Heiligenhaus Heiligenhauser helfen rumänischen Kindern

Heiligenhaus · Für den Verein "Vergessene Kinder" ist Vorsitzende Petra Ulrich regelmäßig mit Spendenkonvois auf dem Balkan.

Der Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Wirtschaftsflüchtlinge in Balkan-Staaten ist Hilfe zur Selbsthilfe. Davon ist Petra Ulrich, Vorsitzende des Vereins "Vergessene Kinder", überzeugt. Es ist aber schwer, sie dauerhaft zu entwickeln. "Sinnvolle Entwicklung erreichen wir als Hilfsorganisationen durch Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort."

Gerade hat sich die engagierte Ehrenamtlerin zusammen mit Vereinskollegin Petra Schmitz sowie den beiden Volunteers Martin Solga und Emre Erkol (beide 18) auf den etwa 2500 Kilometer weiten Weg Richtung Rumänien gemacht. Medias ist der Name des Ortes, der Anlaufstelle für verschiedene strukturelle Projekte ist. Beladen waren die Wagen mit allem, "was es für den Alltag braucht". Eifrig sammelt der Verein Sachspenden, vom ausrangierten Kühlschrank über Garderobe für Kinder und Erwachsene bis zum Fernseher wird "alles gebraucht". Ganz besonders mangelt es den Einwohnern der Stadt in Siebenbürgen an Schuhen. Im Sommer geht es, sagt Petra Ullrich, da könne man sich mit Badelatschen behelfen. Im Winter aber wird es bitter: "Es gibt Familien mit mehreren Kindern, die besitzen genau ein Paar Schuhe." Das hat dann die Größe, dass es über den größten Fuß passt - und ob Kind oder Vater, also Schuhgröße 32 oder 42, wer raus will, schlüpft in den Familienschuh. 74 Familien werden von "Vergessene Kinder" betreut. Außer der Versorgung mit Klamotten geht es vor allem um fundierte Schul- und Ausbildung. "Mit guter Schulbildung gibt es auch in Rumänen Jobs." Denn eines der Vereinsziele ist, Kinder so gut auszubilden und fit für die Zukunft zu machen, dass sie weder betteln noch klauen und nicht als Wirtschaftsflüchtlinge ihr Land verlassen.

Die Hilfe zur Selbsthilfe aus Heiligenhaus ist eng verknüpft mit einer Art Zweigstelle in Medias. "Seit 15 Jahren arbeiten wir mit einer Vertrauensperson zusammen", ergänzt Carl-Heinz Ulrich. Auch diese Mitarbeiterin ist Ehrenamtlerin und weiß, wo Not besonders groß ist. So wurde beispielsweise ein Straßenkinderprojekt initiiert. "Offiziell durften sie drei Tage zu uns kommen." Manche mussten entlaust und entfilzt werden, manche konnten nicht sprechen und wurden von einer Ergotherapeutin - eine Schweizer Ehrenamtlerin - geschult. Bis zu drei Monate bleiben die Kleinen, ehe sie in Heime gebracht wurden. Um all das finanziell zu betreuen und anzuschieben, braucht es Geld. Geld, das der Verein vor allem durch Spenden sammelt und das zu "100 Prozent für die Menschen vor Ort bestimmt ist und nicht für Organisation oder Verwaltung ausgegeben wird", wie Carl-Heinz Ullrich sagt.

"Einen Lkw zu beladen und nach Medias zu bringen, kostet 2460 Euro." Von Medias muss per zu mietenden Leihwagen die Versorgung Bedürftiger auf den Dörfern gewährleistet werden. "Das bedeutet viel Arbeit im Vorfeld und vor Ort, aber der Erfolg ist sichtbar."

Ein Wunsch und Traum wäre es für Petra Ullrich, ein eigenes Haus dort zu kaufen, um noch mehr Kinder in dieses Hilfsprojekt mit aufnehmen zu können. Allerdings liegen die Kosten für ein geeignetes Haus bei etwa 250.000 Euro. Seit 18 Jahren ist sie für den Verein aktiv, reist selbst drei bis vier Mal im Jahr nach Rumänien. 80 Vereinsmitglieder zählt "Vergessene Kinder", zehn davon bilden den harten Kern. Der nächste Hilfskonvoi ist für Ende November geplant. Um Spenden wird dringend gebeten.

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