Ratingen Helfen auf den letzten Lebenswegen

Ratingen · Seit 20 Jahren begleitet die Hospizbewegung Ratingen Menschen beim Sterben und Angehörige beim Trauern.

 Martina Rubarth hat das Programm für den Festtag organisiert. Ein besonderes Anliegen ist ihr die geplante Kindergruppe. Denn die Erfahrung lehrt: Nach einem Todesfall kommen Jungen und Mädchen in der Begleitung oft zu kurz.

Martina Rubarth hat das Programm für den Festtag organisiert. Ein besonderes Anliegen ist ihr die geplante Kindergruppe. Denn die Erfahrung lehrt: Nach einem Todesfall kommen Jungen und Mädchen in der Begleitung oft zu kurz.

Foto: D. Janicki

Erinnerungen an Papa? Sebastian (11) hat viel Blau mit ein wenig Grün gemischt und eine Farbfläche zu Papier gebracht. "Blau war seine Lieblingsfarbe, er war gerne am Meer." Kathi (9) tuschte Wolken auf ein Blatt, "denn Mama ist jetzt im Himmel". Als Gruß steigt ein Luftballon auf, ein Vogel flattert vorbei. "Im Januar werden wir eine Trauergruppe für Kinder einrichten", kündigte Martina Rubarth an, die Koordinatorin der Hospizbewegung Ratingen. Vor 20 Jahren gründete sich der Verein, der Menschen beim Sterben und Angehörige beim Trauern begleitet. Hedwig Stinshoff, damals hoch in den Sechzigern, hatte beharrlich und am Ende erfolgreich eine Idee ins Ratinger Bewusstsein gerückt: Den Tod ins Leben zu holen. Am Samstag erlebte Hedwig Stinshoff, was daraus geworden ist: In der Dumeklemmerhalle feierte die Hospizbewegung einen ganzen Tag lang Geburtstag.

Die künftige Kindergruppe ist Martina Rubarth ein Anliegen. Im Todesfall kommen Mädchen wie Jungen oft zu kurz, denn die Erwachsen sind mit dem eigenen Begreifen voll beschäftigt. Gleichzeitig müssen sie funktionieren und die Dinge regeln. Der zweite große Wunsch der Ratinger Hospizbewegung - ein stationäres Hospiz einrichten und betreiben zu können - trägt noch kein Datum. Martina Rubarth sagt: "Da brauchen wir ein geeignetes Haus und eine Finanzierungssicherheit über zehn Jahre. Vorher können wir nicht anfangen."

 Zur Feier des 20-jährigen Bestehens der Hospizbewegung gab es ein buntes Geburtstagsprogramm.

Zur Feier des 20-jährigen Bestehens der Hospizbewegung gab es ein buntes Geburtstagsprogramm.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Auch ohne eigenes Hospiz-Haus ist die Hospizbewegung auf eine stattliche Größe gewachsen. Fünf hauptamtliche Kräfte und mehr als 70 Ehrenamtler sind in der Sterbe- und Trauerbegleitung unterwegs. "Die Hospizbewegung ist aus der Stadt Ratingen nicht mehr wegzudenken", sagte Bürgermeister Klaus Pesch in seinem Grußwort.

Dabei ist jede Begleitung so unterschiedlich, wie Menschen eben sind, berichtet Ursula Roemer stellvertretend für alle anderen, die sich in der Hospizbewegung engagieren: "Mit einem Mann habe ich drei Tage vor seinem Tod noch Halma gespielt. Bei einem anderen war ich froh, dass ich ihm mal die Kissen ausschütteln durfte." Sterbende zu begleiten bedeutet für sie, "herauszufinden, was dieser Mensch gerne hat und braucht." Mit einer Frau, die früher in einem Chor sang, habe sie zusammen Lieder gesummt. Wenn sich die Menschen durch den Einsatz der Hospizbewegung gut aufgehoben fühlen, gibt es manchmal auch Aussagen, die für Sterbende absurd zu sein scheinen: "Dank ihnen geht es mir jeden Tag besser."

Wer Sterbebegleiter werden möchte, muss zuvor eine sieben Monate dauernde Schulung durchlaufen. "Im ersten Teil geht es darum, sich selbst bewusst zu werden", sagte Martina Rubarth. Daran anschließend geht es um viele praktische Fragen. "Erst danach hat man die Befähigung, einen Sterbenden zu begleiten." Manchmal gehe einem ein Schicksal nahe, ergänzt Ursula Roemer. Dann werde das in einer Supervision und bei Treffen der Hospizbewegung aufgearbeitet: "Und man macht eine Pause, bevor eine neue Begleitung beginnt." "Der Einsatz der ehrenamtlichen Helfer macht einen großen Teil der Hospizbewegung aus", sagte Professor Dr. Winfried Hardinghaus vom Deutschen Hospiz- und PaliativVerband in seinem Vortrag. Er wandte sich deshalb gegen eine volle staatliche Förderung, die diesen Einsatz mutmaßlich verkümmern lassen würde.

Der auf Medizinrecht spezialisierte Rechtsanwalt Wolfgang Putz beschäftigte sich im Forum mit dem Thema der Patientenverfügung und der Vorsorgevollmacht.

(dn)
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