Homberg Golfer setzen auf Naturschutz

Homberg · Der Düsseldorfer Golf Club in Ratingen-Homberg wurde für sein Engagement im Umwelt- und Naturschutz ausgezeichnet. Es gibt eine Streuobstwiese, einen Turmfalkenhorst und acht Bienenvölker.

 Greenkeeper Philip Haude (links) und Platzwart Hans-Joachim Henne nehmen Bodenproben, um die Qualität der Bodenstruktur zu untersuchen.

Greenkeeper Philip Haude (links) und Platzwart Hans-Joachim Henne nehmen Bodenproben, um die Qualität der Bodenstruktur zu untersuchen.

Foto: Achim Blazy

"Der Golfer ist Naturschützer, nur weiß er es oftmals nicht", sagt Dr. Gunter Hardt, Experte für Umweltmanagement und Auditor für das Qualitätszertifikat "Golf & Natur" des Deutschen Golf Verbandes (DGV). Zu der Einschätzung kommt er aufgrund langjähriger Erfahrung in der Materie und mit zahlreichen Golfclubs in Deutschland. Der Sport findet in der Natur statt und die Anlagen bilden jede für sich eine Art Biotop, oftmals inmitten urbanen Geländes.

"Entgegen landläufiger Meinungen verbrauchen Golfplätze deutlich weniger Dünger als der Ackerbau." Von den rund 750 Golfanlagen im Bundesgebiet beteiligen sich etwa 180 an der Zertifizierung.

Ende September war der Stuttgarter Auditor im Düsseldorfer Golf Club in Homberg zu Gast. Dort hat er nach erfolgreicher Prüfung gemeinsam mit Jürgen Gaus von der Deutschen Gesellschaft zur Zertifizierung von Managementsystemen (DQS) das Silberzertifikat vergeben. Es zeichnet den Club für langjährige "ordnungsgemäße, umweltbewusste und nachhaltige Betriebsführung" aus.

Bereits seit 2011 beschäftigt sich Headgreenkeeper Philip Haude mit naturnaher und umweltgerechter Pflege der 45 Hektar großen Anlage zwischen den Autobahnen 3 und 44. "Allerdings haben wir den Prozess zwischendurch nicht weiterentwickeln können und sind deshalb erst jetzt etwas verzögert mit dem silbernen Zertifikat ausgezeichnet worden", sagt Haude. Eine Platzpflege mit möglichst wenig Pflanzenschutzmitteln und Düngern gehört für den Agrarwirt und Landmaschinenmechaniker sowieso zum Alltag. Sich darüber hinaus für die in den Zertifizierungsrichtlinien geforderten Maßnahmen einzusetzen, war für ihn kein besonderer Schritt mehr. "Der größte Aufwand liegt noch in der Dokumentation, aber auch das ist in den Griff zu kriegen. Eigentlich ist es nichts anderes, als das Tagesgeschäft schriftlich zu erfassen." Inzwischen beherbergt die Clubanlage eine Streuobstwiese, einen Turmfalkenhorst und acht Bienenvölker. Die wurden vom Haaner Landwirt und Hobby-Imker Stefan Langensiepen vor rund einem Jahr zur Probe aufgestellt. "Aber es sieht ganz gut aus, dass wir nicht nur diese Bienenvölker hierbehalten, sondern sogar noch weitere bekommen." Der Falkenhorst ist in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Zum einen sollen sich Wanderfalken wieder heimisch fühlen, zum anderen sind sie eine chemiefreie Möglichkeit zur Bekämpfung von Mausbefall. Bereits 2013 wurde der Passus Umwelt- und Naturschutz als Vereinszweck in der Satzung verankert, außerdem fordert die Zertifizierung Maßnahmen zum Pflanzenschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz und ein Sicherheitskonzept. "Dabei ist wichtig, dass es sich um ein selbstverpflichtendes und proaktives Qualitätszertifikat handelt", erklärt Gunter Hardt. "Die Clubs setzen sich im Rahmen der Zertifikatsinhalte eigene Ziele, deren Erreichung im jeweiligen Audit überprüft wird." So kann der Düsseldorfer Golf Club in zwei Jahren Gold-Status erreichen.

Eine der dann geforderten Maßnahmen ist schon jetzt erfüllt: der Waschplatz mit Ölabscheider für die Reinigung der clubeigenen Maschinen und Fahrzeuge. Im kommenden Jahr wird auf dem Clubgelände Bio-Unterricht angeboten, Gespräche mit einer Düsseldorfer Schule laufen dazu bereits. "In allen unseren Bemühungen arbeiten wir auch eng mit den Behörden zusammen", sagt Philip Haude. "Aus unserer Sicht ist es besser, die entsprechenden Stellen frühzeitig einzubinden und nicht abzuwarten, bis sie aus dienstlicher Sicht auf uns zukommen müssen." "Viele Golfanlagen haben genau das noch nicht verstanden", sagt Hardt.

(stemu)
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