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Ratingen. Ihr ganz normales Leben im Schlösschen

Ratingen. · Isabella Freifrau von Ketteler ist nach Studium und zehnjährigem Aufenthalt in Paris ins Elternhaus zurückgekehrt.

Wer würde mit High Heels durch Unterholz stöckeln, selbst, wenn es das eigene ist? Isabella Freifrau von Ketteler schon mal gar nicht. Die - sagt man Herrin? - auf Schloss Linnep ist dazu auch nicht der Typ, ist bei der Arbeit sinnvollerweise rustikal und auch sonst eher leger gekleidet. Sie ist eben eine berufstätige Frau, die unter anderem dafür arbeitet, dass das Denkmal erhalten bleibt.

Familie von Ketteler und die Witwe des verstorbenen Clemens Reichsgraf von Spee leben nämlich in einem veritablen Denkmal, dessen pompöse Freitreppe eher auf Hochzeitsfotos Ratinger Brautpaare prangt als auf hochglänzenden Bildern inmitten rührender eigener Homestories.

Das Familienauto hat unter einer milden Staubschicht weitaus mehr Dellen als manch anderes in Breitscheid. Und im Flur liegt und hängt und stapelt sich das, was in der Diele einer jeden Familie mit Kindern liegt. Vielleicht ein bisschen mehr. Das Zuhause hat mit dem Turm und der darin untergebrachten Kapelle rund 1000 Jahre alte Teile, es hat reichlich Räume, die niemand jeden Tag inspizieren will und ein Dach, dessen Erneuerung den Preis von gut zwei Einfamilienhäusern kosten mag.

Für Isabella von Ketteler war all das aber nie etwas Besonderes, ist mithin auch jetzt nichts Neues. Immerhin ist sie hier als älteste von vier Schwestern geboren worden - das war vor 49 Jahren - und ist nach Studium und acht Jahren für die Mode in Paris wieder in den heimischen Bau zurückgekehrt. "Meine Eltern haben mich gehen lassen" - sie sagt es ganz entspannt und betont, dass auch sie und ihr Mann die drei Kinder irgendwann einmal ziehen lassen, wenn es denn so weit ist.

Die Tochter ist jetzt zehn geworden "ein wichtiges Alter mit einer Null", die beiden Söhne acht und sechs Jahre alt. Es wurde eben spät geheiratet. Und wenn die Eltern keine Teenager mehr sind, können sie natürlich aus dem Fundus familiärer und eigener Erfahrung schöpfend, ihren Kindern anderes mitgeben, als wenn sie viel mit sich selber zu tun hätten. Den Kindern soll unter anderem Respekt vor Mensch, Tier und Natur vermittelt werden - eine Haltung, die nicht nur die Freifrau immer öfter verschwinden sieht.

So wird gewirtschaftet - mit dem Holz aus dem eigenen Wald, es sind ein paar Immobilien zu betreuen, die Remise ist für Feste und ähnliches zu vermieten und das Schloss in Ordnung zu halten.

Und das wird von zwei Leuten im "kleinen Familienunternehmen" geleistet, die drinnen wie draußen arbeiten, keinen Urlaub machen. Wilderich Freiherr von Ketteler, der sich mit seiner Frau eine, sagen wir mal, Akten-Hochebene mit wechselnden Papierstapeln teilt, schätzt an seiner Frau in dem Zusammenhang ihr unerschütterlich zuverlässiges Gedächtnis. Er muss auch darauf bauen, denn sie weiß, wo was ist, wenn sich die Akten türmen. "Aber - sie vergisst einfach nichts."

Das ist ein Pfund, mit dem bei den Gesellschaften im fein herausgeputzten, ehemaligen Wirtschaftsgebäude gewuchert wird. "Da sind wir dann oft richtige Hochzeitsplaner und kümmern uns um mehr als um die Überlassung der Räumlichkeiten". Die Gäste sollen sich wohlfühlen - sie tun es auch.

Isabella von Ketteler sieht es als großen Gewinn an, dass sie in einem Mehr-Generationen-Haus lebt, dass sie und ihr Mann tagtäglich mit den Kindern zusammen sind, dass die in der nahen Nachbarschaft zur Schule gehen und mit der Natur aufwachsen: "Wir sind eine ganz normale, eine glückliche Familie." Völlig klar.

(gaha)
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