Ratingen In neuer Kita sind die Treppen zu schmal

Ratingen · Vor einem Jahr wurde die Kita an der DAAG-Straße eröffnet. Nun fiel auf, dass offenbar gegen Normen verstoßen wurde.

 Die Außentreppen der DAAG-Kita sollen verbreitet werden. Doch im Innern soll eine "Einbahnstraßenregelung" teure Umbauten verhindern.

Die Außentreppen der DAAG-Kita sollen verbreitet werden. Doch im Innern soll eine "Einbahnstraßenregelung" teure Umbauten verhindern.

Foto: Achim Blazy

Eine peinliche Planungs- und Baupanne beschäftigt derzeit die Stadtverwaltung: In der erst vor einem Jahr eröffneten Kindertagesstätte entsprechen die Treppen nicht der neuesten Norm: Statt wie vorgeschrieben 1,20 Meter sind sie nur einen Meter breit. Das hatte die Unfallkasse NRW bei einer Begehung entdeckt. Mit einer Kompromisslösung hofft die Stadt, den Betrieb der Kita normal fortführen zu können.

BU-Ratsherr Rainer Vogt, der auch Mitglied im Jugendhilfeausschuss (JHA) ist, hatte von den Problemen erfahren und die Verwaltung für die heutige Sitzung des JHA um einen Sachstandsbericht gebeten. Vogt sorgt sich vor allem um den Weiterbetrieb der Kita. "Zurzeit können keine verbindlichen Zusagen für die Aufnahme von neuen Kindern für das Kindergartenjahr 2016/17 gegeben werden", so Vogt an die Stadt. Dieser Umstand sei "angesichts von zur Zeit über 180 Wunschanmeldungen mehr als besorgniserregend".

Aufgefallen war der folgenschwere Fehler bei einer Begehung der Unfallkasse, erinnert sich Ludwig Vennhoff, Abteilungsleiter Technisches Gebäudemanagement. Betroffen seien zwei Außen- und eine Innentreppe. Die Stadt treffe keine Schuld, mit Planung und Bau sei ein Architekturbüro beauftragt worden. Die Normen für Treppen seien derzeit "im Fluss", hätten in diesem Fall aber bereits bei Planung und Bau der Kita gegolten. Es sei eine "vertrackte Situation".

Baudezernent Jochen Kral habe bei einem Treffen mit dem Architekten und der Unfallkasse eine Kompromiss-Lösung erarbeitet. Die sehe vor, die beiden Außentreppen auf Normbreite zu bringen. Im Obergeschoss werde es keine Elternversammlungen bei gleichzeitigem Kita-Betrieb geben. Und beim Holen und Bringen der Kinder soll darauf geachtet werden, dass die Treppe nur in einer Richtung genutzt wird, also nur ein "Einbahnstraßenverkehr" möglich sei. Die 1,20-Meter-Norm solle Begegnungen möglich machen, das sei bei einem Meter wohl nicht gegeben. Bezirksregierung und Berufsgenossenschaft müssten allerdings noch ihr Okay geben.

Der Architekt habe bereits seine Haftpflichtversicherung eingeschaltet. Der Umbau der Innentreppe würde einen "hohen sechsstelligen Betrag" erfordern, so Vennhoff. Auch müsse die Kita dann monatelang wegen der Arbeiten geschlossen werden.

Derzeit laufe der Kita-Betrieb mit drei Gruppen normal, hieß es auf RP-Anfrage bei der Stadt. Ab dem Kita-Jahr 2016/2017 solle von derzeit 45 Kindern auf dann 69 Kinder aufgestockt werden, sagte Vennhoff. Möglich seien bis zu 75 Kinder, jedoch werde man das aus pädagogischen Gründen begrenzen. Die Vorgaben hinsichtlich der Breite von Verkehrs- beziehungsweise Fluchtwegen ergeben sich unter anderem aus der Arbeitsstättenverordnung und in den dazugehörigen Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR A). Bei Nutzung von bis zu 20 Personen ist ein Meter Breite vorgeschrieben, bis 200 Personen sind es 1,20 Meter, heißt es bei der Unfallkasse NRW.

Nach diesem Planungsdesaster dürften die Erbauer der Kita Meygner Busch am Felderhof genauer mit dem Zollstock hantieren. Soeben haben die ersten Arbeiten begonnen. Derweil ist das Jugendamt noch auf der Suche nach einem Träger: Vier Träger haben sich beworben. Neben der Stadt selbst sind dies Awo, Caritas und KinderHut. Die Bewerbungen werden heute im Jugendhilfeaussschuss präsentiert.

(RP)
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