Ratingen Laientheater ist auf vielen Bühnen zu Hause

Ratingen · Das Ensemble der Gruppe "WIR" bewegt sich seit vier Jahrzehnten höchst erfolgreich zwischen Märchenspiel und Mördergeschichten.

 Bilder aus der Aufführung "Die Prinzessin auf der Erbse" von 2006: Dies ist eine der Collagen in der aktuellen Ausstellung in der Sparkassen-Hauptfiliale.

Bilder aus der Aufführung "Die Prinzessin auf der Erbse" von 2006: Dies ist eine der Collagen in der aktuellen Ausstellung in der Sparkassen-Hauptfiliale.

Foto: Achim Blazy

Sie ist vier Jahrzehnte her - am 23. März 1977 - und betrifft lauter Schüler des ehemaligen Geschwister-Scholl-Gymnasiums: die Geburtsstunde der dortigen Theatergruppe. Kaum einer hat daran gedacht, dass man sich derartig beständig etablieren konnte - viele aber hofften schon auf eine gute Zukunft. Das hat sich erfüllt. "WIR" heißt die Gruppe, und sie spielt unverdrossen weiter.

Seit 1979 ist sie fester Bestandteil des VHS-Programms und hat seither alljährlich mit mindestens einer Inszenierung ins Stadttheater eingeladen. Als Bilanz der guten Taten ist jetzt eine Ausstellung zu verstehen, die noch bis zum 4. Juni in der Hauptfiliale der Sparkasse, Düsseldorfer Straße 28, zu betrachten ist. (Öffnungszeiten: Mo. bis Mi. und Fr. von 9 bis16 Uhr, Do. von 9 bis 18 Uhr, Sa. von 10 bis 13 Uhr).

 Szenenbild aus der letzten Weihnachtsaufführung mit dem Stück "Der verstaubte Schatz" im Stadttheater.

Szenenbild aus der letzten Weihnachtsaufführung mit dem Stück "Der verstaubte Schatz" im Stadttheater.

Foto: Blazy Achim

Die Ausstellung zeigt vor allem Fotos der seit 1977 entstandenen rund 70 Inszenierungen, die es insgesamt auf mehr als 200 Aufführungen gebracht haben. Von den ersten Anfängen mit "Jeanne oder die Lerche" oder "Die Physiker" über die ersten Weihnachtsmärchen bis zur jüngsten Produktion "Mörderstund' ist ungesund" und zum letzten Weihnachtsmärchen "Der verstaubte Schatz" gibt es reichlich attraktive Fotos. Außerdem können Interessierte Briefe, Kritiken und Textbücher sowie einige Requisiten betrachten.

Die beiden ersten Jahre agierten die Schauspieler noch unter der schützenden Aufsicht der Schule; sie wirkten bis 1979 zunächst als freie Theatergruppe in Ratingen und erarbeiteten Dürrenmatts "Die Physiker" und Frischs "Die chinesische Mauer". Doch schon ab 1979 gehörten sie ins Programm der Volkshochschule und lieferten wacker wenigstens eine jährliche Inszenierung ab.

Und - nicht zu vergessen - lockten ab 1983 mit großem Erfolg pro Advent mehrere Tausend Besucher in die Aufführungen der Weihnachtsmärchen. Die brachten und bringen sie in Zusammenarbeit mit der Händlergemeinschaft City-Kauf auf die Beine. Was kommt da immer noch gut an: natürlich die Klassiker, von "Des Kaisers neue Kleider", "Peterchens Mondfahrt", "Hotzenplotz", "Jim Knopf" und "Peter Pan".

WIR trat nicht nur in Ratingen auf, sondern auch in anderen Städten. Und WIR führt ein Internet-Archiv, das wirklich seinesgleichen sucht: Von unglaublich vielen und guten Szenenfotos über die aufwendigen Programmhefte, Presseveröffentlichungen, Erklärungen der jeweiligen Stücke bis hin zu tiefschürfenden Zitaten ist alles grundsolide und ordentlich festgehalten. ("http://www.theater-wir.de/archiv.html" )

"Das Theater WIR besteht ausschließlich aus Laien. Ziel der Gruppe ist es, jedes Jahr neben dem Weihnachtsmärchen eine weitere Theaterproduktion zu erarbeiten, wobei der Schwerpunkt auf einer homogenen Gruppenleistung liegt. Auch neue Mitglieder erhalten die Möglichkeit, in kleinen Rollen ihr Talent zu erproben und so systematisch in größere Rollen hinein zu wachsen", erklärt Jens D. Billerbeck, der die Gruppe leitet, der Regie führt und das Bühnenbild entwirft. "Neben der schauspielerischen Betätigung gibt es auch hinter den Kulissen viel zu tun, da wir alle Bühnenbilder und viele Kostüme selbst produzieren", heißt es.

Mit dem Bauen und Nähen ist es nicht getan; es muss oft geschweißt werden, die Beleuchtung ist zu regeln, die Maske zu machen, Ton und Video gehören zu jeder Inszenierung, und dann gibt es noch die wunderbare Gestalt, die bei einem Hänger die fehlenden Worte flüstert.

(gaha)
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