Heiligenhaus Gegen den alltäglichen Rassismus

Heiligenhaus · Beim Jugendhilfetag war erstmals der Jugendrat beteiligt. Das Thema: "Die Schere im Kopf ... Multikulti am Ende!?"

Szenische Übung: Beim Jugendhilfetag ermutigte Improvisationscoach Nicole Jeanette Mura die Teilnehmer, sich zu loben.

Szenische Übung: Beim Jugendhilfetag ermutigte Improvisationscoach Nicole Jeanette Mura die Teilnehmer, sich zu loben.

Foto: Dietrich Janicki

Es ist eine Szene, die Thomas Langmesser nachdrücklich im Kopf geblieben ist: "Als wir im Rahmen der Diskussionen um die Spielplatzschließungen besuchten wir die betroffenen Spielplätze, um mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Es kam ein älterer Herr auf mich zu und beschwerte sich, dass an manchen Stellen Spielplätze gebaut würden, auf denen dann nur Ausländer-Kinder spielen würden." Dieser Satz habe den Leiter des Jugendamtes sprachlos gemacht.

Und schon ist die Runde des Jugendhilfetages unter dem Motto "Die Schere im Kopf ... Multikulti am Ende!?" mitten in der Debatte. Wie äußert sich Rassismus im Alltag? Wie kann man dagegen angehen? Und was ist Rassismus eigentlich?

Über 105 Anmeldungen aus der Heiligenhauser Kinder- und Jugendarbeit konnten sich die Organisatoren des Jugendamtes freuen. Für Bürgermeister Jan Heinisch, der ein persönliches Grußwort hielt, auch ein Hinweis auf die stetig gute Themenauswahl, die viele Interessierte zusammen bringe: Die sei auch dieses Mal wieder aktuell und auch provokant. Umso mehr freute er sich, dass in diesem Jahr auch erstmals der Jugendrat der Stadt Heiligenhaus an der Organisation des längst traditionellen Termines beteiligt war. "Das ist ein Thema, das uns besonders am Herzen liegt, denn Rassismus im Alltag ist ein großes Thema", erklärten die Abgeordneten des Jugendrates, Zehra Aktas und Birgül Sarigül. "Wir dürfen nicht vergessen, auch vermeintlich aufgeklärte Menschen können ungewollt zu Rassismus neigen." Bewusstsein schaffen, darum ging es an diesem Tag, um Akzeptanz und Toleranz, um das Aufeinander zu gehen und verstehen wollen, um dann, im besten Falle, auf allen Seiten Vorurteile abzubauen. Die Ergebnisse aus Debatten und Wortbeiträgen der Teilnehmer vertiefte Nicole Mura, Trainerin für Improvisationstheater, spontan im szenisches Schauspiel, und forderte auch auf, in Übungen selbst szenisch zu arbeiten.

Für Bürgermeister Heinisch ist es wichtig, dass der Jugendhilfetag Impulse setzen kann. "Es gibt sie, diese Tendenzen, die sich gegen die freiheitliche Welt, in der wir leben, richten. Solche Phasen hat es in der Vergangenheit immer gegeben, aber wir sind heute hier, um daran zu arbeiten, dass es nicht wieder passiert." Die Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit seien dabei die richtigen Multiplikatoren.

Doch neben dem Rassismus im Alltag setzten die Organisatoren auch auf Fachreferenten, die Einblicke in Extremismus wie dem Salafismus gaben. Uwe Peuker etwa, der bis 2014 im operativen Bereich des Verfassungsschutzes tätig war, und seitdem Aussteigern zur Seite steht, oder auch Yvonne Dabrowski, die Islam- und Politikwissenschaftlerin sprachen auch über präventive Handlungsfelder.

(sade)
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