Ratingen Mit Würde den letzten Weg begleiten

Ratingen · Ilse Jourdan arbeitet in der Hospiz-Bewegung. Das Wichtigste sind Nähe und Selbstlosigkeit.

Ratingen: Mit Würde den letzten Weg begleiten
Foto: Blazy, Achim (abz)

Ilse Jourdan ist eine von den Frauen, denen man ein gewisses Maß an Lebenserfahrung anhört. Nicht nur durch das, was sie erzählt. Und erzählen kann sie. Ganz wunderbar sogar. Sondern allein schon am Klang ihrer Stimme. Über durchtanzte Nächte in Frankfurter Jahren und Teestunden in exklusiven Kaffeehäusern kann sie selbstironisch und mit viel Spaß an der Sache berichten. Still wird sie dann, wenn sie in ihrem ehrenamtlichen Engagement gefragt ist. Ilse Jourdan ist in der Hospizbewegung tätig.

Achtsamkeit, Weichheit und Stille sagt sie, sind wichtige Eigenschaften bei dieser Aufgabe. "Das sich einlassen können und hingucken", sind wesentliche Wesenszüge, die es für die Begleitung auf dem letzten Weg braucht. Durch ihren vormaligen Beruf als Kosmetikerin und Masseurin "bin ich geschult, nah am Menschen zu sein".

Noch mehr Nähe zu Fremden als Hospiz-Begleiter geht nicht. Das besondere Handwerkszeug, an der Seite Sterbender zu sein, hat sie in der entsprechenden Ausbildung gelernt. Im Februar vergangenen Jahres hat sie damit begonnen. "ich lernte Ilse Jourdan als offenen und ehrlichen Menschen kennen und schätzen", sagt Martina Rubarth über sie. "Ein Mensch, der sehr engagiert und von der Hospizidee überzeugt ist."

"Ich bin nicht morgens aufgewacht und dachte, nun werde ich Trauerbegleiter", beantwortet sie die Frage nach dem Warum. "Es war ein langer Prozess", ausgelöst durch Begegnungen, Bücher oder Beiträge in Zeitungen und im Fernsehen. Und die knapp einjährige Begleitung ihrer Mutter, die in Norddeutschland lebte und die sie immer wieder für lange Phasen besuchte. "Vor Ort habe ich die Palliativ-Medizin mitbekommen und welch würdevolles Leben ohne Schmerz sie ermöglicht."

Das ist ihr Thema, Würde zu bewahren und zu achten, auch in dramatischen Phasen. "Das finde ich wichtig", auch für Alleinlebende, die von Hospiz-Begleiter eben "nicht alleine gelassen werden" - immer in dem Maß und Rahmen, den sie selbst bestimmen und was sie selbst zulassen. Der Sterbende sei der Regisseur, nennt sie das. "Ein überaus beruhigendes Gefühl."

Bevor sie die Ausbildung zur Hospiz-Begleiterin begann, besuchte sie ein stationäres Hospiz. "Es ist schwer in Worte zu fassen, wie positiv und mitunter heiter es in dieser Einrichtung war." Aus Zeit und Raum sei sie gefallen, als sie diese "durchweg positive Atmosphäre" spürte.

"Auf jeden Wunsch des Sterbenden wird eingegangen", so schmerzlich das bevorstehende Ende sei, es wird nicht als Schlussakkord, sondern als Chance gesehen. "Wenn es bei mir so weit ist, möchte ich genau so meine letzten Tage verleben."

Eine entsprechende Patientenverfügung haben sie und ihr Mann bereits verfasst.

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