Ratingen Handlicher Führer durch die Stadtgeschichte

Ratingen · Gebürtige und oft auch gut angelernte Ratinger wissen wahrscheinlich, was eine "Dröppelminna" ist. Für die anderen Interessierten sei gesagt, dass es sich dabei um ein Gefäß für die Zubereitung von Kaffee handelt, das in der Regel aus Zinn hergestellt war, drei Beinchen und einen kleinen Kranen hatte.

 Ein Rundgang durch die stadtgeschichtliche Sammlung des Ratinger Museums wird jetzt noch informativer.

Ein Rundgang durch die stadtgeschichtliche Sammlung des Ratinger Museums wird jetzt noch informativer.

Foto: Achim Blazy

Mit dem kleinen Buch, in dem auch so etwas geschrieben steht, ist dem Museum ein wahrlich großer Wurf gelungen - kann sich ein Besucher nämlich vor einem Besuch der stadtgeschichtlichen Abteilung richtig einlesen, einsehen oder nach der Ansicht der ausgestellten Zeitzeugen das Gesehene nachbearbeiten.

Die stadtgeschichtliche Ausstellung leidet ein bisschen darunter, dass aus grauer Vorzeit natürlich nicht gerade ein üppiges Füllhorn haufenweise Exponate ausgeschüttet hat - man muss haushalten. Von den Schützen gibt es allerhand. Auch kirchlich gesehen ist das Anschauliche wirklich ordentlich. So gibt es viele Figuren aus dem ehemaligen Minoritenkloster, die, selber der Armut verpflichtet, zur Ehre Gottes immerhin reichen Schmuck von Sponsoren entgegennahmen und aufstellten.

 Original und Bild: der Fliehkraftregler einer Dampfmaschine.

Original und Bild: der Fliehkraftregler einer Dampfmaschine.

Foto: Blazy Achim

Hoch interessant in diesem Zusammenhang sind die beiden Lindenholz-Figuren der Hl. Katharina und der Maria Immaculata aus dem 17. Jahrhundert. Sie sind mit einem dicken, weißen Anstrich zugekleistert, vermitteln aber doch Anmut und Würde. Die Katharinen-Figur ist an einzelnen Stellen vom Weiß befreit und zeigt die Farbe darunter, wie sie möglicherweise einmal geleuchtet hat. Vielleicht aber war die Malerei auch nicht überall intakt - ein Grund dafür, nur kleine Stücke freizulegen.

Wenngleich die Exponate im Museum alle mit ausführlichen Erklärungen ausgestattet sind, so hat man mit dem neuen Ausstellungsführer doch nun die Möglichkeit, erhobenen Hauptes zu betrachten und gleich auch nachzulesen, ob man nun alles weiß, was bekannt ist.

Geschichte kann immer auch bunt sein, die Akteure der Vergangenheit menschlich werden lassen - dann vergisst man sie auch nicht. Zum Beispiel Philipp Graf Ferdinand Lassalle, den Mitbegründer der deutschen Arbeitervereinigung, der 1848 in Ratingen flammende Reden über demokratische Rechte und zur Unterstützung des Nationalversammlungsbeschlusses zum Steuerboykott hielt. Hatte er nun ein Pantscherl mit Josephine von Hatzfeld auf Schloss Kalkum, die nach 38 Prozessen schließlich doch von ihrem Mann geschieden wurde?

Ein bisschen Tratsch steckt also auch in manchen Erklärungen. Wobei mit Hilfe von wirklich gutem Tratsch manche Geschichtszahlen wirklich besser im Gedächtnis bleiben.

Die Gegenstände sind nicht nur katalogisiert, sie sind so genau beschrieben, dass man dankbar die Begriffe wie Klöntür, Haspel und Rocken, Dreschflegel, Scheffel und Elle leibhaftig ansehen und verstehen kann. Und man kann auch erfahren, dass das Düsseldorfer Rasseschwein in Ratingen verbreitet war, eine eher stromlinienförmige Gestalt hatte und rosa mit schwarzen Flecken trug.

Nach dem Wirtschaftswunder mit Constructa und Roller, beides eher cool erzählt, folgt dann ein wirklich inniges Bild, das die kommunale Neugliederung Ratingens symbolisieren soll: Im Vordergrund ein Getreidefeld - es könnte Weizen sein -, dahinter Bäume, gestaffelt, darüber Himmel, leicht bewölkt.

(gaha)
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