Ratingen Kostümwechsel in Sekundenschnelle

Ratingen · Gestern konnten wir einen Blick hinter die Kulissen der Dschungelbuch-Inszenierung auf der Naturbühne werfen.

 Martina Kathage zieht sich in der Garderobe ihr Wolfskostüm über, in dem sie in der Anfangsszene auftritt. Wie fast alle Darsteller muss auch sie sich während der Aufführung mehrfach umziehen.

Martina Kathage zieht sich in der Garderobe ihr Wolfskostüm über, in dem sie in der Anfangsszene auftritt. Wie fast alle Darsteller muss auch sie sich während der Aufführung mehrfach umziehen.

Foto: dietrich janicki

Die Uhr tickt unaufhörlich weiter. Gerade einmal 60 Sekunden hat Susann Sinnemann Zeit, um das voluminöse Kostüm der Schlange Kaa loszuwerden, sich in einen Geier zu verwandeln und dann an der Seilbahn wieder zurück auf die Bühne zu schweben. Gute Laune hat sie trotzdem: "Alles kein Problem, das ist mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen." Alles liegt parat - und kurze Zeit später ist die Dschungelbuch-Darstellerin wieder auf der Bühne zu sehen. Was auf der anderen Seite des Sees für gute Laune und am Ende lang anhaltenden Applaus sorgt, ist nur wenige Meter entfernt ein Akt genauer Planung und Disziplin. "Bei uns weiß jeder genau, was er zu tun hat", erklärt Mogli-Darsteller Jan-Philip Hilger, der sich an diesem recht kühlen Sommer-Sonntagnachmittag ein bisschen Spott seiner Kollegen hinter den Kulissen anhören muss: "Der Sprung ins Wasser ist Dir aber auch schon mal besser gelungen. Das gibt heute keine guten Haltungsnoten."

Gut ist die Stimmung schon lange vor Beginn der Aufführung. Gegen 13 Uhr, zweieinhalb Stunden vor der Show, treffen die Darsteller ein. Kostüme werden zurechtgelegt, die Requisiten überprüft. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Seilkonstruktion, an der die Geier und Affen quer über die Bühne fliegen. "Da schauen wir ganz genau hin. Es geht schließlich um unsere Sicherheit", so Hilger. Wenn die Arbeit getan ist, beginnt die Zeit der Entspannung. Lampenfieber? Scheint kein Problem zu sein. Sinnenmann und Kollegin Hannah Rühl nutzen die Zeit, um entspannt ein Pippi-Langstrumpf-Memory zu spielen: "Ein Überbleibsel aus der letzten Saison", erzählen beide lachend. Derweil nutzt Hilger die Gelegenheit, sich ein bisschen aufzuwärmen: "Das ist meine Vorbereitung."

 Jan-Philip Hilger alias Mogli prüft hinter der Bühne ein Sicherungsseil.

Jan-Philip Hilger alias Mogli prüft hinter der Bühne ein Sicherungsseil.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Derweil hat sich Martina Kathage schon in ihr erstes Kostüm verpackt - sie spielt unter anderem die Wolfsmutter, die den kleinen Mogli entdeckt. Mit einer kleinen weißen Sprühflasche bewaffnet, nebelt sie sich ein - Ungezieferspray, damit sich keine Milben oder ähnliches Getier im "Fell" festsetzen. Und dann geht es los, die Musik erklingt, alle gehen auf Position. Nur Susann Sinnemann hat noch etwas Zeit. Als Schlange Kaa ist sie erst später dran. Zwei, drei Meter ist ihr Kostüm lang, das bereits am anderen Ende der Bühne deponiert ist: "Am Anfang war es ungewohnt, damit aufzutreten. Aber jetzt läuft es perfekt."

Nicht ganz perfekt läuft die Show für Panther Baghira alias Victoria Wiese an diesem Nachmittag. Unbemerkt vom Publikum rutscht sie kurz aus und fällt hin - aber nichts ist passiert. "Ist auch nicht das erste Mal", sagt sie später schmunzelnd. Hauptsache, die Zuschauer haben ihren Spaß. Die Atmosphäre ist prächtig, es wird viel gelacht und geklatscht: "Wir kriegen das genau mit, wie das Stück ankommt", sagt Hilger.

(RP)
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