Heiligenhaus Nicht-Muslime besichtigen Moschee

Heiligenhaus · Auf Einladung des katholischen Ludgerustreffs und der muslimischen Ditib-Gemeinde besichtigten Gäste die Moschee an der Bahnhofstraße. Es ergab sich schnell ein offenes Gespräch.

 Treffpunkt Ditib-Moschee: Die Besucher im Gespräch mit Yusuf Uzun, dem Vorsitzenden der Heiligenhauser Ditib-Gemeinde. Im Hintergrund: Imam Abdulgaffur Akda.

Treffpunkt Ditib-Moschee: Die Besucher im Gespräch mit Yusuf Uzun, dem Vorsitzenden der Heiligenhauser Ditib-Gemeinde. Im Hintergrund: Imam Abdulgaffur Akda.

Foto: A. Blazy

Der Imam schließt die Augen. Er ist festlich gewandet und dreht sich mit dem Gesicht in Richtung Mekka. Dann erhebt er die Stimme und ruft zum Gebet. Im Islam wird singend zum Gebet gerufen, wo das im Christentum Glockenklänge übernehmen. Es ist Nachmittag in der Ditib-Moschee und eigentlich ist noch keine Gebetszeit, wie die Leuchttafel im hinteren Teil des Raumes anzeigt, doch Imam Abdulgaffur Akda hat Gäste an diesem Tag, Nicht-Muslime, und die sollen einen möglichst authentischen Einblick in die Gebetskultur des Islams bekommen. So sitzen nun etwa 20 Gäste ohne Schuhe auf den weichen Gebetsteppichen der Ditib-Gemeinde. Sie sind der Einladung der Ditib-Gemeinde in Kooperation mit dem Ludgerustreffs gefolgt, um die Moschee im ehemaligen Bahnhofsgebäude zu besichtigen, bevor hier umgebaut wird - und vor allem, um ins Gespräch zu kommen. Das freut vor allem Organisatorin Ingrid Niering. Denn es wird miteinander geredet, nicht übereinander, das ist das Motto der von ihr organisierten "interkulturellen Begegnungstage."

Der Ruf des Imams erfolgt in arabischer Sprache, mit der Frage, was dort gerufen wird, ist das Gespräch schnell im Gange. Die Besucher lernen, dass es immer der gleiche Anruf ist, mit dem Imame zum Gebet - einem der fünf Säulen des Islams - aufrufen. Yusuf Uzun ist Vorsitzender der rund 200 Mitglieder starken Ditib-Gemeinde. Man muss aber nicht Mitglied sein, um hier zu beten. Gemeinsam mit dem Imam und dessen Frau gab es für die Besucher also ganz persönliche Einblicke in einen Glauben, der es zur Zeit schwer hat, und der doch von Nachbarn, Mitarbeitern und Freunden gelebt wird.

So ist es dem studierten Theologen Akda wichtig, deutlich zu machen, dass "niemand im Namen Allahs töten darf". Wer das behaupte, lebe den Glauben nicht, "denn es heißt, wer ein Menschenleben tötet, der tötet die Menschheit" Auch Hass-Prediger seien, so der Imam, keine Gelehrten, denn eine Bedeutung des Namen Islams ist "Frieden".

Auch das Frauenbild im Islam interessiert die Besucher, wie kritische Nachfragen zeigen, und die Antwort überrascht die Gäste: "Im Islam steht die Frau über dem Mann", übersetzt Uzun. "Es heißt zum Beispiel, der Schlüssel zum Paradies liegt unter den Füßen der Mütter." Man dürfe Kultur nicht mit der Religion verwechseln, betont Uzun. Und so sind es viel mehr die Gemeinsamkeiten die während des Gespräches bei diesem Besuch in den Mittelpunkt rücken. Gebetsketten, die an den Wänden hängen erinnern an Rosenkränze, erhobene Plattformen stehen dort, wie Kanzeln. Gebote im Islam ähneln denen im Christentum. Der Besuch in der Ditib-Moschee an der Bahnhofstraße gehört zur Veranstaltungsreihe "Eine Welt, viel Gott" des Ludgerustreffs.

Bereits die Foto-Ausstellung der Fotografin Sandra Then, die glaubende Menschen in den Fokus rückte, schlug eine Brücke zwischen Ludgerustreff und Moschee.

(RP)
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