Ratingen Netzwerk zeigt Herz für glückliche Tiere

Ratingen · Einmal pro Monat wird auf dem Bauernhof Benninghoven Fleisch aus tierfreundlicher Haltung verkauft.

 Neu im Hofladen Benninghoven: Burkhard Sagel (vorne), sowie Raphaela Dingwerth und Benedikt Wittmann verkaufen dort ihr Fleisch.

Neu im Hofladen Benninghoven: Burkhard Sagel (vorne), sowie Raphaela Dingwerth und Benedikt Wittmann verkaufen dort ihr Fleisch.

Foto: A. Blazy

"Auf Schalke" war es, wo Burkhard Sagel und Jürgen Benninghoven sich kennenlernten. Die beiden saßen nebeneinander, tranken zufällig gemeinsam ein Gerstengetränk und der Kirchhellener Landwirt drückte dem Ratinger einen dummen Spruch. Der konterte sofort, worauf Sagel nur erwiderte: "Ich bin Bauer, ich darf das." - "Echt? Ich auch."

Und schon war die gemeinsame Gesprächsbasis hergestellt und das Geschehen auf dem Rasen Nebensache. Die beiden tauschten sich aus, Sagel war mit seinem tierfreundlichen Haltungskonzept gleich gut angekommen bei Benninghoven und der stand bereits am nächsten Tag mit der gesamten Familie auf dem Hof des Westfalen. "Das Konzept hat uns überzeugt und wir waren uns schnell handelseinig", sagt Benninghoven. Wobei der bekannte Ratinger Landwirt nichts dafür bekommt, dass Sagel und sein Netzwerk jetzt einmal monatlich ihren Verkaufsstand auf dem Hof im Schwarzbachtal aufbauen. "Ich freue mich, dass bei uns nun Fleisch von glücklichen Rindern, Schweinen und Hähnchen verkauft wird."

Für Burkhard Sagel, der 40 Jahre lang konventionelle Tierhaltung mit Mastschweinen betrieb, war der Einstieg in die Tierfreundlichkeit eher Zufall. "Es begann mit ein paar Rindern, die ich angeschafft hatte, um die Pferdewiese sauber zu halten", erklärt er. Das war vor rund vier Jahren. Schon damals vermietete er Gemüsegärten an Familien, die plötzlich Interesse an dem Fleisch seiner glücklich lebenden Rinder zeigten. So entstand 2015 die Idee, Tiere bewusst freundlich zu halten. "Wir wollten aber kein exklusives Produkt für Reiche schaffen", sagt er. "Also haben wir am Service gespart." Es gibt kein Ladenlokal und keine Lagerhaltung, das Fleisch kann in konfektionierten Paketen bestellt und dann zu fest stehenden Terminen an verschiedenen Höfen im Umland abgeholt werden. Damit besetzt Sagel eine Nische, die preislich irgendwo zwischen Discounterware und Biofleisch liegt. 2016 traf er auf Familie Dingwerth, die Duroc-Schweine tierfreundlich hält, und die "Schickermooser Jungs", die Hähnchen tierfreundlich und mit Bio-Zertifizierung halten. Dafür ist das Start-Up vom März vergangenen Jahres bereits ausgezeichnet worden.

"Wir haben früher Schweine in Massentierhaltung gehabt, uns aber vergangenes Jahr dazu entschieden, komplett umzusteigen", erzählt Raphaela Dingwerth vom Hof aus dem münsterländischen Sassenberg. "Das war zunächst keine einfache Entscheidung, ist aber in der Arbeit mit den Tieren viel erfüllender." Aktuell hält die Familie zirka 60 Tiere gleichzeitig und baut die alten Stallungen weiter um. Die Tiere haben viel Platz, werden auf Stroh gehalten und können nach draußen. Eine eigene Aufzucht hat bereits begonnen, irgendwann sollen keine Tiere mehr zugekauft werden.

In Arnsberg befindet sich das Bioland Schickermooser Weidehof. Benedikt und Jonathan Wittmann sowie Sören Spiekermann haben hier gemeinsam das einzigartige Konzept aufgebaut: Die Ställe für die Tiere werden selbst gefertigt und täglich auf den Weideflächen versetzt. "Dadurch leben die Tiere immer auf frischen Grund und stehen auch nicht in ihrem eigenen Kot", sagt Benedikt Wittmann. Rund 1800 Hähnchen können gleichzeitig in kleinen Gruppen gehalten werden, pro Jahr kommt der Betrieb auf 5500 Tiere, die auf 3,2 eigenen Hektar und mitgenutzten Weideflächen eines benachbarten Kooperationsbetriebs grasen. Während Rind- und Schweinefleisch durch die Vorbestellungen gut abverkauft wird, bestehen bei Hähnchen noch Kapazitäten, die auch kurzfristig noch bestellt werden können. "Das liegt auch daran, dass wir wöchentlich schlachten und damit kürzere Lieferzeiten haben."

(stemu)
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