Martina Rubarth Helfen am Ende des Lebens

Ratingen · Damit die Hospizarbeit rund läuft, engagiert sich Martina Rubarth weiter. Vor allem für ein stationäres Hospiz.

Martina Rubarth: Helfen am Ende des Lebens
Foto: Blazy, Achim (abz)

ratingen Dass der Tod zum Leben dazu gehört, ist für Martina Rubarth (55) klar. Offensichtlich aber nicht allen Mitmenschen. "Wir dürfen nicht müde werden zu sagen, dass es uns gibt", beschreibt sie ihre Arbeit als Koordinatorin der Hospizbewegung Ratingen. Beratungen, Sterbe- und Trauerbegleitung sowie die Vermittlung psychosozialer und palliativer Versorgungen gehören zu ihren Aufgaben. Es geht um Hilfe am Ende des Lebens.

Was war der Auslöser für Ihr Engagement in der Hospizbewegung?

Rubarth Während unserer Schulzeit erkrankte eine meiner Freundinnen an Krebs. Ich hatte nie Berührungsängste, keine Furcht, so kümmerte ich mich mit um sie. Richtig ernst wurde es vor 15 Jahren durch die Erkrankung meines Vaters. In Essen begann ich als Ehrenamtlerin, stellte fest: das ist mein Ding, kam dann stationär nach Wuppertal und bin seit fünf Jahren in Ratingen.

Die Hospiz-Bewegung begann in Ratingen im September 1995. Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Rubarth Ganz maßgebliche Verbesserungen sind durch die Palliativmedizin entstanden. Sie gewährleistet eine sehr gute Versorgung. In Ratingen arbeiten vier Palliativmediziner, die sehr engagiert sind. Bereits 2007 wurde die gesetzliche Grundlage geschaffen, nach der schwerstkranke und sterbende Menschen zu Hause Anspruch auf besonders palliativ-medizinische Versorgung haben. Das hat es, als mein Vater so schwer erkrankte, noch nicht gegeben.

Wie finanzieren Sie Ihre Arbeit?

Rubarth Wir bekommen von der Stadt und den Krankenkassen einen Zuschuss. Eine gewisse Summe kommt durch die Mitgliederbeiträge zusammen. Wir zählen derzeit etwa 380 Mitglieder, die pro Jahr 18 Euro geben. Den größten Betrag aber machen private und öffentliche Spenden aus. Ohne dieses Geld könnten wir uns einfach nicht finanzieren. Das wäre vollkommen unmöglich.

Wie gehen Sie in Ihrer Arbeit mit besonders schmerzvollen Momenten um?

Rubarth Der Unterschied besteht im Mitfühlen, nicht Mitleiden. Außerdem gibt es auch Hilfe durch die Supervision. Wichtig ist, dass die Balance stimmt. Richtig schwierig bleibt es nach all den Jahren, wenn es um den Tod von Kindern geht. Das berührt und bewegt mich stark.

Denken Sie durch Ihre Hospiz-Erfahrung anders über den eigenen Tod?

Rubarth Vor dem Tod habe ich keine Angst. Durch meine Arbeit bin ich gläubig und demütig geworden und weiß, dass nach dem Tod etwas Anderes kommt. Aber vor dem Weg hin zum Tod habe ich trotz allen Wissens Furcht.

Jetzt jährt sich der Gründungstag zum 20. Mal. Wie wird er begangen?

Rubarth Mit dem Hospiztag. Es wird eine Mischung aus Informationen darüber, was wir machen, wie wir helfen und sich die Arbeit entwickelt hat. Außerdem zeigen wir im Foyer eine Ausstellung trauernder Kinder. Und wir wollen auch feiern, deshalb gibt es nicht nur Fachvorträge und Informationsmaterial. Zur Begrüßung gibt es Klavierspiel, das wird ein Genuss. Später gibt es Musik und Kabarett.

Welche Themen brennen Ihnen auf den Nägeln?

Rubarth Ein stationäres Hospiz fehlt. Wir haben eine palliative Pflegestation mit sechs Betten - ein guter Anfang, aber noch lange nicht genug. Und im kommenden Jahr soll eine Kindertrauergruppe entstehen. Bereits im vergangenen Jahr haben wir Mitarbeiter in einer speziellen Ausbildung auf die Aufgaben vorbereitet.

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