Ratingen Reformation - mehr als ein Stück Geschichte

Ratingen · "Mahlzeit Dr. Luther" hieß es am Reformationstag in der Stadtkirche. Pfarrer Schulte bat zur Suppe.

Ratingen: Reformation - mehr als ein Stück Geschichte
Foto: Blazy, Achim (abz)

Frank Schulte ist nicht bloß Pfarrer, er ist auch Hobbykoch. Und deshalb hatte er bei den Feierlichkeiten zum Reformationstag in der Stadtkirche mit am meisten zu tun. "Herr Schulte vertritt heute zum einen unseren Superintendenten Frank Weber, der terminlich verhindert ist, zum anderen ist er aber auch für die Verpflegung zuständig", erklärte Pfarrer Gert Ulrich Brinkmann den zahlreichen Gästen an der Lintorfer Straße. Um diesen Tag zu feiern, hatten zahlreiche helfende Hände dafür gesorgt, dass die üblichen Kirchenbänke verschwanden und lange Tischreihen mit liebevoller Dekoration an ihre Stelle traten. Dort nahmen nicht nur zahlreiche Politiker wie die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese und ihre Landtagskollegin Elisabeth Müller-Witt Platz, sondern auch junge Gäste, über die sich Brinkmann besonders freute: "Es ist toll, dass auch der gesamte Religionskurs der zwölften Jahrgangsstufe des Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasiums hier ist."

Obwohl Bürgermeister Klaus Pesch eigentlich nur eine kurze Begrüßungsrede halten wollte, nutzte er die Gelegenheit, den Menschen aufgrund der aktuellen Lage ins Gewissen zu reden - und das sogar sehr intensiv: "Dass die Werte unserer Gesellschaft von nahezu allen Menschen dieser Stadt hochgehalten haben, haben wir im Frühjahr erst bewiesen. Schulter an Schulter standen damals Ratinger der verschiedensten Religionen und Kulturen auf dem Marktplatz und haben ein Zeichen gegen den Hass gesetzt", erinnerte der Verwaltungschef an die größte Kundgebung der jüngeren Geschichte in der Stadt. Pesch zeigte sich überzeugt davon, dass dieser Geist noch immer durch die Stadt weht: "Zu wissen, dass wir in dieser Stadt so sind, hilft mir besonders in diesen Tagen, in denen wir gemeinsam versuchen, anderen Menschen zu helfen." Allerdings machte Pesch auch klar, dass das nicht einfach ist: "Für uns alle ist das jetzt eine völlig neue Erfahrung, die wir in der kommenden Zeit bewältigen müssen."

Es waren Worte, die an diesem denkwürdigen Tag für die evangelische Kirche auch noch nachhallten, als die fleißigen Hände die exklusive Schulte-Suppe auf den Tisch bekamen. Und noch ein anderer Satz von Pesch blieb bei den Anwesenden hängen - und der hatte diesmal nicht einmal etwas mit der Flüchtlingskrise zu tun: "Ich bin froh, dass wir uns hier über Konfessions- und Parteigrenzen eingefunden haben und so zeigen, dass der 31. Oktober mehr als Halloween ist."

(wol)
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