RP-Serie: Die Spezialisten Pioniere kämpfen gegen Übergewicht

Heiligenhaus · Till Hasenberg begleitet im Niederberger Helios Klinikum seit Anfang des Jahres krankhaft übergewichtige Patienten.

 Helios Klinik Velbert, Spezialisten Adipositas Chirurgie (v.l.): Dr. med. Till Hasenberg, Sandra Vogelpoth, Dr. med. Sandra Kautt

Helios Klinik Velbert, Spezialisten Adipositas Chirurgie (v.l.): Dr. med. Till Hasenberg, Sandra Vogelpoth, Dr. med. Sandra Kautt

Foto: Achim Blazy

Zwei Prozent der Deutschen sind krankhaft übergewichtig. Das sind etwa 1,6 Millionen Menschen, deren Leben oftmals von Diabetes, Fettlebern, Atemstörungen, Herz-Kreislaufbeschwerden und Depressionen geprägt ist. "Adipositas ist eine Krankheit, hinter der ein Leidensweg steckt, der sich auf das ganze Leben auswirkt", sagt Privatdozent Till Hasenberg.

Er ist Chefarzt der neu gründeten Klinik für Adipositas- und Metabolische Chirurgie am Helios Klinikum Niederberg und leistet damit seit Anfang des Jahres quasi Pionierarbeit. "Es war absolut nicht schwer, mich hier einzugewöhnen, ich habe quasi offene Türen eingerannt. In anderen Kliniken steht man auf der Bremse, hier kann ich einfach machen", sagt der 43-Jährige, der in Velbert nun ein Angebot prägen kann, das immer mehr Menschen suchen. "Der Trend zum Übergewicht steigt weltweit, auch bei Kindern."

Als übergewichtig gilt man ab einem BMI (Body-Maß-Index) von 30. Das ist beispielsweise ein 1,75 Meter großer Mann mit 92 Kilogramm Körpergewicht. Eine Operation sei aber nur ein Schritt in einer Behandlungskette, betont der Facharzt. "Ernährungsberatung, Bewegungstherapie sowie psychologische Betreuung gehören ebenfalls dazu und das auch über eine Operation hinaus." Gemeinsam mit anderen Fachdisziplinen, wie etwa der Plastischen Chirurgie, möchte man deswegen am Velberter Standort gute interdisziplinäre Bedingungen schaffen und für Vernetzung, beispielsweise mit den Hausärzten sorgen.

Klinik-Geschäftsführer Niklas Cruse ist über den guten Ruf Hasenbergs auf ihn aufmerksam geworden: "Die Idee für diese Fachrichtung hier hatte ich schon länger. Und ich wusste, er war der Richtige, um hier ein Leuchtturmprojekt zu schaffen." Punkten konnte Cruse nicht nur mit der Lage zwischen dem Ruhrgebiet, Bergischen und dem Rheinischen, sondern auch mit der Möglichkeit, dass Hasenberg hier gestalten und im Neubau die Räume ideal auf seine Arbeitsbedingungen abstimmen kann. "Dazu gehören ein verstärkter Boden, Spezialwaagen, passende Stühle und beispielsweise auch besondere Waschbecken sowie ein eigener Wartebereich", weiß der Klinikchef und freut sich bereits jetzt über eine Adipositas-Zertifizierung.

Bis der Klinik-Neubau steht, wird Hasenberg in praxisähnlichen Räumen im Eingangsbereich arbeiten. Dafür hat er sich extra ein erfahrenes Team zusammen gesucht, das schon bei der Koordinatorin anfängt: "Das Thema ist sensibel, und es ist uns wichtig, dass die Patienten von Anfang an in erfahrenen Händen sind", so Hasenberg. "Die ersten Operationen haben wir auch bereits gehabt, unser Ziel ist es, um die 200 Operationen im Jahr durchzuführen, denn diese Routine sorgt für Sicherheit."

Er operiere gerne, sagt der dreifache Vater, der als Chirurg, Viszeralchirurg sowie als Ernährungsmediziner gute Bedingungen mitbringt, aber noch wichtiger sei ihm der gute Kontakt zu den Patienten. "Ich sehe mich auch als Lotse in diesem Prozess", und meint damit nicht nur den Patienten, sondern auch die Kollegen. "Denn das Thema ist leider immer noch ein Tabu-Thema, das müssen wir aufbrechen."

Und genau deswegen habe er sich für diese Richtung entschieden: "Man sieht die Erfolge. Wie bei einem Patienten, der zu einem Nachsorge-Termin die erste Freundin mitbrachte."

Weitere Informationen unter Telefon 02051/982 38 2041.

(sade)
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