Heiligenhaus Gelebte Geschichte(n)

Düsseldorf · Beim Mittelaltermarkt im John-Steinbeck-Park gab es für das Publikum Szenen aus vergangenen Zeiten zu sehen: Kastanienrösten, Schwertgeplänkel, Kohlkopf-Rugby. Gekocht und gegrillt wurde über offenem Feuer.

"Den größten Effekt erzielen wir, wenn wir so durch die Innenstadt zum Einkaufen gehen." Harper von Helpenstein, Ministeriale des Erzbischofs Rainald von Dassel, blickt an seiner royalblauen und reich verzierten Gewandung herunter und grinst. Die Schausteller der mittelalterlichen Gruppen Communis Pristina und der Ratinger Plänkler sind es gewohnt, neugierigen Blicken zu begegnen. Und Neugierige zog es so einige an diesem Wochenende in den John-Steinbeck-Park zum vierten Mittelaltermarkt in Heiligenhaus.

Die Organisatorin und Chefin der Heiligenhauser Mittelaltergruppe "Silva Hilinci", Anne Willing, hatte mit sechs Helfern ihrer Gruppe und Schaustellern aus der Umgebung einen Teil des Parks in einen mittelalterlichen Schauplatz des 13. Jahrhunderts verwandelt. "Dracones noctis" aus Remscheid und drei Ratinger Gruppen hatten ihre Zelte hier aufgeschlagen und lebten den Alltag des 13. Jahrhunderts vor: Wer nicht an der zentralen Feuerstelle Kastanien röstete, amüsierte sich bei einem Schwertgeplänkel oder genoss einen kräftigen Schluck Met mit Kirschsaft, der als "Wikingerblut" verkauft wurde.

"Wie sind keine Vagabunden"

Doch nicht jedem Besucher erschloss sich gleich, was Sinn und Zweck eines Mittelaltermarktes ist. "Die Meinungen über unser Hobby gehen schon weit auseinander. Manche glauben sogar, wir würden nichts anderes machen und vagabundieren durch die Lande", so Miriam Schaefer. Für Mittelaltermärkte in ganz Deutschland schlüpft die 23-Jährige in die Rolle der Agnes von Bielstein. Eine historisch belegte Person, die sogar in ihrem eigenen Familienstammbaum auftaucht, wie sie sagt. "Das macht unser Hobby aus. Wir interessieren uns nicht nur für einen bestimmten Zeitraum der Geschichte, wir leben ihn auch und machen ihn so für den Zuschauer erlebbar."

Mit zehn Erwachsenen und zehn Kindern waren beide Gruppen angereist und lagerten drei Tage im Park. Das Schlafen in Zelten, egal welche Witterung erwartet wird, ist für sie so selbstverständlich wie das Speisen im Zelt. Und damit die Mahlzeiten auch standesgemäß abgehalten werden können, befinden sich ein hölzerner Tisch sowie einfach aufzubauende Stühle immer im Gepäck der Reisenden. Damit auch die Besucher nicht hungern müssen, sorgten "Dracones noctis" dafür, dass immer eine Suppe über dem Feuer garte, und vom benachbarten Stand wehte der verführerische Duft brutzelnder Spieße über die mittelalterliche Idylle, die nur hin und wieder vom Kampfgeschrei der Ritter oder aber von der grölenden Meute unterbrochen wurde, die am Samstag beim Rugby einem Kohlkopf hinterherjagte.

(RP)
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