Ratingen Mit Augenmaß zurück in den Sport

Ratingen · Vom guten Vorsatz bis zu den ersten Erfolgen gilt: Der Wiedereinstieg in ein regelmäßiges Training sollte Körper und Bewegungsapparat nicht überfordern. Wichtiger erster Schritt: eine gründliche Aufnahme der Körperdaten.

Die Sache mit den guten Vorsätzen hält meist drei Monate lang. Das beobachtet Frank Jankowski, Studioleiter bei ME-Sport und Personaltrainer, alljährlich: "Von Mitte Januar bis Ende März steigen regelmäßig unsere Anmeldezahlen." Die einen haben sich vorgenommen, mehr für sich und ihren in langen Stunden auf dem Bürostuhl erschlafften Körper zu tun. Andere sind auf der Jagd nach einem respektablen Six-Pack über dem Badehosenbund oder der optisch ansprechenden Bikini-Figur. Alle eint die Frage: Wie gelingt ein Wiedereinstieg in den Sport, ohne dass Gelenke, Knorpel, Muskeln und Sehnen überlastet werden?

"Bevor jemand bei uns loslegen kann, nehmen wir sehr sorgfältig seinen Gesundheitszustand auf", sagt Frank Jankowski - für den diese Anamnese zugleich ein Qualitätsmerkmal für Fitnessstudios ist: "Man kann nicht völlig untrainierte Menschen einfach auf einen Geräteparcours schicken." Neben Körpergröße und Gewicht, der Verteilung von Muskel- und Körperfettmasse spielt das Herz-Kreislaufsystem und seine Belastbarkeit eine große Rolle in diesem Eingangstest. "Sobald wir einen zu hohen Blutdruck feststellen, empfehlen wir den Kandidaten, zunächst den Arzt aufzusuchen."

Um die rund 140 Gelenke nicht zu überlasten, riet der Sportwissenschaftler Heinz Kleinöder im Gespräch mit der FAZ dazu, mit Augenmaß einzusteigen. Vom derzeit modernen Krafttraining mittels des eigenen Körpergewichts sei zu schweren Probanden abzuraten. Denn ihr Körper würde rasch an die Grenze der Belastungsfähigkeit geraten. Und darüber hinaus. Unter Wissenschaftlern gilt: Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, das unbedingt gehört werden sollte. Übergewichtige Einsteiger sollten mit Schwimmen oder Aquagymnastik beginnen, Fahrrad fahren oder Gymnastikübungen unter Aufsicht absolvieren. Auch ein moderates Gerätetraining sei empfehlenswert - vorausgesetzt es schaut ein erfahrener Trainer zu und korrigiert Fehlhaltungen.

"Generell gilt: Wer zu schnell zu viel erreichen will, schädigt damit auf Dauer nur sich selber", warnt Personal Trainer Frank Jankowski. Wer das Ziel hat, sein Körpergewicht zu reduzieren, sollte neben dem Sport seine Ernährung umstellen und sich über ein bis anderthalb Kilogramm pro Monat freuen. Alle schnelleren Diäten - auch unter Zuhilfenahme von Nahrungsersatz-Pulvern - fördern nach Erkenntnis zahlreicher Wissenschaftler nur den Jojo-Effekt. Das gilt auch für den Versuch, sich Kilos abzuhungern. "Der Körper schaltet sofort um auf sein Notprogramm für schlechte Zeiten und hält die wenigen Nährstoffe hartnäckig fest." Sobald man dann wieder mehr isst oder auch nur mal einen Tag sündigt, werden die zusätzlich aufgenommenen Kalorien sofort eingelagert", erläutert Jankowski.

Er garniert diese Hinweise aber mit einem Appell: "In einem Fitnessstudio treiben sich nicht nur schlanke, muskulöse Menschen herum." Letztlich hätten alle ähnliche Ziele, unterstützten und motivierten sich gegenseitig. "Wichtig ist, dass man beginnt und mit Spaß dabei bleibt." Das gilt aus seiner Sicht auch für die persönliche Ausrüstung der Wiedereinstiegssportler. Zum Start reiche meist, was zu Hause ohnehin vorhanden ist. Plus ein Handtuch. "Mit zunehmender Trainingsdauer kommt der Wunsch nach neuen Sportschuhen und neuer Sportkleidung automatisch." Aus Sicht des Trainers könnten solche Käufe für erste Trainingserfolge belohnen - und zum Weitermachen animieren.

(RP)
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