Ratingen Kita-Leiterin braucht stets neue Projekte

Ratingen · Nuria Modersitzki hat immer wieder neue Ideen. Nach vier Jahren Venezuela leitet sie nun die evangelische Kita und das Familienzentrum Emmaus.

"Das ist hier Arbeit wie im mittleren Management", sagt Nuria Modersitzki über ihre Aufgaben als Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte und des Familienzentrums Emmaus. 82 Kinder werden in der Einrichtung an der Talstraße in vier Gruppen betreut.

"Die Überbelegung gibt es auf Wunsch des Jugendamts", Flüchtlingskinder oder Inklusionskinder sind bislang nicht dabei, wenngleich alles für sie bereit wäre. "Sie identifiziert sich intensiv mit ihrer Arbeit", lobt Pfarrer Frank Schulte. "Was sie macht, ist wirklich großartig. Zumal sie immer offen ist für neue Ideen." Laut Eigenaussage mag die studierte Sozialpädagogin diese Impulse: "Ich brauche immer neue Ziele und Projekte. Stillstand ist nichts für mich." Wobei die gebürtige Düsseldorferin auch sagt: "Früher war ich ruhelos. In Ratingen bin ich angekommen."

"Nie wieder Kita!", schwor sich die Mutter einer Tochter, nachdem sie im Anschluss an Studium und Anerkennungsjahr ein Praktikum ebendort absolvierte. Anstelle dessen ging es beruflich für sie in den Heimbereich, zur Vermittlung von Pflegekindern oder Rückführung in Familien. Dann der Ortswechsel in den vormaligen Osten, in der Nähe von Potsdam betreute sie eine Mädchengruppe. Nach dem Motto "mal schauen, was das Leben für mich noch bringt", beschlossen sie und ihr Mann auszuwandern.

"Wir hatten alles, waren ein Ehepaar mit gut bezahlten Jobs und das nächste Aufregende sollte nicht die Anschaffung eines neuen Kühlschranks sein." Außerdem wollte Nuria - sie ist nach einer katalanischen Schutzheiligen für Kinder benannt - Modersitzki "den 30. Geburtstag bei 30 Grad feiern". Nach Venezuela sollte es gehen, ein Datum wurde gesetzt und fleißig die Sprache gelernt.

Sie zogen in den Andenstaat Mérida. Mit der längsten Seilbahn zum höchsten Berg, tollem Klima und vor allem unfassbar netten Leuten. Die Menschen dort beschreibt sie als zugewandt und interessiert, entspannt und fröhlich. "Aber dieses ,manana, manana' würde hier nicht funktionieren."

Ihre Disziplin und den Sinn für Ordnung schätzten die neuen Freunde und Kollegen. Aber das größte Kompliment war: "Und ihr könnt so herzlich lachen." Nuria Modersitzkis Deutsch-für-Ausländer-Zertifikat ermöglichte ihr, an der Volkshochschule und später an der Uni deutsch zu unterrichten, später war sie für eine Stiftung tätig und hat ein Internet-Café aufgebaut. Die Vertreibung aus dem Paradies kam nach vier Jahren. Massive Unruhen drohten, Straßenschlachten, bei denen geschossen wurde, Panzer auffuhren und am Ende die Uni geplündert wurde, folgten. "Selbst im Rückblick wird mir kalt ums Herz." Dabei wären sie gerne geblieben.

So ging es nach Berlin. "Die Rückkehr war ein Kulturschock", vom Konsum-Überangebot bekam sie regelrecht Kopfweh und "wir jammern hier auf hohem Niveau". Mit ihrer kleinen Tochter unterm Arm zog sie zurück nach Nordrhein-Westfalen - und fand per Annonce zur Gemeinde Emmaus. Das war vor elf Jahren.

"Kinder brauchen Grenzen und Strukturen, in denen sie sich bewegen können." Als positiv und geduldig beschreibt sie sich. Ihre Aufgaben zu managen, fußt auf guter Organisation, wie sie sagt.

In Sachen Ablage ist sie kreativ-visionär, bei Mini-Englischkursen, Film- oder Yoga-AG dafür voll in ihrem Element.

"Jeder einzelne Schritt in meinem Leben war wichtig und hat mich weiter gebracht." Vor allem die "Begegnungen mit Menschen haben mich beeinflusst." Ratingen hat alles fürs tägliche Erleben. Und ist deshalb der Lieblingsplatz der vormals so ruhelosen Familienmanagerin.

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