Ratingen Mutter und Baby sind hier unzertrennlich

Ratingen · Das Marien-Krankenhaus hat den Titel "Babyfreundliche Geburtsklinik" erhalten.

 Stefan Kniesburges besucht Indiana Beenen, die gestern Sohn Nailian zur Welt gebracht hat.

Stefan Kniesburges besucht Indiana Beenen, die gestern Sohn Nailian zur Welt gebracht hat.

Foto: Achim Blazy

Wenn das St. Marien-Krankenhaus nun eine "Babyfreundliche Geburtsklinik" genannt werden darf, ist dennoch davon auszugehen, dass man auch bislang schon freundlich mit Babys umgegangen ist. Aber der Titel, den eine Gemeinschaftsinitiative von Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF nun verliehen haben, ist sprachlich ein wenig abenteuerlich. Dabei hat das Projekt, das es seit 1992 gibt, schon einmal seinen Namen gewechselt.

Sei's drum: Die per Urkunde attestierte Babyfreundlichkeit ist denn auch ein umfassendes Vorhaben und hat im Vorfeld die Klinik zu mannigfaltigen Vorbereitungen und Fortbildungen veranlasst. Eins der Schlagwörter ist das Bonding, das zur Beschreibung von mancherlei medizinischen und praktischen Begriffen gern genommen wird, das in der Entwicklungspsychologie aber auch für den ersten, Bindung stiftenden Kontakt zwischen Mutter und Neugeborenem steht.

Und Bonding beginnt gleich nach der Geburt, wenn das frisch geschlüpfte Baby, nur mit einer Windel versehen, der Mutter (hilfsweise dem Vater) auf die bloße Haut gelegt wird. Und zwar so lange, bis es selbst nach Nahrung, nach Stillen sucht. Das kann bis zu anderthalb, zwei Stunden dauern.

Die ausgezeichneten Kliniken, von denen das Ratinger Haus die 100 vollmachte, verpflichten sich, keine Proben von künstlicher Babynahrung zu verteilen und keine Werbung für Muttermilchersatz zu machen. Ältere Mütter mögen moderne Aktionen rund ums Gebären schon mal kopfschüttelnd betrachten, zweifeln, ob das Stillen oft so problematisiert werden muss.

Umso schöner und sinnvoller ist es, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geburtshilfe-Abteilung noch einmal besonders geschult worden sind. Und, was besonders schön ist: Chefarzt Dr. Stefan Kniesburges ist in Kürze auch noch "ausgebildeter Stillberater". Immerhin ein Zeichen dafür, dass die Versorgung eines neugeborenen Kindes nicht mit einer glücklichen Entbindung erledigt ist.

"Sie werden aber auch manche Ängste und Sorgen erfahren, die Sie bisher nicht kannten", spricht das Marien-Krankenhaus künftige Eltern an, und: "Mutterschafts-Vorsorge-Untersuchungen bei Frauenärztin oder Frauenarzt, Geburtsvorbereitungskurse, eine Vorstellung in der Geburtsklinik und eine Kreißsaal-Besichtigung können helfen, sich verantwortungsbewusst und vertrauensvoll auf das bevorstehende Erlebnis der Geburt und Ihre große gemeinsame Aufgabe vorzubereiten". Ist das Kind geboren, bleibt es rund um die Uhr im Zimmer der Wöchnerin, die dann seine Geräusche, sein Verhalten beobachten und schließlich lernen kann, was es denn nun eigentlich möchte. Nun sind die fünf Tage nach der Geburt, die eine neue Mutter in der Klinik bleibt, nicht wirklich lang. Das Personal der Klinik versucht jedoch, ihr in dieser Zeit alle anstehenden Fragen zu beantworten. Später hilft das das "Still-Café" des Hauses. Und Rückfragen sind auch möglich. Mit den neuen Schwerpunkten wird sicherlich der Satz "Ich kann nicht stillen, mein Kind wird nicht satt" seltener zu hören sein.

(gaha)
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