Hösel Gut gebellt, Herr Keim

Düsseldorf · In einem Live-Hörspiel rund um den "Hund von Baskerville" präsentierte Stefan Keim seine Interpretation der Kult-Figur Sherlock Holmes im Höseler Caféhaus. Hausherr Heinz Bieger will die Kleinkunstreihe fortsetzen.

Der Geruch von Gulaschsuppe, frischem Brot und Torten macht es einem im wohlig-warmen Café doch etwas schwer, sich den düster-kalten englischen Nebel des ausgehenden 19. Jahrhunderts vorzustellen. Ruhig erzählend, markerschütternd rufend, leise flüsternd oder auch bellend nimmt Stefan Keim die Zuhörer mit in das Finale vom "Hund von Baskerville". Sein Keyboard dient dem Kabarettisten als wichtigstes Hilfsmittel, um mit musikalischer Untermalung und Geräuschkulisse sein "Live-Hörspiel" über den britischen Kult-Detektiv zu inszenieren.

Lebhafte Schützenhilfe

Nach dem fulminanten Einstieg gibt Keim einige Details aus dem Leben von Autor und Kunstfigur preis. So erfährt das Publikum, dass Sherlock Homes und Dr. Watson in der Praxis eines erfolglosen und deshalb gelangweilten Arztes entstanden. Für Stefan Keims ganz eigene Erzählung mit bekannten Figuren aus den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle ist das winzige Detail des Kokain schnüffelnden Detektivs nicht ganz unbedeutend. Wohl darum erwähnt er es – ebenso wie die gescheiterten Versuche Doyles, sich seiner Figur durch dessen Tod zu entledigen.

Nach gut zwei Stunden lebhafter One-Man-Show scheint Keim dem ursprünglichen Autor späte Schützenhilfe leisten zu wollen. Sherlock Holmes, der Meisterdetektiv, erweist sich als schizophrenes Wesen, als Wahnsinniger, der sich in seinem Geniesein stets unterfordert fühlte und sich im Kokain-Rausch endlich einen ebenbürtigen Gegner schuf. "Ich liebe Krimis und ganz besonders Sherlock Holmes – die gruselige Stimmung und die leichte Ironie in Doyles Erzählungen", sagt der Journalist, für den das Kabarett mehr als nur ein Hobby ist. "Mit dem aktuellen Programm bin ich seit einem Jahr auf Tour. Ich habe versucht, die vielen Geschichten und Figuren in einer Lesung zusammen zu denken."

Fans können beruhigt sein: Keim lässt Holmes nicht wirklich dem Wahnsinn verfallen. Sich allerbester Gesundheit erfreuend, entlarvt der geniale Detektiv den Anschein als heimtückischen Versuch eines seiner Gegenspieler, den Kriminalisten ohne Mord loszuwerden. Und damit war Keim, der jeder seiner Figuren einen ganz eigenen Charakter zu geben vermochte, wieder am Anfang angekommen: Bei Mister Stapleton, dem Hausverwalter auf Baskerville.

Zehnmal hatten der Dortmunder Verein "Melange" und Konditor Heinz Bieger im vergangenen Jahr zum Kleinkunstabend in das Caféhaus eingeladen. "Wir hatten überdurchschnittlich viele Besucher und haben die Zusammenarbeit deshalb fortgesetzt", sagt Hausherr Bieger. "Der Verein ist damals auf mich zugekommen und hat damit eine Idee von mir zum Leben erweckt." Diesmal war das Café zwar nur zur Hälfte besetzt, der Qualität des Abends tat dies aber keinen Abbruch.

(RP)
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