Ratingen Nach dem Orkan

Düsseldorf · Erst gestern war das Ausmaß der Orkan-Schäden sichtbar. Feuerwehr, DRK, THW und Polizei waren bis in den Abend hinein im Einsatz. Die Oberleitung der S-Bahn war am Abend noch noch nicht repariert.

Auch gestern gingen die Aufräumarbeiten nach der Orkan-Nacht weiter. Bei Tageslicht wurde das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar: Unzählige Bäume hatten die Böen wie Streichhölzer geknickt. Bei den schwierigen Bergungsarbeiten auf der Mülheimer Straße (RP berichtete) wurde ein Landwirt, der als pensionierter Feuerwehrmann mit seinem Traktor Hilfe leistete, unter einem umstürzenden Baum begraben. Die Wehr konnte ihn schwerverletzt bergen. Zuvor war eine Autofahrerin mit ihrem BMW X3 unter umfallende Bäume geraten. Sie wurde leicht verletzt, ihre beiden Kinder (drei und Jahre alt) kamen mit dem Schrecken davon. Die Mülheimer Straße konnte erst gegen vier Uhr morgens für den Verkehr wieder freigegeben werden.

Torsten Schams, Einsatzleiter der Ratinger Feuerwehr, berichtete gestern bei einer ersten Bilanz von über 400 Einsätzen. Nur die Feuerwehr Monheim half aus: Die übrigen Kollegen im Kreis waren ebenfalls mit Arbeit eingedeckt. Insgesamt waren 175 Kräfte von Feuerwehr, Bauhof, THW und DRK in Ratingen im Einsatz. Bürgermeister Harald Birkenkamp ließ sich ständig über die Lage informieren.

„Ganze Waldgebiete sehen so aus, als ob eine Windhose dort hindurchgezogen sei“, so Markus Meckenstock, Zugführer in Hösel. Dort scheint der Orkan besonders gewütet zu haben: Auf großen Waldflächen steht kaum noch ein Baum. An der Straße Schlipperhaus krachten zwei Fichten auf ein Wohngebäude und zerstörten den ausgebauten Dachstuhl. Auf den S-Bahngleisen lagen zahlreiche Bäume, die auch die Oberleitung heruntergerissen hatten. Auch an der Bergstraße in Ost war eine Birke auf die Strecke gekracht. Wann der Betrieb wieder aufgenommen wird, war unklar.

In Tiefenbroich fielen zwei Eichen auf den Schießstand der St. Sebastianus-Schützen: Der Hochstand selbst wurde verschont, doch ein Container und eine Holzhütte wurden schwer beschädigt. Vorsitzender Klaus Füsgen denkt nun ans Schützenfest: „Wir sind die ersten, bei uns geht es schon im Mai los.“ Er hofft, bis dahin die Schäden beseitigt zu haben.

Ein schwerer Verkehrsunfall ereignete sich der L 422/Steinhauser Straße in Homberg: Die Ampel war sturmbedingt ausgefallen. Eine 47-jährige Autofahrerin krachte gegen 22.30 Uhr beim Abbiegen in den Lkw eines 33-jährigen Polen. Es wurde niemand verletzt. An der Melchior-Schule musste die Wehr am Morgen den Eingang von einem Baum befreien: Erst dann konnte der Unterricht beginnen.

Die städtischen Friedhöfe bleiben an diesem Wochenende aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Sportanlage Friedrich-Mohn-Straße darf bis auf weiteres nicht betreten werden. Die Heimspiele von 04/19 müssen entfallen. Für den Neujahrsempfang am heutigen Samstag hat die Stadt den VIP-Raum am Stadion zur Verfügung gestellt. Die Rasenplätze können aufgrund der massiven Regenfälle an diesem Wochenende nicht genutzt werden.

(RP)
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