Ratingen Kaufleute setzen auf Shopping-Sonntage

Ratingen · Die Händler und Werbegemeinschaften schlagen Alarm: Die neuen Regelungen bedrohen nicht nur Veranstaltungen und verkaufsoffene Sonntage, sondern auch massiv die kleineren Städte. Forderungen an die Landesregierung.

 Gerade in der Vorweihnachtszeit kommen viele Kunden in die Innenstadt. Ein verkaufsoffener Sonntag ist da ein zusätzlicher Anreiz. rp-archiv: abz

Gerade in der Vorweihnachtszeit kommen viele Kunden in die Innenstadt. Ein verkaufsoffener Sonntag ist da ein zusätzlicher Anreiz. rp-archiv: abz

Foto: Blazy Achim

Das Urteil des Verwaltungsgerichtes gegen die Stadt Velbert, die daraufhin einen verkaufsoffenen Sonntag (VOS) absagen musste, beschäftigt weiterhin die Kaufmannschaft in Ratingen. Nachdem Open West soeben ins Wasser gefallen ist (RP berichtete), steht nun auch der Shopping-Sonntag zum dritten Advent auf der Kippe. Manuela Kessler (City-Kauf), Dirk Wittmer sowie Sebastian Lausch (Mit-Organisatoren von Open West) schlagen Alarm. Sie fordern ein rasches Umdenken beim Gesetzgeber - aber auch mehr Solidarität der Händler untereinander.

Wittmer verweist darauf, dass die Grundlage der Verordnungen zu Sonntagen und Feiertagen aus dem Jahre 1919 stamme. "Damals gab es noch kein Internet und kein Amazon", sagte Wittmer. Gerade die Online-Händler hätten die höchste Klickrate sonntags nach dem Mittagessen sowie an Montagen. Der Gesetzgeber müsse sich auch an den "technischen Veränderungen" orientieren.

Schon im Jahre 2013 sei die Möglichkeit, verkaufsoffene Sonntag durchzuführen, stark eingeschränkt worden, heißt es in einem aktuellen Brandbrief des Handelsverbandes NRW an die Landesregierung. Auch der Verband spricht das veränderte Einkaufsverhalten an. "Es droht auch der Verlust der kulturellen Vielfalt und sozialer Lebendigkeit in den Zentren, wenn die bislang anlassgebenden Veranstaltungen ausbleiben", heiß es weiter.

Wittmer kann das nur bestätigen: Immerhin hätten bislang Händler bei Open West das Oktoberfest der Angergarde unterstützt. Genauso schwer wiegt der Umsatzverlust bei den etwa 20 bis 25 offiziell teilnehmenden Kollegen: "Wir hatten soviel Umsatz wie an Samstagen mit neun Stunden." Der Samstag sei der bereits stärkste Tag in der Woche. Anderen Kaufleuten dürfte es ähnlich gehen. Und Mitarbeiter vermissten die Sonntags-Zulagen und den größeren Freizeitausgleich.

Genauso wichtig sei der Werbeeffekt solcher Aktionen. Die meisten Neukunden, vor allem auch aus Nachbarstädten, könne man bei Shopping-Sonntagen anlocken. Das sei besonders wichtig für kleinere Städte und Ortsteile. Es gehe auch darum, den Kaufkraftabfluss in die nahen Großstädte einzudämmen: "Ratingen kann doch mit vielen Sachen punkten." Um die Stadt und ihre Dienstleistungen mal in Gänze vorzustellen, seien Shopping-Sonntag ungemein wichtig. Besonders kleinere Läden profitierten von der gemeinsamen Werbung.

Doch angesichts der neuen Regelungen könnten sich gerade kleinere Werbegemeinschaften solche Aktionen personell und finanziell künftig wohl nicht mehr leisten, sagte Wittmer mit Blick auf die gestiegenen Anforderungen bei der Antragstellung. Lausch verwies auch auf den "enormen Kostenfaktor" für Flyer, Plakate und Anzeigen im Vorfeld.

Das hat Manuela Kessler beim Bauernmarkt erlebt. Er konnte stattfinden, weil die Bedingungen stimmten. Doch der VOS am dritten Advent stehe auf der Kippe. Kessler weiß nicht, ob der Weihnachtsmarkt als Anlass ausreicht: "Er dauert fünf Wochen." Sie hofft auf eine Entscheidung noch vor der nächsten Ratssitzung am 28. November. Kessler wirbt um mehr Engagement der Kollegen: Je stärker Werbegemeinschaften seien, umso wirkungsvoller könne man seine Interessen vertreten.

(JoPr)
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