Analyse "Grüner Jäger": Dauer-Sorge um ein Markenzeichen

Heiligenhaus · Lustig: Keiner weiß, ob das alte Gasthaus tatsächlich aus dem Jahr 1721 stammt, wie am Giebel zu lesen ist. Unlustig: Das Haus gehört der Stadt - und es scheint an der Idee für die künftige Nutzung zu mangeln. Bald ist wieder Ortstermin.

Das denkmalgeschützte Gebäude "Grüner Jäger" an der Ratinger Straße gehört seit 2009 der Stadt. Gekauft, nachdem Jahre zuvor die Gastwirtschaft drinnen dichtgemacht hatte, gammelt das historische Fachwerkhaus vor sich hin, moniert die SPD. Eine Nutzung gebe es bisher nicht. "Das historische Gebäude droht zu verfallen", sagt de Ortsvereinsvorsitzende Ingmar Janssen.

"Am denkmalgeschützten Grünen Jäger steht auf dem Fachwerk 1721. Es steht also dort seit fast dreihundert Jahren" stellt Manuela Janssen fest. "Wir finden, dass der Grüne Jäger ein Markenzeichen am Stadteingang von Heiligenhaus ist" sagt sie. Nun mag es an Interesse nicht mangeln - aber so ziemlich an allem anderen. Denn es gibt eine Crux an der Sache. Das Haus ist denkmalgeschützt, müsste also - wie und von wem auch immer - in den Originalzustand versetzt werden. Und wie das funktionieren soll bei einem Haus, hinter dessen Geschichte Fragezeichen stehen, das steht auch acht Jahre nach dem Ankauf durch die Stadt eher in den Sternen. Schon vor geraumer Zeit hatte der damalige zuständige Beigeordnete Harald Flügge hinter das Baudatum 1721 in Zweifel gezogen. Nach vorhandenen Unterlagen ließ sich das Alter nur irgendwie eingrenzen: "18. oder 19. Jahrhundert." Ein ziemlich weites Feld. "Es wäre schade, wenn das schöne historische Haus verschwinden würde", so sieht man es bei der SPD - und braucht sich um Zustimmung in diesem Punkt wohl nicht zu sorgen. Einen kleinen Prüfstein für das historische Interesse der Heiligenhauser gibt es am übermorgigen Donnerstag, 17.30 Uhr. Die SPD lädt zu einem Ortstermin ein. Kleine Einschränkung: Wegen der räumlichen Einschränkungen wird um Anmeldung gebeten unter 02056/22859.

Nun werden auch brennend Interessierte kaum die Kenntnisse und Geld mitbringen, an der misslichen Lage des historischen Ensembles etwas zu ändern. Was fehlt, ist eine Leitidee.

Immerhin wird nach dem "Grünen Jäger" dereinst der modernste Heiligenhauser Industriepark heißen (man dürfte das auch Gewerbegebiet nennen, aber das ist aus der Mode). Insofern wäre das verwunschene Fachwerkhaus eine wunderbare Schnittstelle zwischen Stadtgeschichte und Zukunft. Was sich aus so etwas machen lässt, wäre in der Innenstadt schon jetzt zu studieren: im Hefelmannpark.

(RP)
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