Ratingen Pensionärin hilft im Krankenhaus

Ratingen · Gabriele Tacke kümmert sich im Marien-Krankenhaus um Patienten-Beschwerden. Auch bei "Nickeligkeiten" bleibt sie cool. Das braucht mitunter viel Fingerspitzengefühl.

Ratingen: Pensionärin hilft im Krankenhaus
Foto: Blazy Achim

Wenn man von einer Frau hört, dass sie 68 Jahre alt ist, seit einigen Jahren pensioniert, körperlich fit und geistig auch gut drauf, und dass diese Frau im St. Marien-Krankenhaus als Patientenfürsprecherin tätig ist - dann tut sich gern die Denkblase mit Schlagwörtern wie "aha, nichts zu tun, charity-affin, besser als zu Hause rumsitzen" auf. Ganz falsch, wenn es sich um Gabriele Tacke handelt. Als sie den Job von ihrer Vorgängerin, der Ratsfrau Hannelore Scholz-Schneider, übernahm, hieß er noch "Patientenbeschwerdestelle". Sie war damals 42 Jahre alt und als Berufsschullehrern keine unterbeschäftigte Gattin. Der Job war allerdings, genau wie heute, ein Ehrenamt. Eins, dessen Berechtigung im Krankenhausgesetz NRW festgelegt ist: "Der Krankenhausträger trifft Vorkehrungen für die Entgegennahme und Bearbeitung von Patientenbeschwerden durch eine unabhängige Stelle, die mit allgemein anerkannten Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Patientenschutzes sowie der Selbsthilfe eng zusammenarbeiten soll."

Man kann ruhig in Emsdetten geboren sein, wenn man sich dann doch lange genug in Ratingen wohlfühlt. Und das tut sie. Immerhin seit 1953. Sie ist seit 45 Jahren mit Ulrich Tacke verheiratet, wohnt schon ewig - wie man so nett sagt - im selben Quartier in Ost, war nach Schulzeit und Studium 40 Jahre am Adam-Josef-Cüppers-Berufskolleg beschäftigt (wie ihr Ehemann), nahm unter anderem Prüfungen für die Industrie- und Handelskammer ab.

Gabriele Tacke hat nicht nur Kindern anderer Eltern Wege gewiesen und für sie Weichen gestellt - sie ist auch mit den beiden eigenen und ihrem beruflichen Weg zufrieden. Wie man es denn so ist, wenn auch noch fünf Enkel das großelterliche Erziehungs- und Lebenswerk illuminieren.

Lehrerin in einer Schule zu sein, ist aber noch einmal etwas anderes als sich in einem Krankenhaus mit Sinn und Verstand einzubringen. Auch, wenn ihre Position dort mit regelmäßigen Fortbildungen, Workshops und Treffen verbunden sind, damit sie ihr unabhängiges Amt so qualifiziert wie möglich ausüben kann. So ist privates Leid auch nicht unbemerkt an ihr vorüber gegangen, hat sie zum Beispiel den Tod von drei ihrer vier Brüder verarbeiten müssen. Sie weiß also, was Schmerz, Angst, Sorge bedeuten. Dann bewährt sich allerdings ihre zwar sehr liebevolle, aber auch äußerst coole Art, mit den Widrigkeiten der Welt umzugehen. Sehr oft geht es um den Bereich, den man hier "Nickeligkeiten" nennt. Ob sich nun jemand beschwert, weil er Probleme mit dem Pflegepersonal hat, ob ihm das Essen nicht schmeckt oder ob er sich medizinisch nicht richtig aufgeklärt fühlt - Gabriele Tacke packt das Problem an, holt die Beteiligten an einen Tisch und versucht Konflikte zu klären. Und will sie nicht unter den Teppich kehren. Was wichtig ist: Sie arbeitet auch anonym und sie legt keine Akten an.

Dank ist ihr gewiss. So meint Krankenhaus-Geschäftsführer Ralf Hermsen: "Mit ihrer unabhängigen Arbeit engagiert sich Frau Tacke seit Jahrzehnten im Sinne unserer Patienten. Dafür muss man ihr wirklich großen Dank aussprechen, da ihre Arbeit für alle Beteiligten absolut wertvoll ist."

(gaha)
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