Ratingen Rathaus frühestens im Herbst 2018 fertig

Ratingen · Erst 2016, dann 2017 - die Stadt muss von ihren Planungen immer mehr abweichen und steckt in einem Dilemma.

 Stillstand seit vielen Monaten: Für Politik und Verwaltung geht es nun darum, das Neubau-Projekt voranzubringen. Der Rat muss entscheiden. Zu einer Sondersitzung im Januar wird es nicht mehr kommen.

Stillstand seit vielen Monaten: Für Politik und Verwaltung geht es nun darum, das Neubau-Projekt voranzubringen. Der Rat muss entscheiden. Zu einer Sondersitzung im Januar wird es nicht mehr kommen.

Foto: Achim Blazy

Von einer Lachnummer will noch niemand offen sprechen. Doch Spott und Frust sind unterschwellig spürbar- so in den Reihen der Bürger Union (BU). Ein Ratsmitglied der Wähler-Gemeinschaft meinte vor dem Empfang des Bürgermeisters in der Stadthalle doch prompt: "Man muss sich doch nur mal das St. Marien-Krankenhaus ansehen. Dort kriegt man einen Neubau innerhalb eines Jahres hin."

Auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt: Das Erstaunen in Bürgerschaft und Politik ist angesichts des massiven Zeitverzugs bei diesem wichtigen Innenstadt-Projekt mittlerweile riesengroß. Und auch die Frage, warum man ein Rathaus an dieser Stelle überhaupt noch braucht, wird immer häufiger genannt.

Tenor: Das Zusammenspiel der Dienststellen funktioniert auch ohne Zentrale, das Bürgerbüro liegt gut erreichbar im Medienzentrum. Da könnte man das Rathaus-Projekt, salopp formuliert, in die Tonne kloppen. Doch so einfach ist die Sache nicht. Die europaweite Ausschreibung für das Verfahren ist sehr komplex, am Fortbestand des alten Ratstraktes, der in die Planungen einbezogen wurde, hängen Fördergelder in Millionen-Höhe.

Mit anderen Worten: Man muss das Projekt, das einst mit rund 28,8 Millionen Euro veranschlagt wurde, konsequent durchziehen. Der Zeitplan ist - aus diversen Gründen - mittlerweile erheblich durcheinandergeraten. Ursprünglich sollte es im Januar eine Sondersitzung des Rates geben. Doch dies wird nicht klappen. Wie Bürgermeister Klaus Konrad Pesch auf RP-Anfrage mitteilte, soll es noch in dieser Woche eine Vorlage zum weiteren Vergabeverfahren geben. Das habe er mit seinem Kollegen, dem Technischen Beigeordneten Jochen Kral, abgestimmt. Sollte es so kommen, dann könnte die Politik diese Ausarbeitung noch vor der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 2. Februar beraten. Die nächste reguläre Sitzung des Rates ist am 16. Februar. Wie die RP berichtete, wurden die beiden potenziellen Generalunternehmer (GU) nach Sichtung der Unterlagen aus formalen Gründen ausgeschlossen.

Es gibt nun zwei Möglichkeiten: 1. Man könnte ein Verhandlungsverfahren anschieben mit dem Ziel, einen dieser Bewerber (oder auch einen ganz anderen) verpflichtend als GU ins Projektboot zu nehmen. 2. Das Projekt wird in Einzelausschreibungen zerlegt (ohne GU). Die zweite Lösung gilt angesichts der Größe des Bauvorhabens als unwahrscheinlich. Die BU hat das langwierige Verfahren schon vor einigen Monaten massiv kritisiert und sich damals für diesen Weg ausgesprochen: weg von der Vergabe an einen GU, hin zur eigenen Steuerung der Einzelgewerke. Ein Vorstoß, der für großen Wirbel gesorgt hat.

Pesch favorisierte gestern erneut die Vergabe an einen GU. Sollte man tatsächlich einen finden und bis zum Sommer alle planungstechnischen und juristischen Fragen geklärt haben, so könnte man anschließend mit dem Neubau beginnen. "Wir wären dann im Herbst 2018 mit dem Projekt fertig", so der Verwaltungschef, "wir gehen von einer Bauzeit von rund zwei Jahren aus."

Sollte es so kommen, dann hätten sich die Arbeiten und Planungen um rund zwei Jahre verzögert. Zur Erinnerung: Der Abschluss der Baumaßnahme war ursprünglich für Ende 2016 vorgesehen.

(RP)
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