit Hammer und Meißel gearbeitet haben. Für mehr Farbe sorgt auf dem Schulhof eine komplett neue Bemalung. Auch von Schülerhand.

(RP)
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