Ratingen Nach dem Orkan ist alles anders

Ratingen · Manchmal ist es nicht der Stadtentwickler, sondern die Natur, die liebgewordene Plätze umkrempelt. Ein Blick auf die Zeit nach Pfingstorkan Ela.

 Der Blaue See, ein ehemaliger Steinbruch, im Morgennebel. Pfingstorkan Ela von 2014 hat auch der Flora rund um die beliebte Seeterrasse (links im Bild) übel mitgespielt. Der neue Regionalplan sieht diverse Verschönerungen für das Areal vor.

Der Blaue See, ein ehemaliger Steinbruch, im Morgennebel. Pfingstorkan Ela von 2014 hat auch der Flora rund um die beliebte Seeterrasse (links im Bild) übel mitgespielt. Der neue Regionalplan sieht diverse Verschönerungen für das Areal vor.

Foto: achim blazy

Es sind nicht immer nur die Ideen von Stadtentwicklungsprojekten oder Baumaßnahmen, die das Gesicht einer Stadt nachhaltig verändern. Wie immer leistet auch die Natur ihren Beitrag. Auf einen gewissen "Kyrill" folgte der Pfingstorkan "Ela", der Verwüstung brachte. Der schlug eine satte Schneise zwischen Stadtmitte und Breitscheid. Das Ergebnis sind rund 50.000 Kubikmeter Scherbenholz, wie Oberförster Christoph Menzel bilanziert. Anders als "Kyrill", der im Winter wütete, um Kiefern und Tannen den Garaus zu machen, schlug "Ela" im Sommer zu. Buchen, Eichen und Eschen waren in voller Belaubung. Außerdem traf es viel alten Baumbestand.

An Lintorfs höchster Erhebung, liebevoll Stinkesberg genannt, wenngleich der Hügel keine 100 Meter über NN misst, zeigt sich das Ausmaß: Bis Pfingsten 2014 stand besagter Berg quasi im Mittelpunkt des Waldes, markiert er jetzt eine kahle Fläche. Wer den Weg über den Gipfel nimmt, hat nun freie Aussicht über Lintorf und das einstöckige Hochhaus am Konrad-Adenauer-Platz hinweg bis nach Duisburg. Nach Süden geht der Blick wie eh und je nach Ratingen.

 An Lintorfs höchster Erhebung, Stinkesberg genannt, sind die markanten Felssteine inzwischen farnumwuchert. Ansonsten ist der Hügel nach "Ela" kahl geworden.

An Lintorfs höchster Erhebung, Stinkesberg genannt, sind die markanten Felssteine inzwischen farnumwuchert. Ansonsten ist der Hügel nach "Ela" kahl geworden.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Der Turm von St. Peter und Paul schaut aus dem grünen Dach des Waldes heraus. Übrigens ist dieser Ort allen Unwettern zum Trotz auch mythenumwoben: In längst vergangenen Zeiten wurden die sich hier befindenden Findlinge zu einem angeblichen Heiligtum der alten Germanen gemacht, an dem angeblich Blutopfer stattgefunden haben sollten. Eine lange Geschichte könnte ebenso der Blaue See erzählen, könnte er denn verständlich murmeln. Hierbei handelt es sich um einen ehemaligen Steinbruch.

Er bildete sich Mitte der 30er Jahre nach Ende des Abbaus 1932, wurde zur Vorzeigeidylle am Stadtrand, umsäumt von einem nach den Stürmen dezimierten, aber noch immer waldreichen Landschafts-Schutzgebiet. Er galt als gute Adresse zum Spazieren mit umfassendem Bespaßungsangebot. Einen hohen Niedlichkeitsfaktor hat der Märchenzoo, allerdings stehen Schneewittchen, Aschenputtel, Rotkäppchen & Co. noch immer ziemlich luftig im Gehege, denn der Pfingstorkan erwischte das Areal eiskalt. Über 100 Bäume waren umgestürzt oder hatten dicke Äste verloren, Gebäude wurden schwer beschädigt, die Tiergehege verwüstet. Inzwischen sind einige romantischen Waldwege zwar wiederhergestellt, es bleibt aber noch viel zu tun. So auch dem Waldstück an der Mülheimer Straße.

 An der Mülheimer Straße ist in der Nähe vom Schwarzebruch eine große Waldfläche einfach verschwunden.

An der Mülheimer Straße ist in der Nähe vom Schwarzebruch eine große Waldfläche einfach verschwunden.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Damit eines Tages wieder alles üppig ausschaut, hat Christoph Menzel mit Waldarbeitern bereits 8,5 Hektar mit 29.000 Pflanzen aufgeforstet. Für den Jahresbeginn 2016 sind weitere 17,8 Hektar mit 28.800 Pflanzen geplant. Und auch die Aufräumarbeiten gehen weiter. Im Winter sollen 1000 bis 2000 Kubikmeter Holz geerntet werden.

(RP)
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