Ratingen Gabelkönig macht Schrott zu Gold

Ratingen · Ausrangierte Bestecke und Metalle sind der Grundstoff, aus dem Gabelkönig Fossi kreative Schmuckstücke fertigt.

 An seinem Stand erzählt Gabelkönig Fossi immer gern, wie seine Werke zustandekommen.

An seinem Stand erzählt Gabelkönig Fossi immer gern, wie seine Werke zustandekommen.

Foto: Achim Blazy

Seine Bude auf dem Weihnachtsmarkt ist ein echter Hingucker. Einerseits, weil hier - typisch Mittelalter - mit Silberlingen bezahlt werden kann, wie entsprechende Aushänge verkünden. Andererseits, weil Fossi der Gabelkönige eine so auffallende Erscheinung ist. Mit Wams und Kappe macht der Kunsthandwerker Reklame in eigener Sache. Seine Sache ist das Kunsthandwerk.

"Da bin ich ja leider der Einzige meiner Zunft", beschreibt er das diesjährige Miteinander der Büdchenbestücker vor St. Peter und Paul. Auf Samt gebettet zieren funkelnde Ringe und blitzende Broschen seine Auslage. Vor allem sind es kunstvoll gebogenen und sich grazil verrenkende Silberspitzen, die das Markenzeichen der diversen Armspangen sind. "Das sind alles alte Gabeln", beschreibt Fossi der Gabelkönig den Grundstoff, aus dem seine Schmuckstücke sind. Als André Fuerbach geboren, hat der gebürtige Mülheimer "schon immer gerne nach Schätzen gesucht". Entlang des Niederrheins fand er früher bei seinen ausgedehnten Spaziergängen Teile von Mammutknochen, Schlittschuhe aus dem Mittelalter und andere Fossilien. "Davon leitete ich meinen Namen Fossi ab." Höhere Weihen als Krönung zum Gabelkönig erteilte sich der Bronzegießer, der seinen Künstlerberuf als Autodidakt erlernte, als er sein Geschick als so etwas wie ein Löffelbieger erkannte. Nur dass sein bevorzugtes Besteck eben die Gabel ist. Aber auch aus ausrangierten Würfelzuckerzangen weiß er anschauliche Kreuze zu arbeiten oder gestaltet ein handelsübliches 50-Cent-Stück für den buddhistischen Ausgleich im Leben zum Yin-und-Yang-Anhänger um. Als "meine schönste Idee zum Gedenken an die Opfer von Paris" beschreibt er den "Je suis Paris"-Anhänger.

Wie eine solche Preziose gefertigt wird, erklärt Fossi immer gerne. Rasch demonstriert er das mit dem Gasbrenner über einem Miniatur-Amboss, den er am Stand hat. "Wer Lust hat, darf immer gerne mitmachen." Bevorzugt weist er Kinder in die großen und kleinen Geheimnisse merowingischer Vogelfibeln ein oder warum Markgräfin Uta von Nauburg so gerne ihren Leibrock mit einem Fürspann schloss. Das nämlich ist eine mittelalterliche Brosche, zumeist aus Bronze oder Messing, die bevorzugt im 13. und 14. Jahrhundert in Gebrauch war und den Halsausschnitt der sogenannten Cotte verschloss, weiß Fossi. Das Mittelalter sei "faszinierend" mit seinen hübschen Burgfräulein und den mutigen Rittern. Und eigentlich ist es noch immer nicht vorbei. "Mord und Totschlag gibt es ja noch immer", beschreibt er Aspekt des Zustands der Welt.

"Ich bin Improvisationskünstler", sagt der 53-Jährige, der "immer ein bisschen nach Lagerfeuer riecht", über sich. Im Klartext bedeutet das: Besucher können gerne ausrangierte Bestecke mitbringen, der Gabelkönig wird etwas Schmückendes daraus machen.

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