Bürgermeister Jan Heinisch "Landesbehörde stellt sich selbst ein Bein"

Ratingen · Auf dem Kiekert-Areal ist die Stadt nicht allein Herr aller Verfahren. So entsteht eine komplizierte Gemengelage.

 Planobjekte auf engem Raum (von links): Hitzbleck-Gelände, Hefelmannpark, Campus und grüne Wiese fürs Einkaufscenter sind zusammen ein Ensemble, das Stadtplaner anhaltend beschäftigt.

Planobjekte auf engem Raum (von links): Hitzbleck-Gelände, Hefelmannpark, Campus und grüne Wiese fürs Einkaufscenter sind zusammen ein Ensemble, das Stadtplaner anhaltend beschäftigt.

Foto: A. Blazy

Auf dem Hitzbleck-Areal entsteht ein neues Nahversorgungszentrum. Wie hat der Investor für das ebenfalls geplante Einkaufszentrum in nächster Nachbarschaft auf dem Kiekert-Gelände reagiert?

Heinisch Der Investor hat schriftlich gegen das neue Projekt protestiert. Dies hat jedoch den Stadtrat nicht von seiner Entscheidung abgehalten. Rechtlich haben die beiden Projekte aber ohnehin nichts miteinander zu tun. Der Protest des Investors ist, wenn man so sagen will, eine Meinungskundgabe.

Hat der neue Plan die Chancen für den alten eher beflügelt oder sie eher gemindert?

Heinisch Aus meiner Sicht weder noch. Wir haben das Grundstück auf dem Kiekert-Gelände vor über drei Jahren an den Investor gegeben, gebaut wird bis heute nicht. Was bislang - warum auch immer - nicht geklappt hat, wird durch ein weiteres Projekt weder einfacher noch schwieriger. Der bisherige Investor hatte und hat ja mehr als drei Jahre Vorsprung. Wir haben auch ein Gutachten erstellen lassen, nach dem beide Projekte parallel funktionieren können.

Ist die Stadt nach wie vor mit beiden Projektträgern im Gespräch?

Heinisch Mit dem Investor für das Hitzbleck-Areal stehen wir in laufenden Gesprächen, weil er natürlich mit Hochdruck an seinem Bauantrag arbeitet. Mit dem Investor vom Kiekert-Areal sind wir eigentlich auch in Kontakt, aber ich habe eine Bedingung für weitere persönliche Gesprächsrunden gesetzt. Ich möchte zuvor schriftlich den aktuellen Projektstand dargestellt wissen, natürlich vor allem auch die Aussage haben, ob die bestehenden Verträge nun umgesetzt werden oder nicht. Denn alles, worüber man reden könnte und sollte, hängt ja letztendlich von der Antwort auf diese Frage ab.

Offen ist für das Kiekert-Areal noch, ob es ein neues Studentenwohnheim auf dem dortigen Campus geben wird. Sind die Verhandlungen inzwischen abgeschlossen? Und, falls nicht, wie beurteilen Sie die Chancen?

Heinisch Der Wille des zuständigen Studierendenwerks ist da, für das Wohnheim und sogar auch noch für einen eigenen Kindergarten. Umso mehr ärgere ich mich, dass das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen verschiedenen Behörden seit Jahren nicht zum Ziel kommt. Eigentlich geht es nur darum, das benötigte Grundstück von einer Landesbehörde an eine andere zu veräußern. Hier stellt man sich offenbar mit immer neuen Ausschreibungsregeln ständig selbst ein Bein. Es sieht aber so aus, als seien wir jetzt endlich auf der Zielgeraden.

Und noch ein Bau- und Entwicklungsthema: Kommt die Stadt nach dem Aus für die Flüchtlingsunterkunft des Landes auf der Fläche des Bundeswehrdepots ins Geschäft? Wann fällt eine Entscheidung?

Heinisch Mir war vor allem eines wichtig: Dass die Fläche jetzt nicht jahrelang weiter als Vorratsfläche für Flüchtlingsunterkünfte im Portfolio gehalten wird, sondern dass wir eine Entscheidung im Sinne von "Jetzt oder gar nicht" bekommen. Nachdem wir nun das "Gar nicht" haben, nehmen wir in diesen Wochen wieder die Gespräche mit dem Eigentümer auf. Das ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Wie es weitergeht, hängt vor allem von finanziellen Fragen ab. Ich bin aber Berufsoptimist.

Eng verknüpft mit diesen Themen war bisher die Arbeit des Technischen Beigeordneten. Harald Flügge wechselte nach Bergisch Gladbach. Wie lässt sich die Arbeit ohne ihn sortieren und verteilen? Oder ist an eine Ausnahmeregelung zu denken?

Heinisch Seit Harald Flügge uns verlassen hat, kümmert sich Kämmerer Michael Beck zusätzlich um die städtischen Gebäude. Ich selbst bin nun auch für Stadtplanung, Bauaufsicht, Straßenbau und Grundstücksverkehr zuständig. Offen gesagt, ist das ein wirklich dickes Paket, das man meinem Terminkalender schon jetzt deutlich anmerkt. Dennoch bleibt es so wie bei jeder Stelle, die frei wird. Grundsätzlich wird sie ein Jahr lang nicht wiederbesetzt. Außerdem handelt es sich bei dieser Position natürlich um eine politische Entscheidung, die zwischen den Ratsfraktionen zu verhandeln ist. Das braucht etwas Zeit.

PAUL KÖHNES STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort