Heiligenhaus Im Einsatz für 120 Gäste pro Woche

Heiligenhaus · Zum zehnjährigen Bestehen blicken die ehrenamtlichen Tafel-Organisatoren auf turbulente Zeiten zurück.

 Christa Beyer (l.) und Karin Wenzel leiten den Tafel-Standort. Ihre jüngsten Helfer sind Ole Düsterhöft (12) und Lukas Brandt (13, 2. v. r.). Mitorganisator ist Diakonie-Geschäftsführer Werner Starke.

Christa Beyer (l.) und Karin Wenzel leiten den Tafel-Standort. Ihre jüngsten Helfer sind Ole Düsterhöft (12) und Lukas Brandt (13, 2. v. r.). Mitorganisator ist Diakonie-Geschäftsführer Werner Starke.

Foto: A. Blazy

"Eine Stunde am Tafel-Tag Brötchen und Lebensmittel sortieren — so hatte ich mir das vor meinem Start als ehrenamtliche Helferin hier vorgestellt." Für Christa Beyer wurden inzwischen aus dem einen Tag acht Jahre, seit sechs Jahren ist sie Standortleiterin des Heiligenhauser Zweigs der Tafel für Niederberg. Gestern nahm sie sich gemeinsam mit ihrer Amtskollegin Karin Wenzel und dem Diakonie-Geschäftsführer Werner Starke die Zeit, im laufenden Betrieb an der Rheinlandstraße auf zehn Jahre Heiligenhauser Tafel zurückzublicken. Im Hochsommer 2003 war das Projekt auch in Heiligenhaus angelaufen.

Die Ursprünge der Tafel Niederberg reichen noch ein Jahr weiter zurück. Die Diakonie eröffnete die erste Tafel in Velbert, es folgten die Standorte Heiligenhaus und Wülfrath. Heute betreut die Diakonie sechs Standorte in Niederberg. Der Mittwoch ist der traditionelle Heiligenhauser Tafel-Tag. An den ersten Tagen vor zehn Jahren zählte man 17 Gäste, die für einen Euro eine Tüte Lebensmittel einkauften und für 50 Cent ein warmes Mittagessen nebst Kaffee und Kuchen erhielten. "Inzwischen kommen jeden Mittwoch 120 Besucher zum Einkaufen und 80 zum gemeinsamen Mittagessen", sagt Beyer. "Die Tafel Niederberg ist inzwischen ein mittelständisches Unternehmen", ergänzt Starke.

22 Tonnen Lebensmittel pro Jahr verteilt die Tafel Niederberg an ihren Standorten. 120 ehrenamtliche Helfer sind dabei, 20 von ihnen in Heiligenhaus. Die Lebensmittel kommen von Spendern und Sponsoren. Von denen gibt es mittlerweile über 40. Auch das war gestern an der Rheinlandstraße dokumentiert. Die Hilfe reicht von Schecks bis hin zu ganzen Wagenladungen voller Lebensmittel. Auch wenn die Tafel seit langem gut eingeführt ist — die Spendenbereitschaft ist für Starke kein Selbstläufer: "Man muss da sehr am Ball und im Gespräch bleiben. Zumal es praktisch nicht möglich ist, Prognosen über die Bedürftigkeit in Zukunft abzugeben." Auch könne die Tafel nicht immer mit dem gleichen Lieferumfang rechnen — "manchmal kommt viel, manchmal weniger". Logistik ist alles. Aktuell steht die Tafel vor einer größeren Investition: Es muss ein neuer Kühlwagen her. Kostenpunkt: 40 000 Euro. Auch so sieht Hintergrundarbeit aus, die Starke und das Lenkungsteam erledigen. Für die Besucherzahlen derzeit ist die Versorgung gesichert, ebenso die Perspektive für den Standort an der Rheinlandstraße in einem ehemaligen Café. So ist das seit 2008. Zuerst war die Tafel im Jugendkeller des Gemeindehauses an der Hauptstraße untergebracht. Als die evangelische Gemeinde das Haus der Kirche aufgab, wurde ein neuer Standort gesucht. Der Geschäftsmann Wolfgang Frenz las seinerzeit von den Problemen der Ehrenamtlichen — und bot der Diakonie Räume mietfrei an. Ein Möbelhaus half bei der Einrichtung, im Frühjahr 2008 begann der Betrieb an der Rheinlandstraße.

Für Christa Beyer, Karin Wenzel und ihre Helfer beginnt der Tafeltag mittwochs um 8.30 Uhr — mit der Ankunft des ersten Lieferwagens. Um 10.30 Uhr geht es mit dem gemeinsamen Frühstück der Mitarbeiter weiter. Danach wird die Ware aufgebaut, bevor um 12.30 Uhr die Gäste zum Mittagessen kommen. Zu den jüngsten Helfern gehören Ole Düsterhöft (12) und Lukas Brandt (13). Sie haben die Tafel über die evangelische Kirchengemeinde kennengelernt und helfen zu Ferienzeiten: "Waren sortieren und verteilen — das ist hier unsere Aufgabe. Und wir sehen bei der Arbeit, wie sich mit Dingen Sinnvolles anstellen lässt, für die ansonsten niemand mehr Verwendung hätte", sagt Ole.

Den Lerneffekt für die Mitarbeiter betonen auch die Standortleiterinnen: "Es geht uns gut. Man macht sich zu selten klar: Wir können privat einkaufen und bestimmen, was wir möchten. Und genau das ist keine Selbstverständlichkeit."

(RP)
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