Christian Pannes "Gäste haben neuen Qualitätsanspruch"

Ratingen · Der Gastronom weiß: Gutes Handwerk ist gefragt, persönliche Ansprache und ein Ambiente, das ankommt.

 Ratingen ist für Wirte kein einfaches Pflaster, meint Christian Pannes. Seine Sicht: "Der Ratinger hat einen gewissen Anspruch, der zwischen dem dörflichen Charakter und der Großstadt liegt."

Ratingen ist für Wirte kein einfaches Pflaster, meint Christian Pannes. Seine Sicht: "Der Ratinger hat einen gewissen Anspruch, der zwischen dem dörflichen Charakter und der Großstadt liegt."

Foto: Achim Blazy

Sie sind jetzt fast genau vier Jahre Chef des Talschlösschens. Wie hat sich die Gastronomieszene in der Stadt in dieser Zeit entwickelt?

Christian Pannes Das Ausgehverhalten der Menschen hat sich grundsätzlich verändert. Früher war es so, dass die Leute gekommen sind, sobald man die Tür aufgemacht hat. Heute ist das anders, die Gäste haben einen anderen Qualitätsanspruch. Das bedeutet nicht, dass sie übertrieben anspruchsvoll sind, aber sie wollen etwas für ihr Geld bekommen. Dafür geben sie dann auch gerne Geld aus.

Was muss man den Gästen denn bieten?

Pannes Ein ganz großer Faktor ist die Ehrlichkeit, zusammen mit Leidenschaft. Dazu sind gute Produkte wichtig. Es reicht nicht, sich einfach hinzustellen und zu sagen, hallo hier bin ich. Gutes Handwerk ist gefragt neben der persönlichen Ansprache und Ambiente.

Aber wenn man sich ansieht, dass in letzter Zeit einige Betriebe geschlossen haben in der Stadt, scheint Ratingen kein einfaches Pflaster für die Gastronomie zu sein.

Pannes Das ist definitiv so. Der Ratinger an sich hat einen gewissen Anspruch, der zwischen dem dörflichen Charakter und der Großstadt liegt. Warum andere Betriebe schließen, kann und will ich nicht beurteilen. Allerdings ist es durchaus schwerer für Menschen, die hierher zugezogen sind, die besondere Mentalität, die wir hier haben, zu verstehen. Wer dem Ratinger ein ehrliches Produkt, eine Dienstleistung mit Leidenschaft anbietet, der bekommt das aber auch honoriert.

Was fehlt gastronomisch in der Stadt?

Pannes Es fehlt teilweise die Vielfalt, wir sind außerhalb aller Trends. Überall schießen Burger-Läden als Beispiel aus dem Boden. Hier in der Stadt gibt es keinen einzigen. Es gibt keine Trendgastronomie wie in Großstädten, vieles ist zu ähnlich. Im Herzen der Innenstadt kann man ohne Frage in allen Läden sehr gut essen, aber letztlich sind sich die Angebote alle doch recht ähnlich.

Woran liegt es? Fehlt der Mut?

Pannes Das ist eine schwere Frage, Gastronomie ist eine Hochrisikobranche, das wird jede Bank bestätigen. Mut ist schön und gut, aber was bringt Mut, wenn man keine Finanzierung für ein gutes Konzept findet. Brauereien und Banken sind einfach auch nicht mehr so schnell von innovativen gastronomische Projekten zu begeistern - wenn man mal von ganz wenigen Ausnahmen absieht. Das liegt einfach daran, dass es sehr schwer ist, die Entscheider dort, für neue Ideen zu gewinnen.

Wie ist das bei Ihnen? Den Schritt in die gastronomische Selbstständigkeit schon einmal bereut?

Pannes Das kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Es ist ja grundsätzlich schwerer geworden, selbstständig zu sein. Das ist nicht bloß auf die Gastronomie beschränkt - sowohl finanziell als auch was Verordnungen und gesetzliche Bestimmungen angeht. Spaß macht es trotzdem.

Der Frühling geht los. Wie wichtig ist ein Terrassenbetrieb für die Gastronomie?

Pannes Der ist absolut wichtig. Im Sommer müssen wir Geld verdienen, um den Winter zu überstehen. Da gibt es nichts schön zu reden, das ist einfach so. Um mal die Relationen zu verstehen: In meinem Laden habe ich im Innenbereich 60 Plätze, die Terrasse hat schon 80. Das zeigt eindeutig, wie wichtig das ist.

Aber wichtig ist doch auch immer das Miteinander mit der Nachbarschaft.. .

Pannes Da haben wir großes Glück. Zum einen sind wir im guten Dialog mit den Anliegern, viele gehören zu unseren Gästen. Das macht es natürlich einfacher für uns. Dazu kommt aber auch, dass unsere Gäste sich im Biergarten sehr vernünftig verhalten. Sie wissen, dass wir in einem Wohngebiet sind und sie sich entsprechend verhalten müssen. Deshalb haben wir hier wirklich ein sehr gutes Miteinander.

Wolfgang Schneider stellte die Fragen.

(RP)
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