Ratingen Neue Übungspuppe fürs Lebensretter-Training

Ratingen · Der Förderverein Marien-Krankenhaus hat die Anschaffung einer Wiederbelebungspuppe ermöglicht. Kosten: rund 10 000 Euro.

 Ansgar Keller mit der neuen Übungspuppe. "Unter Stress steigt der Fehlerquotient", sagt er. Also wird im Vorfeld fleißig geübt.

Ansgar Keller mit der neuen Übungspuppe. "Unter Stress steigt der Fehlerquotient", sagt er. Also wird im Vorfeld fleißig geübt.

Foto: achim blazy

Als "wunderbare Ergänzung zur Patientensicherheit" beschreibt Ansgar Keller, Chefarzt der Anästhesie- und Intensivmedizinabteilung, die Anschaffung der Wiederbelebungs- und Simulationspuppe. Bereits seit November 2014 steht sie dem Marien-Krankenhaus zu Verfügung. Ihre Anschaffung ermöglicht hat der Förderverein der Klinik. 8200 Euro kostete die Puppe selbst, weitere 2000 Euro wurden für einen Monitor zur Überprüfung der am Simulationsobjekt ausgeführten Aktivitäten investiert.

"Algorithmen und klare Abläufe" sind laut Fachmann Keller das A und O, wenn es darum geht, Menschenleben zu retten. "Unter Stress steigt der Fehlerquotient." Also wird im Vorfeld so viel und so oft geübt, dass "sämtliche Parameter einer kritischen Situation durchgespielt werden". Durch das Rekapitulieren verlieren sie an Überraschungseffekt und gehen anstelle dessen quasi in Fleisch und Blut über. Bekannt sind solche Maßnahmen aus der Luftfahrt und der Arbeit am Flugsimulator. Ruhig zu bleiben und zu wissen, was gemacht werden muss, ist gerade bei zu reanimierenden Menschen lebensrettend.

Etwa 40 Kollegen wurden seit Herbst vergangenen Jahres an Puppe Anne geschult. Gleichlautendes Feedback: "Eine enorme Bereicherung." Denn an Anne können Herzdruckmassage, Beatmung, Defibrillieren und Medikamentengabe geübt werden. "Alles eigentlich keine schweren Aufgaben", und damit das auch in der Alarmsituation so bleibt, arbeitet Anne im Training sozusagen mit. Dafür sorgt ihr elektrisches Innenleben aus Kabeln und Kontakten. Per W-Lan mit einem Bedienelement sowie dem Monitor verbunden, sind ihre Lebenslinien in Form von EKG und Blutdruck ablesbar. Außerdem hat sie eine Sprechfunktion, kann sich zu Schmerzen äußern. Erleidet die Puppe lebensgefährliches Kammerflimmern, lassen sich nun die notwendigen Maßnahmen in ihrer Effizienz überprüfen. Wirken die intravenös verabreichten Medikamente? Müssen einzelne Vorgänge fortgeführt werden oder ist der Patient auf dem Wege der Besserung? Auch in der Vergangenheit gab es solche Schulungen. Die dafür verwendete, nicht-elektrische Puppe war so in die Jahre gekommen, dass Anne jetzt ihren Job macht.

Fortgebildet werden soll das Arztkollegium, etwa 55 Mediziner, sowie die Kollegen aus der Pflege - etwa doppelt so viele Mitarbeiter. Knapp zwei Stunden dauert eine solche Maßnahme. In erster Linie dient sie der Handlungssicherheit im akuten Fall. Im zweiten Schritt ist sie ein Baustein auf dem Weg zur Zertifizierung. Im Oktober wird das Leitungsteam der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin eine spezielle Schulung für Reanimationstrainer durchlaufen. Sie ist nach den Empfehlungen der "American Heart Association", die als Mitbegründer der modernen Reanimationsrichtlinien bekannt ist, ausgerichtet. Von Anne profitieren aber auch Nicht-Kliniker. In einer ersten Einheit wurden Wiederbelebungsmaßnahmen in Klasse 8 der Liebfrauenschule gezeigt. Auch dieses Training ist ausbaufähig.

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