Lintorf Lehrer zeigen den skurrilen Schulalltag

Lintorf · Mit ihrem neuen Programm "Lass ... sie ... reden" trat das Lehrerkabarett "Pultakrobaten" in Lintorf auf.

 Das Lehrerkabarett findet seine eigenen Formen, Schulalltag zum wiedererkennen auf die Bühne zu bringen.

Das Lehrerkabarett findet seine eigenen Formen, Schulalltag zum wiedererkennen auf die Bühne zu bringen.

Foto: A. Blazy

Es ist ihr bereits ihr zweites Programm, in dem sich die Pultakrobaten kritisch mit altbewährten Schulalltagsproblemen auseinandersetzen. Und sie wissen genau, wovon sie reden. Sind sie doch alle selber Lehrer aus Ratingen und Umgebung. Fast ein Jahr lang haben sie wieder Themen gesammelt und daraus gemeinsam bissige Sketche geschrieben und gängige Lieder aus den Charts umgetextet, um sich einmal ihren Frust von der Seele zu reden.

Lintorf: Lehrer zeigen den skurrilen Schulalltag
Foto: Blazy Achim

In einer fast zweistündigen Vorstellung wurden die Schulministerin, Eltern, Schüler aber auch die Pädagogen selber aufs Korn genommen und auf unterhaltsame, humorvolle Weise wurde ihr oft doch skurriler und aberwitziger Berufsalltag sowie schulpolitische Entscheidungen auf die Bühne gebracht, wie beispielsweise der Mangel an qualifizierten Lehrkräften in NRW und die damit verbundene Problematik der Quereinsteiger. Eine Schulleiterin stellte Überlegungen an, wie sie eigentlich für den Schuldienst ungeeignete Kandidaten doch alle einstellen und welchen konzeptionellen Namen sie diesen Einstellungen geben könne. Etwas später sinnierten die Kabarettisten über die potenzielle Rekrutierung von Rentnern und Pensionären, die aufgrund unterschiedlichster ehemaliger Berufe doch gut als Pädagogen eingesetzt werden könnten. Für das Verkehrschaos vor der Schule, verursacht durch Eltern, die ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer fahren möchten, hatten sie auch Lösungen zu bieten. Wie bei Drive-in-Schaltern in Fast-Food-Restaurants gibt es künftig eine Drive-in-Schule, bei der Flure zu zweispurigen Fahrbahnen umgebaut werden, ein Kreisverkehr eingerichtet und es vor jedem Klassenzimmer eine Klappe gibt, durch die die Kinder direkt aus dem Autofenster hinaus in den richtigen Raum befördert werden.

Ein weiteres Thema waren die Beratungsgespräche zur Wahl der weiterführenden Schule. Die Pultakrobaten rieten dazu, in Anlehnung an die Harry-Potter-Romane einen "Sprechenden Hut" einzusetzen, der den Schülern auf den Kopf gesetzt wird und dann zu einer bestimmten Schulart rät. Unproduktive Diskussionen könnten so eingespart und die Zeit für Beratungsgespräche effizienter gestaltet werden.

Aber auch wenn die Lehrer sich im weiteren Verlauf der Vorstellung über die zunehmenden Dokumentations- und Verwaltungsarbeiten mokierten und dafür weniger Zeit für ihre Schüler haben, dass sie sich teilweise wie Marionetten fühlen, die von höheren Stellen gegängelt werden, anstatt selber einmal die Fäden zu ziehen, geben sie nicht auf und haben trotzdem noch immer Freude an ihrer Arbeit, wie sie am Ende der Vorstellung in ihrem Beitrag "Wir machen weiter" verkündeten. Ein begeistertes Publikum mit mehr als 200 Zuschauern belohnte die Darbietungen der Pultakrobaten mit viel Gelächter und tosendem Applaus.

Es war unschwer zu erkennen, dass viele von ihnen aus dem Schulbetrieb kommen, sei es als Lehrer oder Mitarbeiter der Offenen Ganztagsschule, denn man hörte immer wieder "Stimmt!" oder "Ja genau so ist es!". Und vielleicht erkannte sich das ein oder andere Elternteil in einem Beitrag wieder.

Zuschauerin Anja Kohnen hofft sehr auf ein neues Programm im kommenden Jahr. "Es ist immer wieder schön, das Ensemble auf der Bühne zu sehen. Es bringt die Themen wirklich auf den Punkt und es gibt noch so viele Themen, die es noch verarbeiten könnte, außerdem gibt es ständig neue", sagte sie.

(mvk)
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