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Ratingen Navigieren mit Karte, Kompass und Verstand

Ratingen · Seit seinem sechsten Lebensjahr ist Marcel Heinze (24) Pfadfinder. Sein Stamm, die Dumeklemmer, feiert im August den 20. Geburtstag.

 Was ein echter Pfadfinder ist, der braucht eigentlich weder Karte noch Kompass, um in der Natur klar zu kommen. So wie Marcel Heinze.

Was ein echter Pfadfinder ist, der braucht eigentlich weder Karte noch Kompass, um in der Natur klar zu kommen. So wie Marcel Heinze.

Foto: Dietrich Janicki

Bekanntermaßen ist der Mensch stets auf der Suche nach dem richtigen Weg. Das könnte er philosophisch interpretieren, naheliegender ist für Marcel Heinze der praktische Ansatz. Er ist Pfadfinder. Nicht irgendeiner, sondern Stammesführer. Stammesführer der Dumeklemmer, um genau zu sein.

Ohne Karte und Kompass findet der 24-Jährige sich "immer ziemlich gut zurecht". Steht er im Wald, guckt er an den Baumstämmen, auf welcher Seite sie bemoost sind. "Da ist Norden", denn da kommt nie Sonne hin - daher das Moos. Andere Tricks beziehen sich ebenfalls auf Kenntnisse aus der Natur. "Dafür muss man schon einen gewissen Sinn haben, sonst funktioniert das nicht."

Sechsjährig stiefelte der gebürtige Ratinger an der Seite von ein paar Kumpels zum ersten Mal mit zu den Pfadfindern. Dort hat es ihm gefallen. "Draußen sein und Abenteuer erleben, das war klasse." Also machte er in der Meute als kleiner Wölfling mit, wurde Sippenführer, absolvierte Lehrgänge, avancierte zum Materialwart sowie Ersthelfer und ist nun seit 2012 Stammesführer. Damit übrigens beehrt er einen großen Vorgänger: Uwe Nyaki hatte den Dumeklemmer-Stamm vor 20 Jahren aus der Taufe gehoben. Als Klein-Marcel, den alle nur "Matze" nennen, anfing, kam er in seine Gruppe. Und baut Matze heute ein Zelt auf, macht er das noch immer genau so, wie Uwe Nyaki es ihm mal beibrachte: "Die Heringe müssen lang genug und die Plane richtig abgespannt sein", zitiert er. "Das muss richtig sitzen." Übrigens baut der versierte Pfadfinder sein Zelt auch ohne Zeltstangen. "Da kann man im Wald gleich starke und lange Hölzer suchen." Und wenn andere umständlich ein Feuer zu entzünden versuchen, prasselt bei Matze & Co. längst das gemütliche Lagerfeuer.

"Klar, die Klischees kenne ich alle", lacht der Mann, der im Brotberuf Mechatroniker ist und jenseits des Pfadfinder-Daseins jede Menge Kontakte pflegt. "Jeden Tag eine gute Tat vollbringen und abends zur Gitarre singen." Gitarre übrigens kann er nicht spielen, "das würde ich gerne lernen. Aber irgendwie fehlt immer die Zeit." Und was stimmt ist, dass "das Gemeinschaftsgefühl bei uns stark ist", wer keinen Teamspirit hat, wird kaum in einer solchen Gruppe bestehen. Vor allem nicht, wenn es auf Tour geht.

Beliebt sind die Weihnachtsausflüge ("Die Kinder sind weg, damit die Eltern in Ruhe Geschenke kaufen können") und Ausflüge ins Brexbachtal bei Koblenz. Und dann gibt es noch die spektakulären Exkursionen, so wie jetzt nach Montenegro. "Eine Woche wandern wir kreuz und quer durchs Land." Im Gepäck Kochutensilien und Proviant, "natürlich auch Klamotten, aber eben nicht wie ein Pauschaltourist".

Da werden die verschwitzten Socken, Hemden und Halstücher schon mal von Hand ausgewaschen und unkompliziert in der Sonne getrocknet. Oder da wird aus mitgenommenen Lebensmitteln im Stile von Reis, Nudeln und Dauerwurst ein leckeres Essen zubereitet. Denn auch das gehört zum Pfadfinderleben dazu - ein bisschen Wissen zu vermitteln. Manche Kinder kennen das eben aus ihren Familien gar nicht, wie gemeinsam gekocht und anschließend gemeinsam gegessen wird. "Das sind einfach tolle Erlebnisse."

(RP)
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