Ratingen Galerie des Wahnsinns feiert Jubiläum

Ratingen · Peter Maria und Iris Schäfer betreiben seit zehn Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Papiermühle im Angertal eine Galerie mit einem wilden Namen.

 Sie feiern den Erfolg einer Idee, die nun ein Jahrzehnt Bestand hat (von links): Werner Kiefaber, Nepoznati Autor, Peter Maria und Iris Schäfer mit Steven Dag und "Kontrastkind".

Sie feiern den Erfolg einer Idee, die nun ein Jahrzehnt Bestand hat (von links): Werner Kiefaber, Nepoznati Autor, Peter Maria und Iris Schäfer mit Steven Dag und "Kontrastkind".

Foto: Achim Blazy

Wenn man einen Ort für Kunst eröffnet und den dann "Galerie des Wahnsinns" nennt, dann ist man entweder desselben fette Beute oder muss den Mund halten, falls über den Namen wortspielend Scherze gemacht werden. Man kann aber auch den wilden Namen in Verbindung mit gewürfelten Käsehäppchen und gewürztem Käsesüppchen setzen und feststellen, dass Lokation und Angebot ordentlich und gar nicht so sehr verwegen sind.

Peter Maria und Iris Schäfer haben im Papiermühlen-Quartier jenseits der Aue einen Platz für sich, Gäste und Kunden gestaltet, der äußerlich den abgeranzten Charme einer ehemaligen Fabrik ausstrahlt, andererseits naturnahe Begegnungen zulässt und mit wohlsortierter Gastlichkeit aufwartet.

Immer wieder - wenngleich nicht oft - gibt es Kunstaustellungen - immer wieder auch mal handwerkliche Workshops und Kurse sowie Foto-Sessions, die alle ihre besonderen Interessenten haben. Es gab auch mal Musik, doch die erschien der Nachbarschaft nicht genehm.

Im vergangenen Sommer schufen Schäfer und sein Freund Nepoznati Autor, Musiker und Bildhauer aus Sarajevo, mit Kettensägen und griffigerem Werkzeug aus einer noch verwurzelten amerikanischen Schwarzkiefer eine Skulptur, draußen vor der Galerie, und nannten sie "Four-Direction-Pole". Jetzt gehört eben dieser Freund aus Sarajevo zu den drei Künstlern, die die aktuelle Jubiläumsausstellung beschicken. Seine Lebensphilosophie "I'm only thinking about love" spiegelt sich in seiner Arbeit wider, sagt er, und präsentiert ein vielfältiges Sortiment unterschiedlicher Werke. Er ist Bildhauer, Musiker, spielt Gitarre und Trommel und macht Mosaiken.

"Katharina Kepinski, geboren am 19.Februar 1986 in Polen. 1989 als kleines, süßes Pummelchen im weißen Strickkleid mit passender Mütze nach Deutschland ausgewandert", tut erst mal ihre Scherzkeks-Vita kund und gibt zu: "Autodidaktisch folgte die Auseinandersetzung mit allen handwerklichen, kreativen und intellektuellen Möglichkeiten des Lebens und der Kunst somit blieb dieser offenere Blickwinkel erhalten und nur so die Möglichkeit zu wahrer Kreativität". So geht das also. Immerhin weitet sie ihre Kreativität auch auf den Namen aus und nennt sich "Kontrastkind".

Ihre Arbeiten sind weder starr noch unflexibel und sie (im Gegensatz zur Konkurrenz) arbeitet sie bei Aufträgen auch deren Ideen ein, wenn die denn "ergebnisorientiert, kraftvoll, ausdauernd, innovativ, individuell und aussagekräftig zum bestmöglichen Resultat gebracht werden können".

Begleitet wurden ihre malerischen Erfahrungen von der Hanauer Künstlerin Franziska Haslinger, deren Schule für das Handwerk in Malerei und Zeichnung Kontrastkind besuchte. Und oft überzieht sie ihre Bilder mit einem goldenen Hauch.

Steven Dag besuchte bereits in jungen Jahren Museen, Auktionshäuser und Galerien. Früh entwickelte sich sein Interesse am Zeichnen und Malen.

Parallel zu einer Karriere im Finanzsektor ("Der Junge soll was Ordentliches lernen") besuchte er die hoch angesehene Art Academy von Berchem (Antwerpen). Seit 2009 unterrichtet er an der Art Academy Zeichnen und Malen.

Seine Inspirationsquelle ist der nördlich-europäische und östlich-europäische Expressionismus, den er auf eine ganz persönliche und gut zugänglichen Weise übersetzt. Sein farblicher Ausdruck ist stark geprägt von Malern wie Oskar Kokoschka, Ernst Ludwig Kirchner und Edvard Munch.

Seine Porträts stellen traumhafte Personen dar, deren Blick auf eine Welt außerhalb des Bildes gerichtet ist. Sie schauen melancholisch in die Ferne.

Und während für eine Weile mal die Tische abgebaut sind, an denen sonst kunstfertig Perlen hergestellt wurden, während die goldschimmernden Kontrastkinder von der Wand schauen, die ursprünglichen Holzskulpturen Handfestigkeit ausstrahlen, arbeiten die Schäfers nebenbei auch noch an der Rettung ihrer Umwelt: Sie sammeln Geld fürs Aufforsten des sturmgeschädigten Waldes und tauschen dafür je zehn Euro gegen fein gefertigte Holzwürfel. Gerade erst haben Kinder und Eltern des benachbarten Kindergartens 25 Baum-Stecklinge erworben.

(gaha)
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