Ratingen Purple Schulz begeistert alle

Ratingen · Auftakt des Voices-Festivals: Der Kölner zeigt, dass er ein sehr vielseitiger Musiker ist. Am Ende stehen alle Fans auf.

 Rüdiger Purple Schulz gab zum Auftakt des Stimmen-Festivals ein grandioses Konzert im Stadttheater, in dem leider einige Zuschauerreihen leer blieben.

Rüdiger Purple Schulz gab zum Auftakt des Stimmen-Festivals ein grandioses Konzert im Stadttheater, in dem leider einige Zuschauerreihen leer blieben.

Foto: Dietrich Janicki

Rüdiger Purple Schulz war direkt beim Du. Und dabei blieb es auch. Es war eine Art Familientreffen im Stadttheater. Dort gab es den Auftakt des neunten Stimmen-Festivals namens Voices.

Dies vorab: Einige, die zur Pause den Saal verließen, werden dies möglicherweise bereut haben. Denn im zweiten Tal zeigte der 61-Jährige im Zusammenspiel mit Markus Wienstroer (Geige und Gitarre), wie vielseitig er ist. Purple Schulz wird gerne auf seine Hits "Verliebte Jungs", "Kleine Seen" und "Sehnsucht" reduziert - schöne Lieder, die man ein Leben lang nicht vergisst.

Und viele, die im längst nicht ausverkauften Saal dem bestens eingespielten Duo zuhörten, werden auch wegen dieser Songs gekommen sein.

Aber Purple Schulz kann weitaus mehr. Er kann Geschichten erzählen, unterhalten, feinfühlig erklären, wie Lieder in Zusammenarbeit mit Eri, seiner Ehefrau und Managerin, entstanden sind. Der Bach-Fan zeigt, dass er ein sicheres Gespür für die feinen Verästelungen einer Komposition hat.

Purple Schulz ist kein Schlager-Fuzzi. Er ist ein Künstler, der sich einmischt, dem man es abnimmt, dass er stolz darauf ist, einen Song ("Schweigen") seines Sohnes Ben vortragen zu dürfen. Zu Beginn des Konzerts hatte er angekündigt, dass die Zuhörer eine Achterbahnfahrt erleben werden. Und so kam es auch.

Den wohl stärksten Moment lieferte er mit dem Lied "Sehnsucht", das er zusammen mit Wienstroer in wunderbar reduzierter Form präsentierte: kein Schnickschnack, pure Physis, pure Stimme, klares Gitarrenspiel.

Immer wieder gab es kleine Geschichten zwischendurch. So erzählte der "kölsche Jong", dass er immer am Aschermittwoch ein Konzert in einer Psychiatrie gibt, auch "weil die Zahl der Bekloppten da drinnen überschaubar ist". Purple Schulz sprach vom "Wahnsinn da draußen" und davon, wie wohltuend es sein kann, in einem geschützten Rahmen spielen zu können - sozusagen Wellness für die Seele.

Am Ende des zweieinhalbstündigen Konzerts war jedem Besucher klar: Dieser Mann hat einfach Spaß an seiner Musik. Und Wienstroer, dieser wirklich hervorragende Gitarrist, ist der ideale Partner auf der Bühne.

Schade nur, dass die Stadt es versäumt hatte, ein paar nette Grußworte ans Publikum zu richten. Das ist bei diesem Festival normalerweise üblich. So stand Uwe Muth, der zur künstlerischen Leitung gehört, alleine auf der Bühne.

Was Muth und seinen Kollegen Peter Baumgärtner freuen kann: Purple Schulz war künstlerisch ein Volltreffer - das passt in die Tradition dieses Stimmen-Festivals, das schon so manche Überraschung hervorgezaubert hat. Man denke nur an die überragende Vorstellung von Klaus Major Heuser, früherer Gitarrist der Kölner Band BAP - ein Konzert, das man nicht vergisst. Und so war es auch bei Purple Schulz, der die Ratinger und Besucher aus der Region mitnahm in seine Welt aus Sorgen und Nöten, aber auch aus ganz viel Zufriedenheit.

(RP)
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