Kreis Mettmann Jobcenter: Erfolgsgeschichten machen Mut

Kreis Mettmann · Langzeitarbeitslose haben es schwer, eine Arbeitsstelle zu finden. Mit Engagement und Willen haben die Agenturmitarbeiter und Jobsuchenden aber auch Erfolg. Zwei Fälle zeigen: Es kann mit dem neuen Beruf klappen.

 Zehn Jahre lang war Norbert Genz arbeitslos, nachdem sein früherer Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste.

Zehn Jahre lang war Norbert Genz arbeitslos, nachdem sein früherer Arbeitgeber Insolvenz anmelden musste.

Foto: a. blazy

Vor kurzem deckte das Team um Enthüllungsjournalist Günter Wallraff die Zustände in einigen Arbeitsagenturen auf. Quotendruck, frustrierte Mitarbeiter und so viele "Kunden" pro Arbeitsvermittler, dass die sich nur um die wenigsten wirklich kümmern können. So werden Arbeitssuchende in zweifelhafte Maßnahmen (Lama-Wanderung, Motivationsseminar) gesteckt, damit sie vorübergehend aus der Statistik verschwinden. Die Agenturspitze in Nürnberg spricht von Einzelfällen. Dass es auch anders geht, zeigt das Jobcenter ME-aktiv.

Die Jobcenter sind ein Service der Bundesagentur für Arbeit und kümmern sich besonders um ALG II-Empfänger und Langzeitarbeitslose. "Wir haben im Kreis Mettmann 26300 Leistungsberechtigte" erklärt Martina Würker, Geschäftsführerin von ME-aktiv. Rund 6000 kann das Jobcenter pro Jahr vermitteln, von denen etwa 60 Prozent auch nach zwölf Monaten noch im Job sind. "Wir möchten unseren Kunden Mut machen, ihren Weg zu gehen" sagt Würker. "Aber sie müssen auch wollen und ihre Kompetenzen einbringen".

Die Arbeitsvermittler, die hier "Integrationsfachkräfte" heißen, leisteten eine herausfordernde Arbeit, auch weil einen die persönlichen Geschichten der Kunden nicht kalt ließen.

So wie die Geschichten der zwei ehemaligen Langzeitarbeitslosen, die von ihren Erfahrungen erzählen. Da ist Karlsten Coleman, 28 Jahre alt, aus Velbert, verheiratet, zwei kleine Kinder. Nach seiner Ausbildung zum Fachlagerist im Jahr 2007 hatte er ein Jahr lang in seinem Beruf gearbeitet, bevor ihm gekündigt wurde. Er habe dann viele Bewerbungen geschrieben und noch mehr Absagen erhalten. "Es ist schwer, wieder einzusteigen" sagt er. Als Fachkraft sei er vielen Arbeitgebern zu teuer, doch Hilfstätigkeiten (etwa beim Dachdecker) waren auch keine Dauerlösung. 2013 ist er zu Bettina Bommersbach ins Jobcenter gekommen. "Mir ist aufgefallen, dass er eine hohe Motivation hatte", sagt sie.

Auf einer Bildungsmesse hat er einen Arbeitgeber gefunden, der ihn einstellen würde, sobald er eine Weiterbildung absolviert habe. So ließ er sich am Berufsbildungszentrum Essen zum Rohrvorrichter und Schweißer qualifizieren. Heute arbeitet er im Chempark Leverkusen und pendelt täglich drei Stunden zwischen Job und Familie. "Ich mache das gerne. Es gibt solche und solche Arbeit" sagt er.

Ayna Bucan (33) aus Hilden hatte zunächst in Köln eine Ausbildung in islamischer Theologie gemacht, die aber in Deutschland nicht anerkannt wird. Nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit folgte eine Umschulung zur Bürokauffrau. Auch das brachte nicht den gewünschten Erfolg, weitere drei Jahre ohne Beschäftigung folgten. Schließlich lernte auch sie Bommersbach beim Jobcenter kennen und von da an ging es aufwärts. "Sie hat mir verschiedene Richtungen aufgezeigt" sagt Bucan.

"Frau Bucan hat auch eigene Ideen mitgebracht", fügt Bommersbach hinzu. Nach mehreren Praktika, unter anderem bei einer Fahrschule, landete sie schließlich bei Terzia in Düsseldorf.

Vormittags arbeitet sie nun als Bürokauffrau, nachmittags bringt sie Migranten lesen, schreiben und Deutsch bei. "Unterrichten lag mir schon immer" freut sich die Neu-Dozentin.

(RP)
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