Ratingen Konzertchor setzt neue Maßstäbe

Ratingen · Umjubelter Auftritt des Ensembles unter Leitung von Thomas Gabrisch mit Mozart und Rutter.

 Der Konzertchor Ratingen sang in der fast ausverkauften Stadthalle Ratingen.

Der Konzertchor Ratingen sang in der fast ausverkauften Stadthalle Ratingen.

Foto: Achim Blazy

Ein wahrhaft großes Konzert konnten die Zuhörer am Samstag Abend in der nahezu ausverkauften Stadthalle Ratingens genießen. Der Konzertchor Ratingen, der seit drei Jahren von Thomas Gabrisch, Professor an der Rober-Schumann-Musikhochschule Düsseldorf, geleitet wird, hat eine neue Visitenkarte abgegeben, die von nun an wohl Maßstab sein wird.

Der erste Teil dieses gelungenen Abends war einem Werk von John Rutter gewidmet. Er ist ein zeitgenössischer Komponist aus England, dem im Moment alle Türen offen stehen, und die "Mass of the Children" findet sich neben seinem Magnificat ziemlich weit oben auf der Wunschliste der Chöre im Land wieder. Für diese Messe konnte Thomas Gabrisch den sehr ambitionierten und bei internationalen Wettbewerben erfolgreichen Jugendchor St. Remigius aus Düsseldorf-Wittlaer gewinnen. Und es überzeugte, mit welcher Souveränität die jungen Leute auf der Bühne agierten. Hier gilt es, den jungen Sängerinnen und Sängern und ihrer Chorleiterin Petra Verhoeven ein großes Kompliment auszusprechen.

Die "Mass of the Children" lehnt sich liturgisch einer Missa Brevis, also einer kleinen Messe an, die aber, durch poetische Teile ergänzt, den Ablauf eines Tages beschreibt. Dem Dirigenten gelang es, die so unterschiedlichen Klangfarben wie ein jubilierendes Gloria oder das Flehen nach Frieden im Agnus Dei den Chören zu entlocken. Und die beiden Solisten Sabine Schneider (Sopran) und Sebastian Klein (Bass) reihten sich mit ihren ausdrucksstarken Stimmen in den großen Klangkörper ein. Eine gelungene Aufführung dieses populären Werkes. Die Missa c-Moll von W. A. Mozart ist auch für gute Laienchöre eine Herausforderung, denn Fugen, achtstimmig und mit langen Koloraturen, lassen erahnen, wie viel Mühe sich hinter der Einstudierung eines solchen Werkes verbirgt.

Das Orchester, die Sinfonietta Ratingen, ist ein von Thomas Gabrisch handverlesenes Ensemble mit Musikern aus verschiedenen Orchestern in NRW und zeichnete sich durch enorme Präsenz und Spielfreude aus.

Auch wenn im Konzertsaal der geistliche Aspekt religiöser Werke immer ein wenig verloren geht, gestaltete der Chor das "Qui tollis", dem Flehen nach Erbarmen, sehr eindringlich. Den Solisten Sabine Schneider (Sopran), Monika Mauch (Mezzosopran) und Dino Lüthy (Tenor) gelang ein glänzendes Miteinander beim "Quoniam: Herr, du bist der Höchste".

Bei der "nur" vierstimmigen Fuge "Cum sancto spiritu" gab sich der Chor noch erfahren locker und erfreute sich sichtlich an der überschaubaren Herausforderung.

Da zeigte sich die einfühlsame Arbeit beim Proben und ein wohltuend verlässliches, schnörkelfreies Dirigat, das die Arbeit von Thomas Gabrisch auszeichnet. Hier stimmt die Chemie zwischen Chor und Chorleiter, das war zu spüren. Mit ihrer warmen, mit zartem Schmelz versehenen Stimme verzauberte Sabine Schneider das Publikum und ließ ihren Part (Et incarnatus est) zu einem Höhepunkt des Abends werden. Danach war man gespannt, wie der Chor die achtstimmige Fuge im Sanctus meistern würde: Voller Konzentration, gepaart mit erkennbarer Sangesfreude, perlten die Koloraturen auf und ab und fügten sich harmonisch ineinander. Großartig!

Das Finale gestalteten Chor, Orchester und die Solisten unter dem eindrucksvollen Dirigat von Thomas Gabrisch. Ein freudiges Hosianna.

(RP)
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