Erika Münster-Schröer Medienzentrum stellt sich digital auf

Ratingen · Die Leiterin des Hauses setzt auf den Medien-Laden im Verbund mit anderen Städten - und auf eBook-Sprechstunden.

 Erika Münster-Schröer plant für die Zukunft im Foyer des Medienzentrums einen „digitalen Begegnungsraum“. Zuerst aber muss das Bürgerbüro wieder ausziehen. Das ist schon beschlossene Sache.

Erika Münster-Schröer plant für die Zukunft im Foyer des Medienzentrums einen „digitalen Begegnungsraum“. Zuerst aber muss das Bürgerbüro wieder ausziehen. Das ist schon beschlossene Sache.

Foto: Blazy, Achim

Medienzentrum und Stadtteilbibliotheken sind die städtischen Einrichtungen, in denen gleichermaßen klassische Medien wie die modernsten überhaupt mit ihren Nutzern zusammenkommen. Und genauso geht es mit der Medien-Chefin Erika Münster-Schröer, die gleichzeitig dem Stadtarchiv vorsteht. Wenn einer ganz Altes und ganz Neues ohne Brüche unter einen Hut bringt, dann ist sie es. Sie ist ständig mit Innovationen beschäftigt, ohne Bewährtes zu vergessen.

Frau Münster-Schröer, was ist denn gegenwärtig im Busch?

Münster-Schröer: Die Arbeit der Stadtbibliothek war schon in den vergangenen vier Jahren besonders durch die Digitalisierung beeinflusst, und das wird auch weiterhin das große Thema bleiben. Der Medien-Laden im Verbund mit den Städten Bottrop und Oberhausen erfreut sich großer Beliebtheit. Begleitend werden von einem IT-Experten im Medienzentrum und in den Zweigstellen regelmäßig eBook-Sprechstunden angeboten.

Wer lässt sich denn davon ansprechen?

Münster-Schröer: Gerade ältere Menschen (60 plus) begeistern sich für die neue Art des Lesens und der Mediennutzung. Junge Leute wiederum können bei Klassenführungen seit dem vergangenen Jahr Tablets benutzen, die von der Bibliothek gestellt werden. Sie sind begeistert.

Werden Sie wieder zum früheren Platzangebot zurückkehren können?

Münster-Schröer: Der Verzicht auf die Hälfte des Foyers war schon eine Herausforderung. Der Stadtrat hat jedoch die "Rückgabe" beschlossen, so dass wir nach Auszug des Bürgerbüros einen "Digitalen Begegnungsraum" - wie wir ihn derzeit nennen - installieren können. Dort werden wir als zukunftsweisende Aufgabe die Nutzer unseres Hauses mit der Digitalisierung vertraut machen. Medienkompetenz, der Umgang mit der Digitalisierung durch entsprechende Medien und Geräte sowie regelmäßige betreute pädagogische Angebote sollen dort ihren Platz haben.

Und wo bleiben die herkömmlichen Künste?

Münster-Schröer: Hier könnte man als neues Angebot inmitten unserer Bücher zum Beispiel eine "Bibliothek der Dinge" installieren, in der man Experimentierkästen, Bastelanleitungen oder Handbücher für die Nutzung von 3-D-Druckern oder virtuellen VCR-Brillen ausleihen kann. Es ist auch angedacht, solche Geräte zu Demonstrationszwecken anzuschaffen. Und so, wie nach der Einführung des Buchdrucks die Handschrift nicht verschwand, genau so wenig werden das Buch, die CD und die DVD noch lange nicht sterben. Die neuen Medien satteln auf die analogen auf - wenngleich deren Anteil schrumpft.

Gibt es spezielle Themen, die mit dem Alter der Nutzer zu tun haben?

Münster-Schröer: Wir sehen im Augenblick, dass Leser zunehmend Hörbücher ausleihen. Ich habe in Erfahrung gebracht, dass es mit ihrem Alter zu tun hat. Sie haben immer begeistert gelesen, aber die Augen machen nicht mehr so ganz mit, das Hören klappt dagegen wunderbar. Bei Kindern ist unser Anliegen die Leseförderung, bei Jugendlichen unter anderem auch der Umgang mit Smartphones: Auch bei der Nutzung von Whatsapp muss man schließlich schreiben und lesen.

Was bedeutet eine Bibliothek denn überhaupt für ihre Nutzer?

Münster-Schröer: Die Bibliothek als "dritter Ort" ist eine weitere, zunehmende Nutzung. Viele Menschen, insbesondere Jugendliche, kommen hierher, um zu lernen, zu lesen und sich auszutauschen. Neben den realen Medien der Bücher können sie als Leser das WLAN kostenfrei nutzen. Sie haben alle ihre eigenen Geräte dabei. Aber auch ältere Menschen, die in Ruhe schmökern oder sich informieren wollen, halten sich hier auf. Wir werden die Zahl der Arbeitsplätze im zweiten Obergeschoss noch erhöhen; mit den gemütlichen Leseplätzen im ersten Obergeschoss kommen wir aus.

Also planen Sie für ein literarisches Zuhause mit spannenden Zusatzangeboten?

Münster-Schröer: Die Bibliothek als dritter Ort bedeutet, dass man sich in einem zwar öffentlichen, aber dennoch geschützten Raum aufhalten kann, ohne dafür bezahlen zu müssen. Auch im Lesecafé, wo zahlreiche Zeitschriften und Zeitschriften ausliegen, und das als Internet-Café angeboten wird, herrscht kein Verzehrzwang.

Auf der Homepage der Stadtbibliothek gibt es ein Foto bei dem es um "Bookogami" geht. Was kann man sich über die hübschen Formen hinaus darunter vorstellen?

Münster-Schröer: Eine neue Mitarbeiterin im Medienzentrum beherrscht die Kunst des "Bookogami". Alte Bücher werden dabei zu Kunstwerken umgestaltet, indem die inneren Seiten zu Skulpturen erarbeitet werden. Wir haben begonnen, dazu Workshops anzubieten und haben sie aus Platzgründen zunächst gerade in der letzten Woche in der Zweigstelle Homberg ausprobiert. Die Nachfrage ist ganz enorm. Im Medienzentrums-Foyer werden wir solche analogen "Makerspace"-Möglichkeiten schaffen. Makerspaces sind offene Räume, in denen Menschen kreativ an physischen Objekten arbeiten, Räume für neue Ideen und Do-it-yourself-Projekte. Es sind sozusagen Hobbykeller des digitalen Zeitalters.

(gaha)
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