Martin Dahlmann Regionale Produkte statt Globalisierung

Ratingen · Beim Bauerntag in Erfurt diskutierten Landwirte mit Politikern über Entwicklungen und Probleme in der Landwirtschaft. Vor allem wachsende Auflagen und Vorschriften stellen die Bauern vor Probleme.

"Der Druck wird größer. Das bedeutet, dass manche Betriebe aufgeben müssen", sagt Martin Dahlmann.

"Der Druck wird größer. Das bedeutet, dass manche Betriebe aufgeben müssen", sagt Martin Dahlmann.

Foto: Achim Hüskes

KREIS METTMANN Vor kurzem fand in Erfurt der Deutsche Bauerntag 2015 statt, das höchste "Bauernparlament". Landwirte trafen sich mit Politikern und diskutierten über die Zukunft der Landwirtschaft. Auch Martin Dahlmann, Vorsitzender der Bauern im Kreis Mettmann, war dabei und zieht im Gespräch mit der Rheinischen Post ein Fazit.

Um welche Themen ging es in Erfurt?

Dahlmann Der Bauerntag ist eine Zusammenkunft der Kreisvorsitzenden, es ist also eher eine politische Veranstaltung, bei der grundlegende Probleme und Entwicklungen besprochen werden. In diesem Jahr stand der Bauerntag ganz im Zeichen des Wandels.

Inwiefern?

Dahlmann Das Bild der Bauern in der Öffentlichkeit ist schwierig. Wir Landwirte versuchen, unsere Arbeit so gut und nachhaltig wie möglich zu machen. Aber es gibt immer mehr Auflagen, immer mehr Gesetze und Vorschriften, die viele Landwirte vor Probleme stellen.

Warum ?

Dahlmann Weil es Geld kostet, diese Auflagen umzusetzen und es den Strukturwandel fördert.

Gibt es dafür Beispiele?

Dahlmann Es gibt etwa die Vorgabe, dass bei der Haltung von mehr als 1500 Schweinen Luftfilter im Stall installiert werden müssen. So eine Anlage kostet 50 000 Euro und muss erstmal finanziert werden.

Sind die Gesetze und Regeln die einzigen Probleme, mit denen sich Landwirte auseinandersetzen müssen?

dahlmann Gerade in Ballungszentren wie bei uns sind die Begehrlichkeiten groß, was Flächen angeht. Die Städte wollen weiterwachsen, die Infrastruktur, etwa für Landstraßen und Autobahnen, muss dazu weiter ausgebaut werden. Zugleich müssen für die Versiegelung Ausgleichsflächen geschaffen werden.

Welche Folgen haben diese Entwicklungen für die Kreisbauern?

dahlmann Der Druck wird größer. Das bedeutet, dass manche Betriebe aufgeben müssen. Auf der anderen Seite haben sich die Landwirte im Kreis auf aktuelle Trends eingestellt. Denn immer mehr Menschen wollen Bio-Produkte oder zumindest regionale Produkte kaufen. Sie wollen wissen, wo ihr Essen herkommt.

Wie haben sich die Mettmanner Landwirte darauf eingestellt?

Dahlmann Inzwischen hat fast jeder Betrieb seinen eigenen Hofladen, oder die Betriebe arbeiten zusammen. Die Direktvermarktung ist eine Antwort auf die Globalisierung. Viele Landwirte bieten inzwischen andere Dienstleistungen an, etwa auf dem Bauernhof Geburtstag zu feiern oder Ähnliches. Man muss immer wieder nach Lösungen suchen. Einige Betriebe haben etwa mit dem "Urban Gardening" angefangen. Die Landwirte vermieten dabei Parzellen, auf denen Kunden ihr eigenes Gemüse oder Salate anbauen und ernten können.

Apropos ernten. Die Ernte hat begonnen. Können Sie ein erstes Fazit ziehen?

Dahlmann Momentan ist die Gerste dran. In diesem Jahr hat vor allem das Wasser gefehlt. Es wird also kein Rekordjahr, aber auch keine Missernte. Eben durchschnittlich. Der Weizen ist bis Ende Juli dran, und da haben wir an den Pflanzen schon Trockenschäden entdeckt. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, aber am Ende bekommen wir das, was die Natur uns gibt.

Bei all diesen Herausforderungen, haben die Landwirte eigentlich Nachwuchssorgen?

Dahlmann Nein. Die Schulen sind gut besucht, wir bilden den Nachwuchs gut aus. Einen Mangel gibt es nicht.

CHRISTIANE BOURS STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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