Ratingen Junge Frau kennt das alte Ratingen

Ratingen · Die Kunst hat es Imke Bauer angetan. Und so hat sie bereits im Museum Ratingen gearbeitet. Sie will Lehrerin werden.

Ratingen: Junge Frau kennt das alte Ratingen
Foto: RP-Foto. A. Blazy<

Je nachdem, aus welcher Richtung man auf 20 Lebensjahre schaut, bedeuten die Alter oder Jugend. Also schätzt ein Kind aus dem Kindergarten zwei Jahrzehnte staunend anders ein als die Menschen, die schon Großeltern sind. Und so ist es auch mit dem Erzählen: Hier sind die Hoffnungen, Wünsche und Träume, die Erlebnisse rings um Schule und vielleicht Abi im Übergewicht. Dort kann man nach vielen Lebensjahren von geplatzten Träumen, erlittenem Leid, gehabtem Glück und genossenem Erfolg berichten. Imke Bauer ist noch in der ersten Gruppe.

In gut fünf Wochen wird die junge Frau 20 Jahre alt. Seit dem Abitur im vergangenen Jahr hat sie im Ratinger Museum gearbeitet und das mit einem solchen Erfolg, dass Museumsleiterin Alexandra König sie in hohen Tönen lobt: "Bei ihr vereinen sich grafische Fertigkeiten mit künstlerischem Empfinden und erfreulichem Einsatz". So viel Lob ist schön, sicher berechtigt und bezieht sich in diesem Fall unter anderem auf ein von Imke Bauer entwickeltes Heft, das da "Detektive der Stadtgeschichte" heißt und interessierte Besucher der historischen Abteilung herausfordern kann. Und zwar solche, die diesseits und solche, die jenseits der 20 sind.

Durch die Ausstellung, die die Historie Ratingens beleuchtet, muss man natürlich schon selber gehen, sollte sich die erklärenden Ausstellungstexte ansehen. Dann kann man in dem Heft - es ist gut bebildert, attraktiv zusammengestellt und wirklich wertig aussehend - zum Beispiel den Steckbrief eines Ratinger Bürgers (aus der Zeit nach der Stadterhebung) auch allein ausfüllen. Man weiß, dass er Christ sein sollte und einen Löscheimer besitzen musste. Man kann eine Blanko-Figur ausmalen, was aktuell in jedem Alter angesagt ist, sich einen Namen für ihn aussuchen. Und - man kann vor der Besichtigung der Ausstellung bei einem Kaffee im Foyer, eine heruntergeladene App auf dem Smartphone (www.biparcours.de, Öffentliche Parcours, Stadtgeschichte Museum Ratingen) die einzelnen Bereiche der Ausstellung schon einmal vorbereiten. Das alles hat Imke Bauer bei ihrem Einsatz in Ratingen erarbeitet. Sie hat, wie etliche junge Leute schon vorher und gleichzeitig, am Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) teilgenommen, das wie folgt beschrieben wird: "Das FSJ wird ganztägig als überwiegend praktische Hilfstätigkeit in gemeinwohlorientierten Einrichtungen, insbesondere in Einrichtungen der Altenhilfe, der Behindertenhilfe, der Kinder- und Jugendhilfe, einschließlich der Einrichtungen für außerschulische Jugendbildung und Einrichtungen für Jugendarbeit oder in Einrichtungen der Gesundheitspflege sowie kulturellen Einrichtungen (Einsatzstellen) geleistet".

Ganz zum Schluss also steht das, was sie macht. Und weil das so gut war, wird Imke Bauer demnächst bei der FSJ-Leitung als Seminar-Assistentin mitarbeiten. Zudem beginnt sie ein Studium in Wuppertal. Nun ja - sie möchte Lehrerin werden. "Irgendwie ist mir eine gewisse Sicherheit schon wichtig", meint sie. Sie will jedoch eine so gute Lehrerin werden, wie diejenigen, die ihr Deutsch und Kunst und die schönen Künste beigebracht haben, von denen sie jetzt nicht nur zehrt, sondern die sie auch weitergibt.

Ist das nun der logische Weg für eine junge Frau, die mal Buchbinden lernen wollte? Die sich in ihrer Düsseldorfer Kirchengemeinde sozial engagiert und eine Mädchengruppe in Richtung Selbstvertrauen gepusht hat, die auch mal in einem Architekturbüro ein Praktikum gemacht hat? Beim Träumen und beim schrittweisen Abarbeiten der Träume geht sie doch äußerst gescheit mit den Möglichkeiten um.

Immerhin hat ein liebevolles Elternhaus mit aktiver Unterstützung ein stützendes Netz vorgehalten, hat ermutigt, die wilden Winde weitgehend abgehalten, den Horizont erhellt und Wege ermöglicht, ohne sie unbedingt zu ebnen.

"Und schüchtern bin ich auch nicht" sagt Imke Bauer. Ja dann...

(RP)
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