Ratingen Mit Tempo 30 geht es schneller durch die City

Ratingen · Die SPD fordert eine Tempo-30-Zone, um den Lärm zu reduzieren. Laut Verkehrsclub Deutschland (VCD) fließt der Verkehr dann sogar besser.

 Auf der Karl-Theodor-Straße gibt es Tempo 30: Allerdings wird auf dieser Straße häufig deutlich zu schnell gefahren. Das sorgt auch für Lärm.

Auf der Karl-Theodor-Straße gibt es Tempo 30: Allerdings wird auf dieser Straße häufig deutlich zu schnell gefahren. Das sorgt auch für Lärm.

Foto: achim blazy

Die Dumeklemmer sind vom Verkehrslärm besonders betroffen: Die Flieger donnern mitten über die Stadt, rundherum sorgen Autobahnen für einen Lärmteppich fast im gesamten Stadtgebiet, S-Bahn, Kalkbahn und die vielbefahrene Güterstrecke nerven Anwohner. Nun soll nach dem Willen der SPD zumindest die Innenstadt etwas leiser werden: Christian Wiglow, SPD-Fraktionschef, forderte eine generelle Tempo-30-Zone innerhalb des Ringes.

In Holland sind solche Zonen in den Innenstädten längt die Regel, im niederrheinischen Wesel startet demnächst ein NRW-Pilotprojekt, und auch der Bund will die Voraussetzungen für die Schaffung solcher Zonen vereinfachen. Denn bislang gibt es strenge Regeln, um Verkehrsteilnehmer auszubremsen, besonders auf Hauptverkehrsstraßen. Das geht dort bislang nur an sogenannten gefährlichen Stellen.

Hintergrund der SPD-Initiative, die in einem ersten Anlauf im Jahre 2014 keine Mehrheit gefunden hatte, ist die Lärmkartierung für die Stadt Ratingen. Die war im Jahre 2013 von der beauftragten Firma Accon präsentiert worden und stellte anhand von bunten Karten den Lärm von Straße und Schiene getrennt vor.

Wiglow verweist auf den Verkehrsclub Deutschland (VCD), der schon seit längerem flächendeckende Tempo-30-Zonen fordert. Die Höchstgeschwindigkeit habe einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung von Verkehrslärm, so der VCD. "Im Geschwindigkeitsbereich von 50 km/h sind neben den Motorengeräuschen auch die Reifen-Fahrbahn-Geräusche, kurz Rollgeräusche, deutlicher ausgeprägt. Ab etwa 50 km/h werden sie bei Pkw sogar zur hauptsächlichen Ursache für Lärm. Die Absenkung der Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h reduziert den Lärm der Fahrzeuge im Durchschnitt um rund 2 bis 3 dB(A)", so der VCD. Eine Absenkung um 3 dB(A) werde dabei wie die Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen. Im Klartext: 50 Autos, die mit Tempo 50 unterwegs sind, seien ebenso laut wie 100 Autos, die Tempo 30 fahren.

Den Experten geht es aber nicht um eine Ausbremsung des Verkehrs, im Gegenteil: Der Verkehrsfluss werde bei einem Basistempo von 30 km/h sogar verbessert. Auch würden unnötige Brems- und Beschleunigungsvorgänge vermieden, was insgesamt den sogenannten Vorbeifahrpegel um bis zu 7 dB(A) reduzieren könne.

Daneben bestimme die Fahrbahnoberfläche in starkem Maße den Straßenverkehrslärm. So sinke der Lärmpegel auf Pflasterstraßen bei Tempo 30 statt Tempo 50 um mindestens 3 dB(A), im besten Fall sogar bis zu 5 dB(A).

"Das kostengünstigste und wirksamste Mittel zur Lärmreduzierung ist die Senkung der Geschwindigkeit", stellt Wiglow fest. Und: "Uns stimmen die Aussagen anderer Fraktionen auf der Podiumsdiskussion von BUND und VCD zur Verkehrspolitik in Ratingen im Oktober zuversichtlich, dass nunmehr die Einsicht gewachsen ist, auch in Ratingen diesen Weg zu beschreiten."

(JoPr)
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