Ausstellung passend zum Lutherjahr Schätze erzählen Kirchengeschichte

Ratingen · Am Freitag wird im Museum der Stadt eine Ausstellung passend zum Lutherjahr eröffnet.

 Wiebke Siever, Alexandra König, Pfarrer Stephan Weimann (v.l.) mit einer Bibel aus Hösel und einer Abendmahlgarnitur aus der evangelischen Gemeinde Hösel.

Wiebke Siever, Alexandra König, Pfarrer Stephan Weimann (v.l.) mit einer Bibel aus Hösel und einer Abendmahlgarnitur aus der evangelischen Gemeinde Hösel.

Foto: Achim Blazy

Das Lutherjahr rüstet sich andernorts zum Endspurt - nicht so in Ratingen. Hier geht es nicht um ein Jubiläumsjahr, hier stehen einfach mal zeitlose evangelische Kostbarkeiten zur Betrachtung bereit, ganz ohne offenbare Verbindung zum Thesenanschlag und dessen Erinnerungsanspruch. Der Tiefenbroicher Pastor Stephan Weimann, Sammler sinnvoller, kirchlicher Güter, Schriften und Erinnerungen, hatte schon im Jahr 2014 die Idee zu einer solchen Ausstellung. Und nun wird sie am Freitag, 20. Oktober, um 18 Uhr mit Reden und Musik angemessen eröffnet.

Mit einem künstlerischen Scherz - zwei Luthergestalten aus rotem Kunstmaterial, knapp einen Meter hoch und vom Künstler Ottmar Hörl für Wittenberg gestaltet - wird in die Ausstellung geführt. Und dann kann man sehen, wie vielleicht bislang Übersehenes eigentlich wichtig wird, wie bereits Betrachtetes, das in einen geschichtlichen Zusammenhang gestellt wird, zu ganz neuer Wichtigkeit wächst.

Wer hat, wenn auch noch katholischen Glaubens, genau im Kopf, wie etwas für auf den Kopf - ein Barett - nun genau aussieht, wie das mit dem Klingelbeutel funktioniert und wie der überhaupt genau ausschaut. Stempel, Abendmahlsgeschirr, Siegel, silberne Kannen und Brotteller, Opferstock und Gesangbücher zeugen von gediegenem Wohlstand. Nichts ist protzig, nichts überschwänglich, alles bleibt im Rahmen.

Auch Baupläne geben Kunde vom früheren Gestalten. So stand die Stadtkirche, am Rand der damaligen Stadt erbaut und damit nahe dem Lintorfer Tor, nicht etwa nah an der Straße, sondern zurück gesprungen hinter einer Mauer und lud ohne Turm zu Predigt und Gebet. Die Waldkirche in Linnep zum Beispiel durfte sehr wohl vorgerückt errichtet werden. Da war ein weltlicher Herrscher zugänglicher.

Es gab eine lutherische Gemeinde mit einem Gotteshaus, nicht weit von Markt und heutiger Düsseldorfer Straße.

Im Jahr 1584 wird erstmals eine reformierte Gemeinde erwähnt, 100 Jahre später wird die Kirche eingeweiht. Einen Turm, der im Aussehen wie viele andere sozusagen von der Stange kam, gab es erst später. Um dieselbe Zeit siedelte sich die Orgelbauer-Familie Weidtmann gegenüber der Kirche an. Peter Weidtmann heiratete ein Ratinger Mädchen und legte auch den nötigen Bürgereid ab. Auch darüber gibt es ein Dokument.

Zu den Ausstellungsstücken gehört unter anderem eine goldene Unionsmedaille des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. aus dem Jahr 1820. Er hatte 1817 die reformierten und lutherischen Gemeinden im Rheinland zum Zusammenschluss, zur sogenannten Union, aufgefordert. In Ratingen wurde dieser Zusammenschluss freiwillig, ziemlich reibungslos und vollständig vollzogen. Was der König honorierte.

Bis zum 4. Februar können sich Interessierte die Ausstellung während der üblichen Öffnungszeiten ansehen. Es gibt immer wieder Führungen, die auch übers Internet angekündigt werden.

Die erste zum Beispiel ist für Donnerstag in einer Woche, 26. Oktober, um 13 Uhr als eher kurze Mittagsführung vorgesehen.

Am kommenden Freitag werden bei der Vernissage außer Museumschefin Alexandra König Bürgermeister Klaus Pesch Kirchenkreis-Vertreter Jürgen Artmann, Presbyteriums-Vorsitzender Jürgen Lindemann und Pastor Gert Ulrich Brinkmann sprechen. Der Gospelchor "Singing Westside" singt, von Martin Hanke geleitet.

(gaha)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort