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Ratingen Pesch: "Die Lage ist sehr angespannt"

Ratingen · Der Bürgermeister schlägt Alarm: Die Stadt stehe bei der Flüchtlingsunterbringung komplett vor dem Prellbock.

Ratingen: Pesch: "Die Lage ist sehr angespannt"
Foto: Achim Blazy

Was ist noch plan- und steuerbar? Diese Frage stellen sich Bürgermeister Klaus Konrad Pesch und seine Kollegen im Verwaltungsvorstand, kurz "VV" genannt, quasi täglich. Es sind dramatische Zeiten für die Stadtspitze, die angesichts der nicht nachlassenden Flüchtlingsströme Krisensitzungen in kurzer Taktung anberaumen muss. Pesch räumt im Gespräch mit unserer Redaktion offen ein: "Die Lage ist sehr angespannt."

Jetzt gehe es vor allem darum, die Vorbereitungen für die nahende Winterzeit zu treffen - so gut es eben geht. Für den Bürgermeister gilt weiterhin der Grundsatz, dass man den Flüchtlingen ein festes Dach über dem Kopf bieten will. Zelte sind für den Verwaltungschef keine Option. Deshalb sucht die Stadt händeringend nach weiteren Immobilien, in denen Asylbewerber unterkommen können. Es gibt eine lange Liste mit möglichen Gebäuden, die auf Machbarkeit (finanziell und organisatorisch) geprüft werden. Eine Aufgabe, die viel Zeit kostet. Zeit, die man angesichts der zunehmenden Anforderungen gar nicht mehr hat.

Pesch betont: "Man denkt wahrscheinlich, dass diese Herausforderung angesichts der Größe der Verwaltung mit 1200 Mitarbeitern zu stemmen ist." Doch es sei in Wahrheit ein sehr überschaubares, an den Grenzen der Belastbarkeit stehendes Team, das sich um das Thema Flüchtlinge kümmere, fügt der Jurist und Diplom-Kaufmann an.

Die Wahrheit ist auch: Wenig ist in diesen Zeiten noch plan- und vor allem steuerbar. Und dies liegt laut Pesch auch an der Bezirksregierung Arnsberg, die den Kommunen kaum Zeit zum Atmen lässt. Ein Sprecher der Bezirksregierung betont, dass Zuweisungen in der Regel rechtzeitig, also etwa drei Tage vorher, angekündigt werden. Und an Wochenenden gebe es überhaupt keine Zuweisungen, meint der Sprecher.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Laut Pesch stellt sich vor allem die Frage, ob die Zahlen, die Arnsberg mit Blick auf die bereits geleistete Unterbringung in Ratingen übermittelt, wirklich verlässlich sind.

Fakt ist: Die Stadt muss in einem forschen Tempo auf ständig wechselnde Konstellationen reagieren. Eine laut Pesch notwendige Folge: Die Turnhalle der Wilhelm-Busch-Schule in Hösel musste freigeräumt werden. "Diese Halle ist mit Flüchtlingen mittlerweile voll belegt", berichtet der Bürgermeister. Ob weitere Turnhallen für eine Unterbringung in Frage kommen, lässt er offen.

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Foto: dpa, rwe lof

Klar ist aber: Er will eine "Turnhallen-Automatik" - wie er dies nennt - auf jeden Fall vermeiden. Wie angespannt die Situation in den Kommunen ist, lässt sich auch daran erkennen, dass sich die Bürgermeister zusammen mit Landrat Thomas Hendele möglicherweise schon bald zu einer Sondersitzung treffen werden, um in einer gemeinsamen Aktion politische Signale auszusenden. "Denn in dieser Form", so betont Pesch, "können wir das Tempo nicht mehr mitgehen. Wir stehen bei der Flüchtlingsunterbringung schon jetzt komplett vor dem Prellbock."

So sieht es auch der Deutsche Landkreistag, der das von der Bundesregierung beschlossene Asylpaket zwar als "ersten Meilenstein" begrüßt, aber weitere Maßnahmen für nötig hält.

Man müsse so ehrlich sein und eingestehen, dass weitere Schritte unausweichlich seien, die "eine Zurückweisung von Asylbewerbern, Flüchtlingen und Migranten möglichst schon an der Grenze erlauben".

(RP)
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