Heiligenhaus Realschüler setzen Zeichen für Frieden

Heiligenhaus · Zusammen mit Freunden der Schule hinterließen junge Künstler mit dem Projekt "Engel der Kulturen" gestern einen bleibenden Eindruck in der Stadt - zu sehen auf dem Rathausvorplatz.

 Bevor sie auf dem Rathausplatz die Bodenintarsie des Projekts "Engel der Kulturen" verlegten, zogen Schüler mit einer rollenden Skulptur durch die Stadt an Moschee, an "Stolpersteinen" und Kirchen vorbei.

Bevor sie auf dem Rathausplatz die Bodenintarsie des Projekts "Engel der Kulturen" verlegten, zogen Schüler mit einer rollenden Skulptur durch die Stadt an Moschee, an "Stolpersteinen" und Kirchen vorbei.

Foto: achim blazy

Bunt wie die Welt war es gestern auf dem Rathausplatz. Es war das Finale einer ganz besonderen Aktion, mit der die Unesco-Realschule dazu eingeladen hatte, gemeinsam nicht nur deren 50. Geburtstag zu feiern - sondern vor allem die Vielfältigkeit. Mit dem Kunstprojekt "Engel der Kulturen" der beiden bildenden Künstler Gregor Merten und Carmen Dietrich wurde damit zum Symbol, was nicht nur in der Realschule gelebt wird, sondern auch in der Stadt. Der "Engel der Kulturen" ist ein Ring, der die Symbole von drei Religionen in sich trägt, ganz durch Zufall sei der freie Raum innerhalb des Rings zu einem Engel geworden, erzählt die Künstlerin Carmen Dietrich.

Dieser Engel ist Namensgeber für eine Aktion, die gestern Schüler der weiterführenden Schulen, der Grundschule St. Suitbertus und den Nachwuchs des St. Ludgerus-Kindergartens zusammengeführt hat. Vor dem Rathaus trafen sich auch Vertreter von in Heiligenhaus gelebten Religionen, die Imame der beiden Moschees sowie die Hirten aus der evangelischen und katholischen Gemeinde. Sie alle haben den "Engel der Kulturen" als schwere, rollende Skulptur durch die Stadt geschoben, von der Realschule ging es zur Ditib-Moschee, zur Kirche St. Suitbertus, zur Alten Kirche und zu den Stolpersteinen, bevor der ungewöhnliche Zug am Rathausplatz ankam.

Dort wurde das eindrückliche Symbol in kleinerer Form vor dem Rathaus in den Boden eingelassen. In 70 Städte europaweit, von Istanbul bis Hamburg, von Brüssel bis Sarajevo, haben die Künstler diese Aktion bisher gebracht - nd damit schlagen sie Brücken. Die Intarsie, die in Heiligenhaus im Boden versenkt wurde, ist in der Vorgängerstadt, in Herten, mit dem Schneidbrenner von Bürgern erstellt worden. So haben Heiligenhauser Realschüler die Intarsie geprägt, die am 17. Mai in Duisburg verlegt wird. "Auf diese Weise werden alle Städte symbolisch verbunden", sagen die Künstler. Die beim Ausbrennen entstandenen inneren Formen - am Rand mit Ort und Datum der Entstehung beschriftet - werden aufeinanderliegend geschichtet und bilden die stetig wachsende "Engel der Kulturen-Säule", die in Jerusalem zur Aufstellung kommen soll, um in dieser konfliktbeladenen Hauptstadt der drei Weltreligionen zu dokumentieren, wie viele Menschen durch die Mitwirkung an diesem Kunstprojekt für friedliches Zusammenleben aller Kulturen in dieser Welt eintreten. In Heiligenhaus ist das Symbol auf präsentem Platz angekommen: "In die Mitte der Mitte", wie Bürgermeister Jan Heinisch erklärte. Er erinnerte an die Ringparabel, die Lessing in "Nathan der Weise", als Antwort auf die Frage nach der richtigen Religion gab, nämlich, dass sie alle gleich sind. Das Projekt des "Engels der Kulturen" sei eine fantastische Idee, die den Sinn fast schon in poetischer Form wiedergebe. Gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Rechtsextremismus und Fundamentalismus jeder Art sprachen sich auch die Schüler aus, dies in verschiedenen Herkunftssprachen. Was ist die wahre Religion? Menschlich sein. Glauben kann dann jeder, was er möchte.

Die folgenden Worte wurden gestern in verschiedenen Sprachen auf dem Rathausplatz bei der Einsetzung der Intarsie von Schülern vorgetragen. "Wir leben in einer Welt. Wir lassen einander zu und geben uns gegenseitig Raum zur Entfaltung. Mitmenschlichkeit und Achtung vor der Schöpfung prägen die von allen gebildete Mitte. Wir sind einander verbunden und werden nur gemeinsam und friedlich die Zukunft gestalten können."

(RP)
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