Kreis Mettmann Riesige Zwerge und kleinwüchsige Größen

Kreis Mettmann · "Steht die Sonne tief genug, werfen selbst Zwerge lange Schatten." Dass Vieles eine Frage der Perspektive ist, beweist die Schau "Zwerge & Riesen" im Neanderthal Museum.

 Alles bloß eine Frage der Perspektive: Bärbel Auffermann wirkt daumennagelgroß, weil sie auf dem überdimensionierten Stuhl sitzt. i

Alles bloß eine Frage der Perspektive: Bärbel Auffermann wirkt daumennagelgroß, weil sie auf dem überdimensionierten Stuhl sitzt. i

Foto: Dietrich Janick

Einer der wohl berühmtesten seiner Zunft ist Alberich. In der germanischen Mythologie sowie Richard Wagners "Ring der Nibelungen" spielt der Zwerg eine wichtige Rolle und kam durch den Münsteraner "Tatort" zu aktueller Fernsehprominenz. Zwerge gibt es aber nicht bloß im Märchen. Wie die Ausstellung "Zwerge & Riesen. Eine Frage der Perspektive", die ab heute im Neanderthal Museum zu erleben ist, auf ebenso wunderbare wie interessante Weise zeigt.

 Kleine und große Menschen - wie hier als Bild in der Ausstellung - werden unterschiedlich wahrgenommen.

Kleine und große Menschen - wie hier als Bild in der Ausstellung - werden unterschiedlich wahrgenommen.

Foto: Neanderthal Museum

"Natürlich ist die erste Assoziation mythisch", erklärt Melanie Wünsch, verantwortlich für das Konzept der im Kellergeschoss an der Talstraße gezeigten Schau. Bereits in der griechischen Mythologie wimmelt es nur so von Giganten und Titanen, angefangen bei Atlas, der quasi mit links das Himmelsgewölbe stützt, bis zu Feuerbringer Prometheus. Weniger dramatisch, dafür wohlig gruselig oder poetisch heiter geht es später in verschiedenen Märchen weiter.

Vorbei an "Dirkules", The German Wunderkind Nowitzki, und Karl dem Großen betritt der Besucher dieses Märchenreich durch eine Tür. "Sie führt in ein Jugendzimmer" und das hier aufgestellte Bett ist tatsächlich als temporäre Ausruhfläche zum Lesen gedacht, wie Melanie Wünsch erklärt. "Im Regal stehen Märchenbücher der Weltliteratur und die dürfen gelesen werden." Wer dann genug von Erich Kästners wundervoller Geschichte "Der kleine Mann", tradierten Grimmschen Märchen wie dem "Tapferen Schneiderlein", Tolkiens "Hobbit" oder Cornelia Funkes "Tintentod" hat, kommt zu einem Monitor mit "abgefahrenem Animationsfilm". Gezeigt wird eine Walisische Sage, die es in sich hat.

Aber nicht bloß in Mythen, Sagen und der Volkskunde tummeln sich die kleinwüchsigen Trolle und überdimensionierten Menschen. Tatsächlich gab und gibt es in allen Gesellschaften hoch gewachsene Menschen und Leute, sie sich mit entsprechenden Absätzen zu behelfen wissen. Beispiele sind besagter Basketballspieler Dirk Nowitzki (2,13 Meter) und Weltfußballer Lionel Messi, der Dank in seiner Jugend verabreichten Wachstumshormonen auf das Gardemaß von 169 Zentimetern kommt. "Angeblich werden die Menschen immer größer. Ein lineares Wachstum aber ist wissenschaftlich nicht nachweisbar", erläutert dazu Melanie Wünsch an entsprechenden Schautafeln und Exponaten.

Wie lang der steinzeitliche Oberschenkelknochen war und wie viele Zentimeter er bei Durchschnittsleuten jetzt misst, sind weitere Eckpunkte. "Die Gene legen neben weiteren Faktoren die Körperlänge fest." Offensichtlich spielt auch die Art der Ernährung eine Rolle; so sind in einem schräg verlaufenden Schaukasten unterschiedlichste Lebensmittel - manche als gutes Mittel zum Leben, andere als Nahrungsergänzungsmittel mit nicht nachweisbaren Funktionen.

Typisch für eine ausdrücklich familientaugliche Ausstellung ist, dass ein gewisser spielerischer Anteil natürlich nicht fehlt. Wie es sich anfühlen könnte, ein Zwerg inmitten von Riesen zu sein, kann jeder selbst bei einer Kraxelei erproben. Zu erklimmen gilt es einen überdimensionierten Stuhl, und wer darauf Platz genommen hat, gibt sicher ein hübsches Fotomotiv ab.

(RP)
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