Ratingen Künstler-Alltag steckt voller Symbole

Ratingen · Hubert Begasse zeigt im Museum der Stadt Totems. Grundlage dafür sind alltägliche Gegenstände, die er verfremdet.

 Ausgangspunkt für Hubert Begasses Ausstellungsstücke sind Dinge, die jeder kennt, so lange sie unverfremdet bleiben.

Ausgangspunkt für Hubert Begasses Ausstellungsstücke sind Dinge, die jeder kennt, so lange sie unverfremdet bleiben.

Foto: Achim Blazy

"Gerade seine Materialdrucke fand ich interessant in ihrer Reflektion des Verhältnisses von Vorbild und Abbild. Direkter kann die Darstellung eines Objekts auf der Leinwand ja nicht sein als durch einen Abdruck", umschreibt Museumschefin Alexandra König die Auseinandersetzung Hubert Begasses in dessen Werkreihe "Totems". Bis Anfang Februar sind diese "symbolhaften Arbeiten, die begeistern", wie begeisterte Ausstellungsbesucher urteilen, im Foyer des Museums der Stadt am Peter-Brüning-Platz zu sehen.

Ausgangspunkt all der farbenprächtigen, assoziativen Totems sind profane Gegenstände. Mal ist es eine ausrangierte Pet-Flasche, dann eine handelsübliche Leiter oder Gartenmobiliar, das als Trägerfläche für Farbe Ausgangspunkt für die Darstellung besagter mythisch-verwandtschaftlicher Verbindungszeichen namens "Totem" ist, wie der 59-jährige Künstler erzählt. Folgerichtig ist als erstes Stück der Schau ein kunterbunter Blumenständer in der Vitrine zu sehen, der Basis für die Totem-Werkgruppe "Familie" ist. "Erstaunlicherweise ist das Ergebnis aber alles andere als eine Spiegelung des Ausgangsgegenstands. Auf der Leinwand entsteht etwas völlig Neues. Das kann fast eine mystische Wirkung haben", gibt die Museumschefin eine Interpretationshilfe.

"Es ist ein bisschen, als fotografierte man die Seele", sagt Hubert Begasse über das Ursprungsobjekt und dessen künstlerische Ausarbeitung. "Die Aura oder das Ursprüngliche werden in diesem direkten Verfahren sichtbar", von dessen Ergebnis der Düsseldorfer zu Beginn des Prozesses "noch keine Ahnung" hat. Inspiriert von einem seiner Dozenten zu Zeiten seines Studiums, hat er dieses experimentelle Druckverfahren selbst entwickelt. Bei dem "Familien"-Zyklus lassen sich die Totems "Oma und Opa" wie ein Stammbaum von unten nach oben lesen: Ein ineinander verzahnter Stamm entwickelt sich zur Blüte, dann setzt sich ein Element ab, aus dem etwas Neues entsteht - die Arbeiten "Mutter und Vater" sowie "Kinder" hängen neben den Großelternbildern. Geduld beschreibt Hubert Begasse neben allem handwerklichen Können als wichtigste Eigenschaft, diese mehrschichtigen Bilder, die einerseits Spiegel sind, andererseits durch ihre Ausgestaltung immer Raum für eigene Interpretationen lassen, zu kreieren. Ein Verfahren, das an Umberto Ecos These vom "Offenen Kunstwerk" erinnert. Manche seiner Ideen wie die beiden "Halbleiter", 1995 entstanden und die ältesten Bilder der Ausstellung, erinnern an Röntgenaufnahmen, anderes an chinesische Schriftzeichen, der "Totem Tisch" könnte Kreuzung wie christliches Kreuz sein, vielleicht auch ein Vehikel. "Obwohl Hubert Begasse nicht weit von hier in Düsseldorf sein Atelier hat und sicher auch in Ratingen kein Unbekannter ist, hat er hier noch nie ausgestellt", sagt Alexandra König. Diese Lücke wird nun bis Februar mit der umfassenden Bildauswahl geschlossen.

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