Ratingen Feuerwehr schlägt Alarm

Düsseldorf · Immer mehr Einsätze, eine hohe Belastung für Mensch und Material: Bei der Wehrversammlung im Stadttheater wurde klar, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen hauptberuflichen und ehrenamtlichen Kräften ist.

Wehrversammlung im gut gefüllten Stadttheater, ein Pflichttermin für all die Personen, die in Verwaltung und Politik etwas zu sagen haben. "Danke!" Dieses Wort kommt den Rednern immer wieder gern über die Lippen – Bürgermeister Harald Birkenkamp zum Beispiel und Landrat Thomas Hendele. Sie heben mit diesem Dankeschön kurz und knapp hervor, dass die große Ratinger Einsatztruppe immer dann verlässlich zur Stelle ist, wenn man sie braucht.

Dass das abgelaufene Jahr 2009 für Feuerwehrchef René Schubert und sein Team ein äußerst stressiges war, wollte niemand verhehlen. Kurzum: Die Belastungen nehmen weiter zu, das Unternehmen Feuerwehr muss unter hohem Kostendruck wirtschaftlich geführt werden. Die RP fasst die wichtigsten Aspekte in der Bilanz des Jahres 2009 zusammen.

Arbeitet die Feuerwehr am Limit?

Nicht direkt. Die Belastungen sind jedoch bei hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften enorm. Der Zeitaufwand ist hoch, und dies macht sich vor allem bei Einsatzkräften bemerkbar, die im Hauptberuf einer anderen Tätigkeit nachgehen. Sie müssen den ehrenamtlichen Job irgendwo unterbringen. Das klappt nicht immer.

Steigt die Zahl der Einsätze immer weiter?

Eindeutig ja – und zwar in vielen Bereichen. Insgesamt ist die Zahl der Alarmierungen auf 15 428 im vergangenen Jahr gestiegen. Die Einsatzzahlen im Rettungsdienst gehen weiter nach oben. Im Jahr 2007 wurden durchschnittlich noch 34 Einsätze pro Tag registriert, im Jahr 2009 waren es schon 39. Bemühungen, diese Belastungen mit Hilfe eines neuen Rettungsdienstbedarfsplans des Kreises Mettmann abzufedern, laufen auf Hochtouren.

Immer mehr Fehlalarme – trügt der Eindruck?

Nein, ganz im Gegenteil. Die Zahl der Fehlalarme war im Jahr 2009 mehr als doppelt so hoch wie im Jahr 2008. Blinden Alarm im Bereich Brandschutz/Technische Hilfe gab es im Jahr 2009 genau 276 Mal (2008: 97). Dafür sind laut Feuerwehrchef Schubert mehrere Ursachen verantwortlich. Ein Problem seien fehlerhafte Brandmeldeanlagen, bei Gas-Einsätzen rücke die Feuerwehr generell immer aus. Auf diesem Feld habe man die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken verstärkt, so Schubert. Zudem gebe es immer noch viele Menschen, die sich per Handy bei der Leitstelle melden und ein Feuer gesehen haben wollen. Nicht selten war es eine technische Panne an einem Fahrzeug. Kurzum: Schubert will die Zahl der Fehlalarme reduzieren. Eine schwierige Aufgabe. Fehlalarme seien ein "Motivationskiller", sagt er.

Hat die Feuerwehr Nachwuchssorgen?

Die gute Nachricht: nein! Die Jugendfeuerwehr wächst und gedeiht. Sehr erfreulich: Die Feuerwehr widerlegt den Trend, dass sich immer weniger Menschen ehrenamtlich engagieren wollen. 390 Personen waren im Jahr 2009 insgesamt in ihrer Freizeit für die Feuerwehr aktiv. Im Jahr 2008 waren es 370.

Wie kann die Wehr den Kostendruck abfedern?

Mit Hilfe guter Ideen. So senkt man zum Beispiel die Investitionskosten, indem Vorführ- oder junge Gebrauchtwagen angeschafft werden. Oder man passt bisher getragene jacken den neuen Richtlinien einfach an und lässt sie in einer Schneiderei umändern. Dazu kommt ein hohes Maß an Engagement: Man nehme nur die Erweiterung des Gerätehauses in Hösel, die sich dank der Eigenleistungen der Feuerwehrleute auf der Zielgeraden befindet.

(RP)
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